Infektionsgeschehen in Krefeld Gesundheitsamt ächzt unter Corona an Schulen

Krefeld · Das Gesundheitsamt konnte am Montag lediglich die Gesamtzahl der Infektionen mitteilen – ein Überblick über die Fallzahlen an den Schulen gab es noch nicht. Die Lage soll nun am Dienstag der Öffentlichkeit mitgeteilt werden.

 Im Corona-Diagnosezentrum der Stadt an der Schwertstraße 80:  Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen und Emmanouel Leledakis, Leiter des Zentrums.

Im Corona-Diagnosezentrum der Stadt an der Schwertstraße 80:  Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen und Emmanouel Leledakis, Leiter des Zentrums.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Stadt wird offenbar überrannt von Infektionsneumeldungen aus den Schulen: Über das Wochenende hatte Krefeld 217 Neuinfektionen mit dem Coronavirus zu verzeichnen. Die Gesamtzahl positiver Tests stieg auf 1991 Fälle (Freitag: 1774). Die Stadt teilte allerdings mit, aufgrund der zahlreichen Neuerkrankungen könne der Fachbereich Gesundheit keine weiteren tagesaktuellen Zahlen für Montag nennen – es bleibt also unklar, wie viele Neuinfektionen speziell an den Schulen und an welchen Schulen zu verzeichnen sind. Details zur Entwicklung, die Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen als „sehr dynamisch“ umschreibt,  will die Stadt nun am Dienstag, 3. November, in einer Pressekonferenz bekanntgegeben. „Wir müssen uns sortieren“, erklärte Schuldezernent Markus Schön auf Anfrage.

Ein Rundruf bei den Schulen ergab teils gravierende Fall- und vor allem  Quarantänemeldungen: Für die Kurt-Tucholsky-Gesamtschule teilte die Stadt mit, dass sich aufgrund von insgesamt fünf positiven Fällen die Jahrgangsstufen 8 und 10 mit 170 Schülern in eine 14-tägige Quarantäne begeben müssten – die Schule sprach  gar von 330 Schülern mit Quarantäne-Pflicht.

Schüler in Quarantäne sollen nach Möglichkeit Distanzunterricht bekommen. Die Stadt diskutiere zurzeit mit den Schulleitern, ob generell Hybridunterricht einzuführen sei, also die Klassen aufzuteilen und teils zu Hause und teils in der Schule zu unterrichten, teilte die neue Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen mit. Falls die Testzahlen weiter dramatisch zunehmen, will die Stadt ihr zufolge zudem ein zweites Testzentrum einrichten. 

 Besucher des Diagnosezentrums bekommen am Eingang eine Marke mit einer Nummer und werden dann im Schnitt innerhalb von vier, fünf Minuten durch das Zentrum geschleust.

Besucher des Diagnosezentrums bekommen am Eingang eine Marke mit einer Nummer und werden dann im Schnitt innerhalb von vier, fünf Minuten durch das Zentrum geschleust.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Das Corona-Infektionsgeschehen an Krefelder Schulen nimmt an Fahrt auf: So formuliert es die Schulleiterin der Gesamtschule Kaiserplatz, Kathrin Rengers. „Ich rechne in den kommenden Tagen mit weiteren Fällen“, sagt Rengers. Stand Montag waren zwei Kinder positiv getestet. Doch gemessen an der Zahl von Anrufen, mit denen Eltern ihre Kinder krank meldeten, sei zu erwarten, dass noch mehr Schüler betroffen sind. Die Testergebnisse stünden aber noch aus. Die beiden betroffenen Kinder ziehen, so Rengers, 50 weitere Schüler, die als Kontaktpersonen ermittelt wurden, mit in Quarantäne. Das Kollegium könne sich seit den Sommerferien in regelmäßigen Abständen auf dem Schulgelände testen lassen, drei Viertel des Lehrer machten laut Rengers von dem Angebot Gebrauch.

