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Gedenken Stolperstein erinnert an Nazi-Opfer

Schlebusch · Der Politiker und Gewerkschaftler Franz Kail wurde im KZ von den Nazis ermordet. Ein neuer Gedenkstein in Schlebusch erinnert an ihn.

 Gunter Demnis legte am Dienstag den Stolperstein für Franz Kail in Schlebusch. Die Initiative ging dazu von der benachbarten gastroenterologischen Praxis aus.

Gunter Demnis legte am Dienstag den Stolperstein für Franz Kail in Schlebusch. Die Initiative ging dazu von der benachbarten gastroenterologischen Praxis aus.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Es funkelt und glänzt auf dem Gehweg der Straße „Am Scherferbrand“. Ein neuer, golden schimmernder Stolperstein ziert das Pflaster. Die kleine Gedenktafel erinnert an den Kommunalpolitiker Franz Kail, der Opfer des Nationalsozialismus wurde. „Die Menschen sollen, wie der Name sagt, stolpern, und zwar über die Vergangenheit“, erläutert der Künstler und Gründer des Projekts, Gunter Demnig.

Der auffällige Pflasterstein liegt vor dem ehemaligen Wohnhaus von Franz Kail. Viele Anwohner kennen die Hintergründe zu diesem Haus und seinem Bewohner (siehe Info). „Der Stolperstein ist besonders wichtig für die, die sich nicht bewusst sind, vor welchem Haus sie stehen“, sagt Anwohnerin Ursula Dick. Die Initiative für den kleinen Stein kam von der Praxis für Gastroenterologie an der Franz-Kail-Straße. Die Ärzte hatten vergangenes Jahr auf gegenseitige Weihnachtsgeschenke verzichtet und für den Stolperstein gespart.

„In Köln bin ich auf meinen Wegen ständig über diese Steine gestolpert und bin auf die Idee gekommen“, sagt der Leiter der Praxis, Dr. Thomas Eisenbach. Im vergangenen Jahr hatten die Praxis-Mitarbeiter eine Parkbank in Schlebusch gespendet, dieses Jahr war ihnen der Stolperstein wichtig. Auch Schüler des Landrat-Lucas-Gymnasiums sind an dem „Stolperstein-Projekt“ beteiligt. Der Geschichtskursus erarbeitet die Biografie von Franz Kail mit Hilfe des Stadtarchivs. „Für die Schüler ist es wichtig,  sich durch solche Projekte an die Vergangenheit zu erinnern“, sagt Geschichtslehrerin Iris Baumann. Die Schüler haben auch die Aufgabe, die Steine einmal im Jahr zu polieren, meist am Tag der Synagoge. Viele der Stolpersteine liegen direkt in der Nähe der Opladener Schule. „Ich würde das Polieren direkt übernehmen, falls es für Schüler ein zu langer Weg ist“, erklärt sich die Anwohnerin Margret Schlieske bereit. Auch Uwe Richrath ist von dem Projekt überzeugt. „Gerade die junge Generation muss sich immer an die Vergangenheit erinnern und nicht vergessen“, betont der Oberbürgermeister.

Die Initiative für einen Stolperstein kann jeder ergreifen. „Ich wusste  nicht, dass man sich selber um einen Stein kümmern kann“, sagt der Leiter der Praxis Eisenbach. Ein Stolperstein kostet circa 200 Euro. Für den Gründer des Projekts „Stolpersteine“ ist dieser Schlebuscher Stein einer von 70.000 Steinen, die er selbst verlegt hat. „Gestern war ich noch in Italien und habe einen Stein gepflastert“, sagt der Künstler. Seit 1992 reist er durch ganz Europa und verlegt die Stolpersteine im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.  „An meinen ersten Stein kann ich mich kaum noch erinnern“, sagt der Künstler lachend.

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