Kabarettist Ehring in Leverkusen „Entschuldigung, dass ich so viel geredet habe“

Leverkusen · Kabarettist Christian Ehring war mit seinem Programm „Antikörper“ im Leverkusener Forum. Geboten wurde ein Abend zwischen Krise und Klavier.

 Kam sah und scherzte: Kabarettist Christian Ehring.

Kam sah und scherzte: Kabarettist Christian Ehring.

Foto: Horst Klein

Was tun, wenn Petrus den Einlass an der Himmelspforte verweigert, weil der Einlassbegehrende nicht geimpft ist? Überhaupt: Wer hätte gedacht, dass die Natur so hinterhältig zuschlägt und ein perfides Virus von einem Tag auf den andern verhindert, dass man noch ganz frei leben, arbeiten, reisen oder feiern kann? Eine Unverschämtheit, sei das, wetterte Kabarettist Christian Ehring am Freitag im Forum, einer seiner ersten Anlaufstationen mit dem neuen Programm „Antikörper“. Wegen Corona trauten sich viele Leute offenbar nicht raus, so dass der 1000 Zuschauer fassende Saal bei diesem Nachholtermin vom letzten November nur mit etwa 250 Zuhörern besetzt war. Die allerdings amüsierten sich prächtig an diesem Abend, bot der Mann, der auch als scharfzüngiger Moderator der Satiresendung „Extra3“ bekannt ist, doch eine Mischung aus hintergründiger Satire und amüsantem Monolog über die Gesellschaft im Krisenmodus.

Obwohl er über alles andere viel lieber sprechen würde, versicherte Ehring glaubhaft, kam er immer wieder auf das Virus zurück. Fast zwei Stunden – unterbrochen durch musikalische Beiträge, zu denen er sich ans Klavier setzte und sang – surfte der Meister der scharfen Zunge quer durch private und politische Themen. Mal mehr oder weniger zynisch, amüsant, abwechslungsreich und lustig.

Die Pandemie, konstatierte der 49-Jährige, berühre alle Facetten des Lebens – in der Krise zerbröselten alte Gewissheiten und Freundschaften. Auch die zu seinem Studienfreund Justus. Weil der nun zu Verschwörungstheorien tendiere. Ehrings Meinung nach seien die aber ohnehin nichts für Quer- und Selberdenker, sondern eigentlich nur für faule Leute. Der Corona-Streit mit Justus zog sich als roter Faden durch den Abend. Eine runde Sache, die ganz kurz ins Holpern geriet, als Ehring aus einem Zeitungsartikel zitierend über „Ereigniswasser“ scherzte – offenbar nicht wissend, dass das Wort in Zusammenhang mit der verheerenden Explosion bei Currenta stand und von den Behörden als Bezeichnung für beim Vorfall kontaminiertes Wasser benutzt wird. Der Moment verflüchtigte sich allerdings rasch, denn wer nicht aus Leverkusen und Umgebung kam, dürfte den Begriff ohnehin nicht kennen.

Am Ende verbreitete der Mann mit der zynischen Zunge Hoffnung: „Wenn Corona vorbei ist, wird alles gut“, sang er. Und fragte dann das Auditorium: „Soll ich den Kontakt zu Justus abbrechen?“ Die Mehrheit stimmte dagegen. Ehring versprach, er werde darüber nachdenken. Und lobte das Publikum verschmitzt: „Sie sind gute Zuhörer. Es tut mir leid, dass ich so viel geredet habe.“

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