Projekt einer Düsseldorfer Grundschule Küken im Klassenraum
Düsseldorf · In einer Düsseldorfer Schule wachsen sechs Seidenhühner auf – ein einzigartiges Projekt in der Landeshauptstadt. Sie sollen auf dem Schulhof leben und den Unterricht begleiten.
Im Klassenraum der Löwen-Klasse der Garather Montessori-Schule piept und raschelt es. Sechs Seidenhuhn-Küken, vor zwei Wochen aus dem Ei geschlüpft, bewohnen einen kleinen Käfig im Klassenzimmer, während draußen Lehrer und Hausmeister der Schule am Hühnerstall arbeiten, in den die Küken später einziehen sollen.
„Wir sind die erste Schule in Düsseldorf, die Hühner auf dem Gelände hält“, sagt Rektorin Sandra Gehrke und füttert die sechs flauschigen Jungvögel aus der Hand. Nicht nur sie, auch ihr Kollegium und die Schülerschaft haben sich sofort in die Küken verliebt. Eine Kamera überträgt rund um die Uhr aus dem kleinen Käfig ins Internet, auch beim Schlüpfen konnte die ganze Schulgemeinschaft – trotz Wechselmodell – digital dabei sein.
Entstanden ist das Hühnerprojekt in Zusammenarbeit mit der Biologischen Station von Haus Bürgel – das Schulgelände grenzt direkt ans Naturschutzgebiet. „Norbert Tenten, Biologe von Haus Bürgel, hat mit unseren Schülern ein Vogel-Projekt gemacht: Warum ziehen manche Arten im Winter nach Süden? Wie baut man einen Meisenkasten? Daraus hat sich dann die Idee entwickelt, selbst Eier auszubrüten“, berichtet Gehrke. Daher hat die Schulleitung von einem Züchter 27 Seidenhuhn-Eier besorgt. Sechs davon sind tatsächlich unter der Wärmelampe geschlüpft. Ursprünglich sollten die Küken nicht in der Schule bleiben, aber schnell war für alle Beteiligten klar: Man will sie gemeinsam mit den Schülern aufziehen.
„Für die Kinder ist das eine wichtige Erfahrung, sie lernen den Umgang mit Tieren und die Verantwortung, die es mit sich bringt, sich um ein Lebewesen zu kümmern“, so Schulleiterin Gehrke. Neben Ordnungs- und Tafeldienst wird es daher an der Garather Montessori-Schule bald auch einen Hühnerdienst geben. Die Seidenhühner sind nicht die ersten Tiere, die auf dem Schulgelände leben. Mehrere Klassen haben Aquarien, und in einem Innenhof gibt es einen Teich, in dem derzeit zahlreiche Kaulquappen und eine Schildkröte leben. „Im Unterricht wird das natürlich eingebunden, wir beobachten über das Jahr hinweg, wie aus Laich langsam Frösche werden“, erzählt Gehrke.
Und direkt neben dem Teich entsteht derzeit das Hühnerhaus. Lehrer und Hausmeister legen außerhalb der Unterrichtszeiten Hand an, sägen, schrauben, streichen und hämmern. Es wird Beleuchtung, eine automatische Hühnertür und irgendwann auch eine Auslauffläche im Hof geben. „Als wir die Küken im Außengehege haben laufen lassen, mussten wir feststellen, dass sie durch den Zaun schlüpfen konnten. Das war viel Aufregung“, erinnert sich die Schulleiterin.
Das Projekt geht ins Geld: Nicht nur das Material für den Hühnerstall muss besorgt werden, auch die Küken brauchen neben Futter vor allem Wärme, die derzeit eine Wärmeplatte im Käfig spendet. Die Kosten für die Tiere selbst sind hingegen gering, ein Ei kostet beim Züchter rund zwei Euro. Einen Zuschuss für das Projekt hat die Garather Montessori-Schule vom Landschaftsverband Rheinland bekommen, den Rest trägt der Förderverein.
Sandra Gehrke freut sich, die Entwicklung der Vögel gemeinsam mit den Schülern verfolgen zu können: „Wir sind in den vergangenen Wochen richtige Hühner-Experten geworden.“ Denn die Fragen der Schüler rund um das Federvieh überfordern manchmal auch die Lehrer, die sich das Fachwissen dann aneignen müssen. Biologe Norbert Tenten von Haus Bürgel begleitet das Projekt weiterhin. Noch ist nicht zu erkennen, wie viele von den sechs Küken Hähne oder Hennen sind. „Wenn wir zu viele Männchen haben, müssen wir uns etwas einfallen lassen, weil sie sonst in Konflikt geraten“, weiß Gehrke. Sie hofft auf ein stimmiges Geschlechterverhältnis, damit die Schule eigenen Nachwuchs produzieren kann.
Schulintern wird jeder Schritt dokumentiert, von der Lieferung der Eierkartons bis zum Bau des Stalls. „Im Unterricht waren die piepsenden Küken zunächst schon eine Ablenkung“, gibt Gehrke zu. Dennoch ist sie stolz auf das Projekt – und überlegt sogar noch weiter. Mit Blick auf eine Wiese auf dem weitläufigen Schulhof denkt die Rektorin laut: „Hier konnte man eigentlich auch Schafe halten.“