Prüfung durch Experten der RWTH Aachen Juli-Flut: Gutachten entlastet Wupperverband

Leichlingen · Ein Experte der RWTH Aachen untersuchte die Katastrophe und bescheinigt der Organisation in seinem nun dem Verband vorgestellten Gutachten ein korrektes Vorgehen.

 Die Einsatzkräfte waren Mitte Juli vergangenen Jahres in Leichlingen im Flut-Dauereinsatz

Die Einsatzkräfte waren Mitte Juli vergangenen Jahres in Leichlingen im Flut-Dauereinsatz

Foto: RP/Uwe Miserius

Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Flutkatastrophe von Juli vergangenen Jahres ist da, meldet der Wupperverband: „Das unabhängige wissenschaftliche Gutachten bestätigt dem Wupperverband ein korrektes Vorgehen in allen wesentlichen Punkten.“ Der Verband war ob der Frage, ob er rechtzeitig agierte beziehungsweise durch früheres Handeln die katastrophalen Auswirkungen etwa in Leichlingen hätte verringern können, in die Kritik geraten. Der Verbandsrat, Aufsichtsgremium des Wupperverbands, hatte ein Gutachten bei Prof. Holger Schüttrumpf vom Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft an der RWTH Aachen in Auftrag gegeben. Der stellte die drei zentralen Ergebnisse nun bei der Mitgliederversammlung des Verbands vor:

1. Die Talsperren der Wupper sind demnach während des Extremregenereignisses richtig bewirtschaftet worden. „Auch eine stärkere Vorentlastung hätte das Überflutungsereignis nicht verhindern können.“ Die Überflutungen – vor allem im Unterlauf der Wupper – seien vor allem durch die Regenmengen und Abflüsse „aus dem nicht von Talsperren beeinflussten Bereich des Verbandsgebiets zurückzuführen“, zitiert der Verband aus dem Vortrag. „Der Wupperverband hätte diese folglich nicht verhindern können.“

2. Die Regenmengen am 14. Juli seien in Dimension und Ausprägung fürs Wuppergebiet „anhand der maßgeblichen Prognosen nicht vorhersehbar“ gewesen. „Die Niederschlagsprognosen des Deutschen Wetterdienstes ergaben keinen Grund zur verstärkten Vorentlastung insbesondere der Wupper-Talsperre“, heißt es weiter. Trotzdem habe der Verband „vorsorglich Freiraum als Puffer geschaffen“, merkt dieser an.

3. Der Verband, so resümiert Schüttrumpf, habe auf die Prognosen „im Vorfeld angemessen reagiert sowie die Talsperren während des Extremregenereignisses wasserwirtschaftlich sinnvoll gesteuert. Die Talsperren haben durch Rückhalt von Speichervolumen sowie Seeretention signifikante Wassermengen zurückhalten und so die Schäden des Hochwassers vermindern können. Ohne die Talsperren wären größere Schäden entstanden“, fasst der Wupperverband aus den Ausführungen zusammen.

Dass der Aachener Professor „den Wupperverband in allen untersuchten Punkten eindeutig entlastet und zugleich verantwortungsvolles Handeln bescheinigt, nimmt uns allen eine große Last von den Schultern“, betont Claudia Fischer, Vorsitzende des Aufsichtsgremiums. Der Verband will laut Fischer nun im „Zukunftsprogramm Hochwasserschutz“ auch die Empfehlungen von Schüttrumpf in Bezug auf Klimawandel, Pegelwesen und Talsperrensteuerung für künftige Starkregenszenarien umsetzen. Im Fokus stehe die Frage, inwiefern klimatische Veränderungen das Wassermanagement im Verbandsgebiet beeinflussten – gleich, ob Extremregen oder Extremtrockenheit. „Die Vorjahressommer 2018 bis 2020 waren so trocken wie lange nicht. Ohne die gezielte Wasser-Steuerung durch die Talsperren hätte die Wupper trocken fallen können“, sagt der Verband.

Und: Das „Zukunftsprogramm“ beinhalte nicht nur Punkte, die der Wupperverband selbst bearbeiten kann. „Es beinhaltet auch, dass der Wupperverband Impulse setzen wird, wie das Wassermanagement im Verbandsgebiet gemeinsam mit anderen Stellen besser bzw. angepasster sein kann.“

(LH)
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