Der ewige Torwart hat für neun Vereine gespielt Mike Kyek steht mit 46 Jahren noch zwischen den Pfosten

Fussball-Kreisliga · Auch mit 46 Jahren zählt Mike Kyek noch zum Kader des A-Ligisten TuS Germania Kückhoven – in der vergangenen Saison war er dort sogar noch die Nummer eins. Und auch jüngst im Kreispokal-Halbfinale gegen Beeck stand er wieder zwischen den Pfosten. Mit seinen Sprüchen hat er in all den Jahrzehnten stets auch polarisiert.

 Auch mit 46 Jahren stürzt sich Kückhovens Keeper Mike Kyek noch gerne ins Gewühl – hier Anfang August im Kreispokal-Halbfinale gegen Beeck.

Auch mit 46 Jahren stürzt sich Kückhovens Keeper Mike Kyek noch gerne ins Gewühl – hier Anfang August im Kreispokal-Halbfinale gegen Beeck.

Foto: Schnieders/Michael Schnieders

Seit 27 Jahren spielt Mike Kyek Fußball im Seniorenbereich – in einem Alter, in dem andere darüber nachdenken, allmählich auch schon ihre Alte-Herren-Karriere zu beenden, kickt der 46-Jährige noch immer im „richtigen“ Wettkampfsport bei den Herren. Was die meisten auch seiner Mitspieler aber nicht wissen dürften: Es hat nicht viel gefehlt, und den Torwart Mike Kyek hätte es im Seniorenfußball überhaupt nicht gegeben.

Kückhovens Keeper Mike Kyek im Einsatz.

Kückhovens Keeper Mike Kyek im Einsatz.

Foto: Schnieders/Michael Schnieders

„Mit 16 Jahren hatte ich mit der 80er auf dem Schulweg zum Erkelenzer Cornelius-Burgh-Gymnasium einen schweren Motorradunfall, bin mit dem Fuß in der Stoßstange des vor mir fahrenden Autos hängen geblieben“, erzählt Kyek. Es folgten zwei langwierige Operationen und ein dreimonatiger Aufenthalt in der Duisburger BG-Klinik. „Ich weiß noch genau, wie der Oberarzt dort zu mir sagte: ,Fußball wirst Du mit dem Fuß nicht mehr spielen.‘ Dieser Spruch hat sich bei mir eingebrannt.“

Aufgewachsen ist Kyek in Oberbruch – und beim dortigen BC spielte er bis dahin auch. „Neun Monate später, da war ich so gerade wiederhergestellt, bin ich zum Training meiner B-Jugend gegangen. Trainer war da Kurt Rademacher. Der fragte mich entgeistert, was ich denn hier wolle. Ich sagte: mittrainieren“, erzählt Kyek. Auf Rademachers Einwand, dass dies ja wohl nicht möglich sei, habe er geantwortet: „Ich kann mich zwar noch nicht wieder schmeißen, aber schieß doch auf den Mann!“ Kyek durfte bleiben – und wurde in den Folgejahren wieder voll belastungsfähig. 1995 kam er aus der Jugend raus – und ging beim OBC direkt in die erste Mannschaft. Beim damaligen Verbandsligisten war er hinter Martin Sass die Nummer zwei.

Der Trainer dort war Peter Moll – in Oberbruch eine Institution über mehr als anderthalb Jahrzehnte. Der heute 68-Jährige aus Matzerath kann sich an Kyek auch noch sehr gut erinnern: „Ich mochte ihn auf Anhieb. Mike war ein lustiger Typ mit einem losen Mundwerk. Wie viele Torhüter hatte auch er eben eine Macke. Doch fußballerisch war er sehr ehrgeizig und lernwillig, verpasste so gut wie keine Einheit.“

Und ganz so schlecht dürften seine Leistungen auch nicht gewesen sein. Denn 1997, also zwei Jahre später, klopfte Germania Teveren an, das in der Regionalliga West/Südwest spielte – damals die dritthöchste Klasse. Die Germania suchte eine neue Nummer zwei – Kyek sagte zu. Trainer war dort damals der berühmt-berüchtigte Gerd Daun. „Rein von der sportlichen Kompetenz her war Daun der beste Trainer, den ich je hatte“, sagt Kyek heute über diese markante Type.

