Krefeld Müll-Poker: Krefelder Entsorger mischt mit

Krefeld · SWK-Vorstand Kerstin Abraham hatte vor Monaten angekündigt, sich um Ruhrgebietsmüll für die Verbrennungsanlage in Elfrath bemühen zu wollen – die Rechnung könnte aufgehen. Hat ausgerechnet der Mitbewerber die Türen geöffnet?

SWK-Vorstand Kerstin Abraham hatte vor Monaten angekündigt, sich um Ruhrgebietsmüll für die Verbrennungsanlage in Elfrath bemühen zu wollen — die Rechnung könnte aufgehen. Hat ausgerechnet der Mitbewerber die Türen geöffnet?

Die Entsorgung des Krefelder Hausmülls wird dem Gebührenzahler mit 172,17 Euro pro Tonne in Rechnung gestellt — und das mindestens noch bis ins Jahr 2018. Der Stadt Mönchengladbach und dem Kreis Viersen waren solche Beträge zu hoch. Sie setzen auf günstigere Konditionen außerhalb Krefelds. Ab 2015 kümmern sich mit Remondis und Schönmackers Mitbewerber der Stadtwerke-Tochter Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) um die derzeitigen Krefelder Kunden. Sie sollen den Zuschlag bei 75 Euro pro Tonne erhalten haben.

Von einem Kampfkreis der EGN ist nun im Ruhrgebiet die Rede. Für angeblich 52 Euro pro Tonne soll sich die EGN den Auftrag zur Verbrennung von 55 000 Tonnen Müll aus Mülheim an der Ruhr an Land gezogen haben. Stadtwerkesprecherin Dorothee Winkmann wollte die Konditionen für die Ruhrgebietsstadt weder bestätigen noch dementieren. "Wir sagen zu den Inhalten unserer Angebote und zu Vertragsinhalten nichts", erklärte sie auf Anfrage unserer Zeitung.

Hinter den Kulissen tobt ein Kampf um Marktpositionen. Es geht um Millionen, und es wird mit harten Bandagen gekämpft. Offenbar hat die EGN mit ihrem Kampfpreis einen Dominoeffekt in Gang gesetzt. Nach und nach brechen einzelne Kommunen aus der so genannten Karnap-Allianz bestehend aus Essen, Gelsenkirchen, Bottrop, Gladbeck und Mülheim heraus. Die fünf Städte verfolgten ursprünglich einmal Pläne, das Müllheizkraftwerk Karnap, in dem Haus- und Gewerbemüll verfeuert werden und Strom wie Fernwärme entsteht, eventuell so gar zu kaufen.

Mülheim scherte als erste Stadt aus, entschied sich dafür, in Krefeld (der Stadtrat muss noch zustimmen) seinen Müll verbrennen zu lassen. Als nächstes entschied die Politik in Bottrop, den Auftrag zur Müllverbrennung öffentlich ausschreiben zu lassen. Nunmehr scheint Essen denselben Weg einschlagen zu wollen. Oberbürgermeister Reinhard Paß favorisiert bei der Müllverbrennung eine europaweite Ausschreibung. Der Wettbewerb auf dem Müllmarkt verspricht nach Überzeugung der Stadtspitze niedrige Preise, berichtet das Internetportal der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, der Westen.

Aus dem Essener Rathaus wird kolportiert, dass Remondis (Global Player im Müllgeschäft und in 26 Ländern aktiv) seinen Beitrag zum Ausscheren der Stadt Mülheim geleistet haben könnte. Remondis ist mit 49 Prozent an der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft MEG beteiligt und soll gehofft haben, den Auftrag selbst zu bekommen, um die Müllverbrennung in Oberhausen-Buschhausen besser auszulasten. Auch dort ist Remondis mit 49 Prozent beteiligt.

Das günstigste Angebot machte jedoch die EGN. Die Krefelder Gesellschaft mit Sitz in Viersen hofft auf weitere Ruhrgebietsaufträge.

(RP)
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