Studiobühne Langenfeld mit neuem Programm Zur Therapiestunde in den Schaustall

Langenfeld · „Ab auf die Couch“ heißt das aktuelle Programm der Studiobühne, bei dem genussvoll Absurditäten unseres Alltags aufs Korn genommen werden.Ob Politik, Diäten oder Feng Shui – „Experten“ präsentieren unterhaltsam Lösungen.

 Das Programm „Ab auf die Couch“ der Studiobühne gibt es im Schaustall zu sehen.

Das Programm „Ab auf die Couch“ der Studiobühne gibt es im Schaustall zu sehen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Standing Ovations gab es bei der Premiere am 7. Mai für das neue Programm der Studiobühne im voll besetztem Flügelsaal. Der pointenreiche, kurzweilige Abend dreht sich um die Frage, wie therapiewürdig wir nach der Corona-Pandemie sind und trifft damit den Nerv des Publikums. „Unsere Gesellschaft gehört dringend auf die Couch“, konstatiert Henrik Greiner. Gemeinsam mit Lorenz Steidle und Simon Rose reihen sich die drei
ehemaligen Blinklichter dank ihrer vielen Spielerfahrung nahtlos in das semiprofessionelle Ensemble ein.

Kaum zu glauben, was die fünf Frauen und neun Männer in ehrenamtlicher Arbeit szenisch und musikalisch auf die Bühne zaubern. Gedanklicher Aufhänger durch den Abend ist die Frage: Sind wir eigentlich noch normal?! Nachdem die AfD bei der Bundestagswahl 2019, auf ihren Plakatwerbungen ein „normales“ Deutschland eingefordert hat, fragen sich die Kabarettisten beängstigt, ob sie womöglich so normal sind, wie die AfD es sich vorstellt?

Beglückt stellt Katja Liever-Manthey fest, „wer wie wir nach Feierabend dreimal die Woche probt, kann maximal nur halbnormal sein“. Auf Beatles „Help“ werden dann munter und sehr selbstironisch die vielen Widerspruche unseres Alltagswahnsinn besungen. Ob beim Fitnessprogramm oder der Diät, der Anspruch ist da, aber wie es später im Programm heißt „scheitern wir an uns selbst.“ Folgerichtig suchen die Kabarettisten im Verlauf des Abends nach passenden Therapien und haben dafür Experten eingeladen.

Ein Höhepunkt des zweieinhalb stündigen Programms ist die erkenntnisreiche Erfahrung beim Schamanen, als den drei gestandenen Herren des Ensembles in Trance plötzlich ihre jugendlichen Ichs im 70er Jahre Outfit gegenüberstehen. „Wir waren einmal Machos, doch damit ist endgültig Schluss“ erklären die Best-Ager ihren gockelnden, selbstverliebten, jungen Alter Egos und vertreiben sie von der Bühne.

Nicht nur das Problem des Alterns wird selbstironisch auf die Bühne gebracht. Politisch wird es bei der Parodie auf Alice Weidel, grandios von Nicole Mrozek gespielt. Witziger kann man Wutbürgertum und den Rechtsruck in dieser Gesellschaft nicht auf die Bühne bringen und dabei gleichzeitig die menschenverachtende Haltung dahinter anprangern. Weitere politisch aktuelle Themen wie Greenwashing und Klimawandel werden in komödiantischer Weise kommentiert. Auch Kirchenschelte gibt es von Ulrich Mikosch als Pater Silenzium, der als Meditationstrainer nüchtern feststellt: „Wo lernt man besser schweigen, als in der katholischen Kirche.“

Warum sich das Ensemble den Untertitel Kabarett mit Lokalkolorit gibt, zeigt Heike Schubert als esoterisch durchgeknallte Gisela Rehfuss-Schrickel, die für Langenfeld eine Feng Shui-Beratung anbietet und in ihrer großartig dargebrachten Ayurveda-Kur erklärt, warum Alt, Kölsch und Pils zusammengeschüttet eine „harmonische Mischung“ ausmachen.

Musikalisch unterstützt wird das Ensemble durch die bestens aufgelegte Studiobühnen-Band. Alexandra Visser, Volker Arnold, Harald Stober und Heiner Wroblowsky überzeugen mit eigenen Arrangements und einem fein aufeinander abgestimmten Ton. Die Kostüme von Susanne Halbach unterstützen die Parodien kongenial. Wenn Peter
Boxberg als Schamane mit rotäugigem Fuchs auf dem Kopf die Geister im Jenseits anruft oder Stephie van den Boomen als lebendige Alexa am Rande des Nervenzusammenbruchs steht, wird der Abend zur besten Comedy-Unterhaltung.

Bei so viel Abwechslung inhaltlich, musikalisch und spielerisch hat sich das Ensemble den lang anhaltenden Applaus nach der Premiere redlich verdient. Es bedankt sich beim Publikum mit einer Zugabe, die wie Regisseurin Elisabeth Schafheutle sagt, „eine Hommage an das Publikum ist“. Schöner hätte der Abend nicht enden können.

Wer sich diese Liebeserklärung abholen will, hat noch sieben Mal die Chance besungen zu werden. Für alle Veranstaltungen gibt es noch Karten. Im Vorverkauf kosten sie 16, an der Abendkasse 18 Euro. Ermäßigung für Schüler und Studenten 3 Euro. Karten gibt es unter www.schauplatz.de, an der Kasse im Schauplatz oder im Bürgerbüro.

(RP)
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