Was Kyek aber nicht davon abhielt, im Mannschaftskreis auch mal den Tonfall von Daun nachzuäffen – wer Kyek gut kennt, weiß, dass er auch ein begnadeter Imitator sein kann. „Das Dumme war nur, dass Daun das mal mitgekriegt hat“, erinnert sich Kyek. Was freilich kuriose Blüten trieb: „Im Winter-Trainingslager in den Niederlanden war Daun einmal mit einer Übung sehr unzufrieden, da rief er zu mir: ,Langer, sag Du mal was – auch wenn Du mich dabei nachmachst!‘ Da waren wir alle baff.“

Nach der Zeit bei der Germania kehrte er erst einmal nach Oberbruch zurück. „Die Jahre beim OBC waren insgesamt auch die schönsten Jahre. Obwohl wir so hoch gespielt haben, war der Zusammenhalt enorm – und genau dafür stand auch Peter Moll“, sagt Kyek und verdeutlicht die ausgeprägte Kameradschaft mit einem Beispiel: „Es kam nicht gerade selten vor, dass wir sonntags nach einem Spiel und dem folgenden Essen noch in die Disco nach Himmerich gefahren sind – aber eben nicht nur mit zwei, drei Mann, sondern mit dem Großteil der Truppe.“

Was Kyek neben seinen sportlichen Qualitäten („die Strafraumbeherrschung war und ist mein großes Plus“) aber auch stets auszeichnete, war seine vorlaute Klappe. Legendär ist die Geschichte vom Oberbrucher Auswärtsspiel tief im Bergischen beim SSV Marienheide. Dort mischte sich Kyek als Ersatztorwart unter die Zuschauer, brachte diese mit flapsigen Sprüchen gegen sich auf. „Wenn du so gut bist, wie du hier die ganze Zeit erzählst, wieso spielst du dann nicht?“, blaffte einer schließlich genervt. Kyeks schlagfertige Antwort: „Weil ich in meinem Vertrag stehen habe, dass ich auf Asche nicht spielen muss.“ Jutta Koob, die Frau von Oberbruchs Spieler Hardy Koob, verhinderte darauf mit beherztem Einsatz, dass es bei einer verbalen Auseinandersetzung blieb – der Mann wollte Kyek ans Fell.

Seit fünf Jahren hütet Kyek nun Kückhovens Tor – so wie er das vor 20 Jahren schon einmal für einige Jahre getan hat. In der vergangenen Saison war er dort sogar Stammtorwart – diese Rolle hat nun Fabian Münten. Aber zum Beispiel beim 0:4 im Kreispokal-Halbfinale gegen den übermächtigen FC Wegberg-Beeck stand jüngst mal wieder Kyek zwischen den Pfosten – und verhinderte Schlimmeres. „Da meinte Beecks Sportlicher Leiter Friedel Henßen nachher zu mir, dass der FC über mich nachdenken müsste, wenn ich ein paar Jahre jünger wäre. Das war aber natürlich nur ein Spaß.“

Apropos Spaß: Für Kyeks aktuellen Trainer Dirk Valley, mit dem er – losgelöst vom TuS Germania – eng befreundet ist, ist die Sache mit dem Spaß bei seinem Spezie eine zweischneidige Sache: „Bei den jüngeren Spielern eckt Mike mit seinen Sprüchen auch schon mal an, die verstehen seinen Humor nicht.“ Und der Ehrgeiz sei bei Kyek ungebrochen: „Mike verliert weiterhin nur sehr ungern ein Trainingsspiel. Da muss ich ihn manchmal auch ein bisschen ausbremsen. Mit ihm ist das daher durchaus auch schon mal ein Ritt auf der Rasierklinge. Doch unterm Strich ist Mike für uns seit vielen Jahren eine positive Bereicherung – und er bringt ja auch noch Leistung. Wenn man ihn braucht, kann man definitiv auf ihn zählen.“

Sein wohl bestes Spiel unter ihm habe Kyek noch in der Bezirksliga gemacht: „Das war in Oidtweiler, wo immer viel los ist. Da hat Mike überragend gehalten, unter anderem einen Elfmeter. Im Anschluss ist er nicht vom Platz gegangen, sondern hat diesen zehn Zentimeter über der Grasnarbe schwebend verlassen.“

Grundsätzlich gehört Kyek exakt zu der Spezies Fußballer, die auf dem Platz mit ihrem Verhalten gehörig polarisieren können, abseits vom Fußball aber nette Kerle sind – und mitten im „normalen“ Leben steht Kyek auch: Der Familienvater, der schon seit vielen Jahren in Erkelenz wohnt, arbeitet als Projektleiter Schlüsselfertigbau für eine Firma in Gangelt.

Bleibt die Sache mit einer Wette vor genau 25 Jahren. „Da habe ich im Sportabikurs mit Marco Schmitz (viele Jahre Beecks Nummer eins, die Redaktion) um ein Essen gewettet, wer mehr Beinschüsse setzt. Meiner Meinung nach habe ich die Wette gewonnen. Essen waren wir aber immer noch nicht“, sagt Kyek schmunzelnd.

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