Aus Leverkusener Archiven Heebie-Jeebies bis Yale: Tanz in den 1920ern

Leverkusen · Tanzschulen unterrichteten zu der Zeit die „modernen Tänze“, die aus Amerika herüberschwappten. Lernen konnten sie etwa Schüler höherer Lehranstalten im Tanzsaal des Hotel Moritz an der Bahnhofstraße in Opladen.

 Mittelschülerinnen von 1930. Tanzen lernen gehörte damals zum gute Ton.

Mittelschülerinnen von 1930. Tanzen lernen gehörte damals zum gute Ton.

Foto: Reinhold Braun/Nachlass Faamilie Müller/Reinhold Braun

In der Serie „Babylon Berlin“ wird viel getanzt – vom Filmballett bis zu heißen Tänzen einiger Hauptdarsteller in Kneipen und Tanztempeln. Im echten Leben der 1920er machten Restaurants, Hotels, Tanzschulen und Veranstalter in Annoncen auf sich aufmerksam. Auch in Leverkusen.

„Die meisten Feiern und Tanzveranstaltungen in den 20er Jahren liefen in unserem heutigen Stadtgebiet ,normal’ ab“, berichtet der Leverkusener Lokalhistoriker Reinhold Braun. „Es spielten Feuerwehr-, Militärkapellen oder einige kleinere Kapellen. Oft wurden sie auch als ,Vornehme Tanzveranstaltung’ bezeichnet.“ Der Lindenhof in Manfort etwa lud im September 1926 zu einer solchen am Sonntagabend ein. Und zum „Konzert mit Tanzeinlagen“ des damals auf heutigem Leverkusener Stadtgebiet sehr bekannten Dauner-Trios. „Lucky Dauner kam später beim WDR als Musiker unter“, ergänzt Braun.

 Das „Gezelin“-Waldrestaurant in Schlebusch lud für jeden Sonntag und Mittwoch zu Konzert- und Tanzunterhaltung ein, jeden Tag gab’s ein Elektrophon-Konzert, im Schloss Reuschenberg jeden Sonntag Tanzunterhaltung, wer mochte, konnte sich ein Hitdorfer Pils dazu bestellen. Das ist den Zeitungsanzeigen zu entnehmen, die Braun für sein Archiv zusammengetragen hat. Zu den „Vornehmen“ Tanzabenden kamen Jazz-Veranstaltungen mit Tanz in einigen wenigen Gaststätten. „Sehr häufig im Schloss Reuschenberg. Hierhin kamen auch Menschen aus anderen Städten. Angeblich sollen auch Züge in Bürrig gehalten haben, um die Leute aus- und einsteigen zu lassen“, berichtet Reinhold Braun.

 Von wegen nur Walzer: Ende der 1920er Jahre waren die Zeitungen voll mit Annoncen wie dieser und Anzeigen, wo wann welcher Tanzabend von Pattscheid bis Schlebusch stattfindet.

Von wegen nur Walzer: Ende der 1920er Jahre waren die Zeitungen voll mit Annoncen wie dieser und Anzeigen, wo wann welcher Tanzabend von Pattscheid bis Schlebusch stattfindet.

Foto: Reinhold Braun/Nachlass Faamilie Müller/Reinhold Braun

Tanzschulen unterrichteten zu der Zeit die „modernen Tänze“, etwa Yale Blues oder Heebie-Jeebies, die aus Amerika herüberschwappten. Lernen konnten sie etwa Schüler höherer Lehranstalten im Tanzsaal des Hotel Moritz an der Bahnhofstraße in Opladen.

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