An der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule im Südbezirk sind drei komplette Jahrgänge der Klassenstufen acht bis zehn in häusliche Absonderung geschickt worden. Das sind zwölf Klassen und rund 330 Schüler. Sechs Infektionen waren am Freitag an der Schule bekannt geworden. „Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen von unserer Seite“, wie Schulleiter Michael Schütz sagt. Wegen des Kurs-Unterrichts und der Durchmischung der Jahrgänge habe das Gesundheitsamt angeordnet, dass alle Kinder der betroffenen Jahrgänge bis zum 12. November zu Hause bleiben müssen. Schütz berichtet von großen Problemen, das Gesundheitsamt zu erreichen. „Wir haben am Freitag nach Bekanntwerden der Infektionen den ganzen Vormittag versucht dort anzurufen, konnten aber niemanden erreichen. Schließlich haben wir E-Mails versendet, das Gesundheitsamt hat sich erst am Freitagnachmittag zurückgemeldet.“ Den betroffenen Schülern habe man Arbeitsmaterialien für den Distanzunterricht zukommen lassen. Den Unterricht auf Videokonferenzen umzustellen, sei nicht machbar, zum Beispiel, weil Endgeräte nicht vorhanden seien. „Der Teufel steckt im Detail“, so Schütz. Er sagt, er habe damit gerechnet, dass das Infektionsgeschehen auch die Schulen treffen werde. „Das war nur eine Frage der Zeit.“

Auch am Maria-Sibylla-Merian-Gymnasium (MSM) in Fischeln gibt es eine Reihe von Corona-Fällen. Drei Schüler sind nach Angaben von Schulleiter Olaf Muti positiv getestet, 50 Kinder daraufhin in häusliche Absonderung beordert worden.

An der Gesamtschule Uerdingen befinden sich laut Konrektor Dirk Wellesen zehn bis 20 Schüler in Quarantäne, die als Kontaktpersonen von Kindern mit Symptomen nach Hause geschickt wurden. Auch er rechnet mit einem Anstieg der Infektionen an der Schule: „Mein Gefühl ist: Die Zahlen steigen, es werden täglich mehr.“

Auch an der Marienschule wurde nach Informationen unserer Redaktion nach Bekanntwerden von mindestens einer Infektion eine halbe Klasse der Jahrgangsstufe sechs nach Hause geschickt.

Die Albert-Schweitzer-Realschule berichtet von drei positiv getesteten Schülern und 23 Kindern in häuslicher Absonderung. In der vergangenen Woche sei alles noch ruhig gewesen, am Montag habe jedoch pausenlos das Telefon geklingelt, weil zum Beispiel besorgte Eltern Fragen hatten.

Am Berufskolleg Vera Beckers sind rund 25 Schüler in häuslicher Absonderung, die während der Ferien Kontakt zu Infizierten hatten. Aktuell sind zwei Verdachtsfälle in der Schülerschaft in Abklärung, berichtet Schulleiter Stefan Bur.

Verschont geblieben ist im Moment noch das Gymnasium Fabritianum in Uerdingen, dort gibt es keine bekannten Fälle. Etliche andere Schulen waren gestern telefonisch nicht zu erreichen.

Grundsätzlich, so berichten die Schulleiter, werde seitens des Gesundheitsamtes beim Bekanntwerden von Infektionen so vorgegangen, dass über die Sitzpläne der Klassen diejenigen Schüler ermittelt werden, die in der Nähe der positiv getesteten Schüler gesessen haben, und zwar für einen längeren Zeitraum in einem Abstand von unter 1,50 Metern. Das Gesundheitsamt entscheide, wer in Quarantäne muss, und setze sich direkt mit den Betroffenen in Verbindung.

