Explodierende Energiekosten in Monheim Wo es Hilfe bei der Fernwärme-Rechnung gibt

Monheim · Die Verzweiflung bei vielen Menschen in Monheim wächst, die Energiekosten steigen in ungeahnte Höhen. Schuldnerberatung und Bürgermeister verweisen auf Gaspreisdeckel und Sozialamt.

 Das Heizwerk an der Oranienburger Straße in Monheim. Hier wird die Fernwärme produziert.

Das Heizwerk an der Oranienburger Straße in Monheim. Hier wird die Fernwärme produziert.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Mieterbund, Verbraucherzentrale, Schuldnerberatung: Diese Institutionen sind gerade gefragt wie lange nicht. Der Grund: 7500 Kunden des Energieversorgers Eon haben ihre Heizkostenabrechnung (inklusive Warmwasser) bekommen und sollen extrem hohe Nachzahlungen für 2021 und künftig hohe Abschlagszahlungen leisten.

„Wie soll eine Familie das stemmen?“, fragt Erhan Ilme, der mit zwei Kindern und Frau in Monheim lebt. Er verdiene gar nicht so schlecht, sagt er. Aber eine Nachzahlung von 2175 Euro und eine monatliche Abschlagszahlung von 878 Euro, das sei irre viel. Er hat erst einmal Widerspruch eingelegt und den Abschlag auf 340 Euro im Monat senken lassen. „Mal schauen, ob das hilft“, hofft er. Doch die Schulden würden ja bleiben.

Jetzt sucht er Sparmöglichkeiten für den vierköpfigen Haushalt, den er als Alleinverdiener unterhält. Den Nachhilfeunterricht seiner Tochter hat er erst einmal abgesagt und Wohngeld beantragt. „Wir haben ja keine Möglichkeit, bei Fernwärme den Anbieter zu wechseln“, sagt Ilme. Insgesamt findet er die Zahlen nicht nachvollziehbar.

Markus Miller vom Beratungs-Centrum Monheim will die Zahlen erst einmal nicht anzweifeln, räumt aber ein, dass sie schwer zu lesen. „Wichtig ist das Preisblatt, das den Rechnungen beiliegt“, sagt er. Dort könne man ablesen, wo denn im Vergleich zum Vorjahr die Erhöhung steckt, sagt er. Darüber hinaus seien höhere Rechnungen angekündigt gewesen. Dennoch. Auch im Beratungs-Centrum kommen jetzt die Anfragen.

Miller rät Menschen, die die hohen Nachzahlungen und Abschläge nicht bezahlen können, Zuschüsse zu beantragen. Dafür können sie sich entweder an das Jobcenter wenden (wenn sie arbeiten oder arbeitslos sind) oder an das Sozialamt. Letzteres sei unter anderem für Rentner zuständig. Weiterhin verweist er auf den Gaspreisdeckel.

„Viele Menschen, die sich nach dem Versand der Heizkostenabrechnungen der Eon Sorgen um ihre Nebenkosten machen, wissen nicht, dass der Gaspreisdeckel der Bundesregierung auch für Fernwärmebeziehende gilt“, sagt Bürgermeister Daniel Zimmermann.

Der Gaspreisdeckel beinhaltet die Übernahme des Dezemberabschlags im Jahr 2022. Bei Mietern wird sich das voraussichtlich erst in der Abrechnung für 2022 bemerkbar machen, also zum Jahresende 2023. Eigentümer als Vertragspartner des Energieanbieters spüren den Abzug direkt. Ferner soll der Gaspreisdeckel ab März 2023 auch rückwirkend für Januar und Februar gelten.

„Ich empfehle unabhängig von meinem Hinweis auf den Gaspreisdeckel allen Menschen, die Schwierigkeiten haben, fällige Zahlungen zu leisten, sich unbedingt im Sozialamt beraten zu lassen“, so Zimmermann. Das werde in vielen Fällen die Not lindern. Eine Überlastung des Sozialamts fürchtet er deshalb nicht. Derzeit betreut die Stadtverwaltung im Bereich Wohngeld 578 Haushalte mit 1898 Personen und in der Sozialhilfe (SGB XII) 946 Fälle mit 1366 Personen.

„Unser Ziel ist es, dass alle Menschen, die Anspruch auf Sozialleistungen haben, diese schnell und rechtssicher erhalten. Eine zügige Antragsbearbeitung ist gewährleistet. Im Notfall können wir auch Vorschusszahlungen gewähren“, so Zimmermann.

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