Interview: Oliver Axmann Was tun bei Insektenstichen?

Dr. Oliver Axmann leitet die Notaufnahme am St. Josefs Krankenhaus in Hilden. Dort behandelt er häufig Opfer von Zecken und Co.

 Dr. Oliver Axmann behandelt einen Insektenstich. Insbesondere Allergiker oder Menschen, deren Stiche oder Bisse sich entzünden, suchen die Notaufnahme auf.

Dr. Oliver Axmann behandelt einen Insektenstich. Insbesondere Allergiker oder Menschen, deren Stiche oder Bisse sich entzünden, suchen die Notaufnahme auf.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Mit welcher Art von Stichen haben Sie aktuell am häufigsten zu tun?

Axmann Für die Wespen ist es noch zu früh, aktuell sind es in erster Linie Mückenstiche und Zeckenbisse, dazu kommen hin und wieder Bienen- oder Bremsenstiche oder heftig juckende, stark anschwellende Stiche, bei denen wir nicht so genau wissen, wer sie verursacht hat. Das können neben Stech- auch die kleineren Kriebelmücken, Gnitzen oder noch andere sein. Die Leute bringen die Tiere, die sie gestochen haben, ja nicht mit. Zum Ende der Wespensaison, wenn diese besonders aggressiv sind, sind Wespenstiche unser Hauptgeschäft.

Mit welchen Plagegeistern muss man eher auf dem Land, mit welchen in der Stadt rechnen?

Axmann In der Stadt kommen in erster Linie Mücken, Bienen, Hummeln und Wespen vor, auf dem Land neben diesen auch Bremsen und Zecken sowie diverse Mückenarten. Es scheint aber so zu sein, dass jetzt auch einige der Landbewohner, etwa Kriebelmücken, vermehrt in der Stadt auftauchen. Die Gestochenen haben dann zum Beispiel auf einer Außenterrasse gesessen oder waren bei einem der Sommerfeste länger draußen und haben hinterher dicke Quaddeln an den nicht bedeckten Hautpartien.

Apropos: Wie kann man sich vor Insektenstichen schützen?

Axmann Es gibt natürlich die bekannten Mittel zum Einreiben in Drogerien und Apotheken, aber noch wichtiger ist es, sich vor Zecken durch feste, geschlossene Kleidung zu schützen. Ob stechende Insekten von Parfum angezogen werden, kann ich nicht beurteilen. Unbestritten ist, dass etwa Mücken von Schweiß angezogen werden. Will man das Haus sichern, sind Insektengitter gut. Licht lockt viele Insekten an, Mücken reagieren wohl auch auf die Atemluft aus den Häusern, wohl auf das enthaltene Kohlendioxyd. Gelöschtes Licht allein ist also noch kein Garant dafür, dass die Tierchen nicht doch in die Wohnung kommen. Wer wie ich Fledermäuse als natürliche Fressfeinde der Insekten und Mücken in der Nachbarschaft hat, ist fein raus.

Jetzt ist es passiert. Man wurde gestochen. Was kann man selbst tun?

Axmann Nehmen wir mal zuerst die Allergiker. Die sollten auf jeden Fall den Arzt aufsuchen, denn ihnen drohen stark angeschwollene Atemwege bis hin zum Kreislaufzusammenbruch. Besonders dramatisch ist es, wenn sie am oder im Mund gestochen worden sind. Wer um seine Allergie weiß, sollte zu diesem Zweck immer ein Notfallset dabei haben und sich in schweren Fällen bis zum Eintreffen des Notarztes sich sofort damit selbst versorgen soweit das noch möglich ist, auf jeden Fall immer den Rettungsdienst verständigen. Wer nicht allergisch reagiert, kann eine lokale Behandlung mit Kühlung durchführen und gegebenenfalls den Stachel ziehen oder die Zecke mit einer Zeckenkarte entfernen. Alles muss raus, das ist wichtig. Und: Bitte nicht mit Öl versuchen! Bei vorzeitigem Tod gibt die Zecke ihr Sekret in den Körper ab und das erhöht die Gefahr, sich eine bakterielle Infektion einzuhandeln oder eine Borreliose.
Wie kann man Schmerz oder Juckreiz selbst lindern?

Axmann Kühlen ist immer gut. Kühlakkus aus dem Eisfach bitte nicht direkt auf die betroffene Stelle legen – das kann zu Erfrierungen an der Haut führen – sondern in ein Tuch einwickeln. Auch gegen Hausmittel wie die Zwiebel gegen Schwellungen und Juckreiz ist nichts einzuwenden. In der Apotheke gibt es Mittel gegen den Juckreiz zum Beispiel als Salbe.

Was soll man tun, wenn der Stich oder Biss, der gerade noch so harmlos ausgesehen hat, Tage später anschwillt oder schmerzt?

Axmann Auf jeden Fall den Arzt aufsuchen. Gerade in Verbindung mit Fieber deutet das auf eine Sekundärinfektion hin, hervorgerufen durch Bakterien auf der Haut, die in die Wunde eingedrungen sein könnten.

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