Wegen der Maskenpflicht in Fußgängerzonen musste der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) von Freitag bis Sonntag 423 Passanten ansprechen, weil sie ohne Mund-Nase-Bedeckung unterwegs waren. Dabei wurde lediglich ein Bußgeld verhängt. Ein Mann hatte auf der Neusser Straße der Anweisung des KOD zwar zunächst Folge geleistet, indem er sich einen Schal über Mund und Nase zog. Kurz darauf jedoch betrat er ohne Schal oder Maske einen Friseursalon.

Wegen Verstößen gegen die Sperrstunde und andere Corona-Regeln wurden auch mehrere Gastronomen und ihre Gäste belangt. Am Freitagabend trafen die Ordnungskräfte gegen 23.45 Uhr in einem Café im Südbezirk vier Besucher an. Der Wirt muss wegen eines Verstoßes gegen die Sperrstunde nun 500 Euro Bußgeld zahlen. Die Gäste erhielten jeweils 55 Euro Verwarngeld, weil sie gegen das Nichtraucherschutzgesetz verstießen. Am Samstag hielten sich in einem Lokal in der Innenstadt etwa 20 Gäste auf. Die Betreiberin berief sich darauf, eine sportliche Veranstaltung durchzuführen, nämlich ein Dart-Turnier. Da sie nebenbei allerdings weiterhin Alkohol verkaufte, erwartet auch sie ein Bußgeld in Höhe von 500 Euro. Ebenfalls in der Innenstadt stellte der KOD am Sonntag fest, dass in einem Café die Kundenkontaktliste nicht ordnungsgemäß geführt wurde. Dies mündet in einem Bußgeld von 2000 Euro. Drei Gäste müssen je 55 Euro zahlen, weil sie im Innenbereich rauchten. In der Nacht auf Montag hielten sich gegen 23.30 Uhr acht Gäste in einem Café im Südbezirk auf. Der Wirt muss wegen Missachtung der Sperrstunde 500 Euro zahlen.

Zur Frage der Erreichbarkeit des Gesundheitsamtes bat Gesundheitsdezernentin Lauxen um Verständnis, dass es Phasen gebe, in denen das Gesundheitsamt schlecht erreichbar sei. In den Schulen versucht die Stadt noch, an der Strategie festzuhalten, nicht ganze  Klassen oder Kurse in Quarantäne zu schicken, sondern nur die Schüler, die um einen Infizierten herum gesessen hätten. Ausnahme: Wenn Lehrer berichten, dass die  Masekenpflicht augescheinlich nicht konsequent durchgehalten worden sei. Zudem wird es kritisch, wenn das Gesundheitsamt  die Kontakte infizierter Schüler nicht nachverfolgen könne; dann, so hatte es Dezernent Schön erläutert, müsse man als Ultima ratio dazu übergehen, Klassen oder Stufen nach Hause zu schicken.

Die Lage im Testzentrum der Stadt ist stabil; das Hygienekonzept greift ganz offensichtlich. Sicheres Zeichen: Bislang hat sich nach Auskunft des Leiters, Emmanouel Leledakis, keiner der aktuell 31 Mitarbeiter infiziert; Laub in den Gängen im Inneren des Gebäudes an der Schwertstraße 80 zeigt zudem, dass dort dauerhaft Durchzug herrscht. Die Mitarbeiter werden  je nach Stellenumfang und Aufenthalt im Testzentrum pro Woche bis zu zweimal getetet.

 Diagnose Zentrum, Corona, Schwertstra§e, Wartebereich

Diagnose Zentrum, Corona, Schwertstra§e, Wartebereich

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Das Zentrum macht zurzeit  Abstriche bei rund 400 Menschen pro Tag; ein Proband hält sich im Schnitt vier bis sechs Minuten im Zentrum auf.  Wichtig ist: Lauxen appelliert an Testpersonen, sich bei einem Infektionsverdacht zunächst an den Hausarzt zu wenden. Bei Terminvergaben für das Testzentrum sei es wichtig, dass die Patienten pünktlich erscheinen; wer zu früh kommt, müsse warten, wer zu spät kommt, bringe die enge Taktung des Tages durcheinander.

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