Das Scala Cinema Ein Wohnzimmer für 259 Film-Fans

Opladen · Leicht versteckt in der Uhlandstraße ist ein Wohnzimmer der besonderen Art: Im Scala Cinema gibt es Programmkino und Eiskonfekt.

 Thomas Schöneborn hat früher ehrenamtlich in einem teilstudentischen Kino in Konstanz gearbeitet. Per Zufall nahm er das Scala Cinema wieder in Betrieb. Er mag lieber süßes als salziges Popcorn, verbindet aber vor allem verschiedenste Emotionen mit dem Kino.   Fotos: jms

Thomas Schöneborn hat früher ehrenamtlich in einem teilstudentischen Kino in Konstanz gearbeitet. Per Zufall nahm er das Scala Cinema wieder in Betrieb. Er mag lieber süßes als salziges Popcorn, verbindet aber vor allem verschiedenste Emotionen mit dem Kino. Fotos: jms

Foto: Julia Schüßler

Die einen schreien, die anderen weinen und wieder andere lachen: Das Scala Cinema an der Uhlandstraße kennt wohl jeden Typ Kinobesucher. Vor über 60 Jahren wurde das heutige Programmkino erstmals eröffnet, seit Umbau und Wiedereröffnung 2008 zeigt Thomas Schöneborn dort vor allem Filmkunst, europäische Arthaus-Produktionen und Independent-Cinema. Zu Weihnachten gibt es aber auch mal einen Blockbuster.

Grün, rot, gelb gemusterter Teppichboden zieht sich durch das ganze Kino. Die dunkelblauen Sessel heben sich leicht von dem Farbspiel ab, passen aber perfekt ins Bild. In zwei Kinosälen können 259 Besucher in den gemütlichen Polstern versinken und gleichzeitig in eine andere Welt auf der Leinwand eintauchen. Gemütlichkeit ist es, was die Besucher an dem Programmkino schätzen, sagt Betreiber Thomas Schöneborn. „Das Scala ist kleiner als andere Kinos und wird dadurch gemütlich.“ Außerdem punktet das Kino durch eine spezielle Filmauswahl.

Für ein besonderes filmisches Schmankerl kommen Besucher auch schon einmal aus Neuss oder Bonn. 40 Prozent sollen nach einer Auswertung des Kinos von außerhalb kommen. Das Scala bedient seit mehr als zehn Jahren eine Film-Nische, viele Produktionen würden sonst gar nicht in Leverkusen laufen. Das Programm stellt Schöneborn selbst zusammen. Die Filme müssen dabei zu den Besuchern passen, Publikumswünsche werden ab und zu erfüllt. Doch gänzlich kann Schöneborn nicht auf Blockbuster verzichten. „Zu Weihnachten wollen die Leute das sehen. Wenn ich hier dann kein Star Wars zeigen würde, wären die Beschwerden zahlreich“, sagt Schöneborn und lacht.

An den Wochenenden und Kinotagen ist das Kino besonders im Winter gut besucht, im Sommer hingegen bleiben die Sessel manchmal leer. „Die Besucherzahlen hängen stark von der Jahreszeit ab“, sagt Schöneborn. Acht Monate habe der vergangene Sommer gedauert, das sei natürlich ein Problem gewesen. „Da waren die Besucherzahlen auch mal einstellig.“ Und auch der Donnerstag scheint bei Film-Fans nicht besonders beliebt zu sein. Warum, das weiß Schöneborn nicht.

Doch wenn das Publikum kommt, ist es genauso besonders wie das Scala: „Etwa drei Viertel sind weiblich und überwiegend Ältere schauen hier Filme.“ Und das wiederum sorgt für einen außergewöhnlichen Verbrauch an Kinoleckereien. Eiskonfekt ist unter den Besuchern der Hit und verdrängt das Popcorn vom ersten Platz. „Eiskonfekt kennen die meisten noch aus ihrer Kindheit. Popcorn gab es erst in den 1980er Jahren im Kino.“

Für Thomas Schöneborn ist ein abgedunkelter Raum mit einer großen Leinwand Faszination. Das Kino ist für ihn ein Ort, der Emotionen verschiedener Art wecken kann. Er glaubt, dass es Lichtspielhäuser prinzipiell immer geben wird. Aber: Gerade junge Menschen im Alter zwischen 14 und 29 Jahren haben ein anderes Freizeitverhalten. In der Altersgruppe verzeichne das Kino in ganz Deutschland auch am meisten Verluste. „Computerspiele und Streamingdienste sind eine große Konkurrenz“, merkt der Scala-Cinema-Betreiber an. Deshalb müsse sich das Kino immer wieder wandeln und neu erfinden. So könne es eine Faszination bleiben.

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