Integration Krefeld Religionen in Eintracht auf Burg Linn

Krefeld · „Was glaubt Krefeld“ lautete der Titel einer Veranstaltung auf Burg Linn, bei der Vertreter verschiedenster Religionen aus Krefeld diskutierten und Gemeinsamkeiten fanden. Gut 130 Besucher füllten den Rittersaal.

 Samira Tabti von der Ruhr-Universität Bochum brachte interessante Fakten zu den Religionen in die Diskussion.

Samira Tabti von der Ruhr-Universität Bochum brachte interessante Fakten zu den Religionen in die Diskussion.

Foto: Dirk Kamps

Der Rittersaal der Burg Linn ist sprichwörtlich zum Bersten gefüllt. Über 130 Menschen aus Krefeld, darunter Vertreter der Politik um Oberbürgermeister Frank Meyer und solche verschiedener Glaubensrichtungen, die in Krefeld vertreten sind, sind gekommen, einige finden sogar keinen Sitzplatz und verfolgen die Diskussionen stehend. „Wir wollen in dieser Veranstaltung vor allem die Gemeinsamkeiten der verschiedenen Religionen finden. Und davon gibt es viele“, sagt Targit Yusef, die Integrationsbeauftragte der Stadt Krefeld und Initiatorin der Veranstaltung.

In zwei Diskussionsrunden tauschen sich Vertreter christlicher, muslimischer, judische, freikirchlicher und anderer Glaubensrichtungen aus. „Eigentlich hätten wir auch gern Menschen gehabt, die den Atheismus repräsentieren, denn mit rund einem Drittel Menschen, die zumindest keinem Glauben anhängen, ist das in unserer Gesellschaft eine relevante Gruppe. Leider gibt es hier naturgemäß keine Organisation, und so haben wir keinen Vertreter für die Diskussion gefunden“, erklärt Yusef nach der Veranstaltung.

Diese ist eigentlich für rund zwei Stunden angesetzt, am Ende werden es mehr als drei. Zwischen den Diskutanten herrscht zumeist große Einigkeit. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Religionen werden weit weniger betont als die Gemeinsamkeiten. Diese arbeitet Samira Tabti, Mitarbeiterin des Zentrums für Religionswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum, heraus. Sie stellt besonders heraus, dass die drei großen Weltreligionen, Judentum, Christentum und Islam, sich auf eine gemeinsame Wurzel bezögen. Sie alle beriefen sich auf Abrahem als Stammvater, weshalb sie auch als abrahamitische Religionen bezeichnet würden. Über die Jahrhunderte hätten sie sich stetig gegenseitig beeinflusst, weshalb sich Rituale und moralische Grundzüge sehr stark ähnelten.

Durch den Abend führt als Moderator Tom Hegermann, der vor allem als Radiomoderator des WDR bekannt ist und immer wieder gekonnt den Gesprächsfaden bereichert. Die Diskussionsrunden beinhalten auch immer einen freien Stuhl, auf dem Menschen aus dem Publikum Platz nehmen können. Dabei ragt unter vielen Besuchern, die davon Gebrauch machen, vor allem ein junger Mann heraus, der vor vier Jahren aus dem Irak nach Deutschland kam und in der Folge vom Islam zum evangelischen Christentum übertrat. Er spricht davon, dass der Glaube für ihn wie ein Licht in der Dunkelheit sei.

„Ich fand es unglaublich mutig von ihm, sich derart öffentlich zu positionieren, auch wenn er sich schwer damit tat, seinen Namen zu nennen. In manchen Teilen der Welt, wie beispielsweise im Iran, steht auf die Abkehr vom Islam die Todesstrafe“, sagt Yusef nach der Veranstaltung sichtlich beeindruckt vom Mut und der Entschlusskraft des Mannes, der seine Wortmeldungen in sehr gutem Deutsch formulierte.

Rege beteiligt sich auch immer wieder das Publikum. So schlägt ein Besucher vor, beim Stadtjubiläum 2023 auch einen „Garten der Religionen“ einzurichten, in dem Anhänger aller unterschiedlicher Glaubensrichtungen gemeinsam beten und Gemeinsamkeit in ihrer Spiritualität finden könnten. „Wir nehmen diesen Vorschlag gerne auf und stellen uns so etwas wie einen überreligiösen Kirchentag vor“, sagt Yusef im Nachgang der Veranstaltung.

Insgesamt soll der Abend auf Burg Linn ein Anfang sein, um die sehr vielfältige kulturelle und religiöse Landschaft der Stadt noch weiter zusammen zu führen. Über 250 Glaubensrichtungen und Weltanschauungen seien der Forschung laut Tabti im Ruhrgebiet bekannt. Die meisten davon seien auch in Krefeld vertreten. Diese Vielfalt will Yusef auch in Zukunft mit weiteren Veranstaltungen zeigen und zusammenführen.

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