Künstler treffen Leverkusener Oberstufenschüler Singen und reden über jüdisches Leben

Leverkusen · Antisemitismus ist offenbar wieder auf dem Vormarsch. Am Jubiläum „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ beteiligt sich Bayer Kultur nun doch. Über ein Singspiel mit israelischen Künstlern im Erholungshaus will der Veranstalter mit jungen Oberstufenschülern ins Gespräch kommen.

 Der Sänger Ilja Aksionov,gehört zum Gesangs-Ensemble.

Der Sänger Ilja Aksionov,gehört zum Gesangs-Ensemble.

Foto: Ilja Aksionov

Eigentlich hatte Bayer Kultur nicht geplant, sich am Jubiläum „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ zu beteiligen. Durch Vermittlung von Anne Richrath, Ehefrau von OB Uwe Richrath, entstand schließlich doch die Idee zu einem spannenden Projekt, gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW, dem Landesbüro Freie Darstellende Künste und die Sparkasse Leverkusen.

Das ist vorgesehen: Am Mittwoch, 27. Oktober um 11 Uhr, führt Regisseur Bruno Berger-Gorski mit dem Opernverein „Europäisches Musiktheater“ die 35 Minuten dauernde Kammeroper „Mahagonny  – ein Singspiel“ auf. Nach der Präsentation ist eine etwa halbstündige Diskussion zwischen Künstlern und Publikum geplant.

„Das Stück wird äußerst selten gespielt und ist im Grunde unbekannt“, erläutert Berger-Gorski vor dem Hintergrund, dass sich der Verein zum Ziel gesetzt hat, selten gespielte und zeitgenössische Musiktheater-Werke international bekannt zu machen. Vielleicht, weil das Werk  – die Musik stammt von Kurt Weill, einem aus Deutschland stammenden US-amerikanischen Komponisten mit jüdischen Wurzeln, das Libretto schrieb Bertolt Brecht  – nach der Uraufführung 1927 in Baden-Baden beim Publikum sowohl Begeisterung als auch Protest hervorrief?

Denn schon damals nahm diese Utopie, gewürzt mit politischen Texten, vieles vorweg, was später tatsächlich passierte. Unter anderem geht es um Prostitution, Alkohol und Konsummissbrauch. Berger-Gorski: „Sicherlich lassen sich viele Parallelen zu heute ziehen.“

Im Anschluss an die Premiere entwickelten Brecht und Weill das Mahagonny-Songspiel weiter. Und drei Jahre später erlebte eine der bahnbrechendsten Opern des 20. Jahrhunderts ihren Erstauftritt: „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“.

Die Tatsache, dass mit Mima Millo, Rommie Rochell, Ognjen Milivojša, Ilja Aksionov, Ron Silberstein und Shlomi Moto Wagner sechs aus Israel stammende Künstler beim Singspiel mitwirken, nimmt Bayer Kultur zum Anlass, um mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. „Es reicht nicht aus, dass wir nur jüdische Musik oder jüdische Künstler präsentieren, sondern wir müssen auch eine Wechselseitigkeit herstellen“, begründet Christoph Boehmke von Bayer Kultur das Vorhaben. Dabei könnte es um solche Fragen gehen wie etwa: Was heißt es, heute als Jude in Deutschland zu leben? Mit welchen Problemen sind jüdische Menschen aus Israel konfrontiert? Wie ist es, in einem Land zu leben und es nur mit dem Flugzeug verlassen zu können?

Es könnte aber auch um die Suche nach Antworten gehen, warum jüdische Sänger im Kunstleben von NRW kaum oder gar keine Rolle spielen.

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