Kolumne: KR wie Krefeld Krefeld – die Stadt der Konzepteschreiber

Krefeld · Krefeld ist  reich – reich an Konzepten. Durchschlagend war bisher keins. Verkehr, Innenstadt, Theaterplatz: Veränderungen sind entweder für die mittlere Zukunft vorausgesagt oder gleich für den  St. Nimmerleinstag.

 Jens Voss

Jens Voss

Foto: Grafik

Wenn  die Veranstaltung der Werbegemeinschaft eines gezeigt hat, dann dies: Das Krisenbewusstsein ist da, die Antworten aber bleiben vage oder besser: zu  wenig wirksam. Konzepte, Konzepte, Konzepte: Krefeld ist das Paradies für Konzepteschreiber respektive Gutachter. Krefeld ist aber auch die Stadt, in der man mittlerweile beim Buchstaben P des Wortes Konzept sanft entschlummert. Danach passiert einfach nichts mehr.

Die Debatte der Werbegemeinschaft war diesbezüglich erhellend. Stichwort Sauberkeit: Dieser Begriff hat mittlerweile etwas von einem Pawlowschen Reflex: Sagst jemand City, erschallt sofort das Wort „Sauberkeit“. Warum? Die Stadt Krefeld ist nicht vermüllt; es gibt Spezialprobleme wie Arkaden und Ecken, die man mal per Hochdruckreiniger und Desinfektionsmittel reinigen müsste, aber das sind Ecken. Woher der Eindruck der Unsauberkeit? Woher die grotesk ungerechten Schmähungen auf Krefeld, die man bei Facebook immer wieder lesen kann?  Woher die Klage von Leuten, die Krefeld nach längerer Zeit besuchen und erschreckt äußern, wie heruntergekommen die Stadt sei?

Wir wagen eine These: Es geht gar nicht um Sauberkeit, sondern um Architektur, um traurige Böden und Fassaden, um Immobilienbesitzer, die sich einen Dreck um ihren Besitz kümmern und lieber den letzten Cent Miete aus einem Gebäude herauspressen, als klug in ihren Besitz zu investieren und gute Mieter mit interessanten Geschäften zu pflegen. Krefeld ist nicht dreckig; Krefeld sieht einfach an vielen Stellen aus wie vor 30 Jahren. Hier müsste man als Stadt ansetzen, auf Besitzer zugehen, Wege suchen, Neues zu schaffen, das Gesicht der Stadt zu verändern.

Zu den großen Ernüchterungen, die einem der Abend  bei der Werbegemeinschaft beschert hat, gehört das Thema Drogenszene. Man könne und dürfe sie nirgends verdrängen – das war die Botschaft. Das aber darf die Botschaft nicht sein. Eine Stadtgemeinschaft muss die Möglichkeit haben, zentrale Orte bürgerlichen Lebens zu schützen. Das geht auch, andere Städte machen es vor. In Krefeld ist man drauf und dran, für teures Geld einen Drogenkonsumraum einzurichten und dennoch den Theaterplatz in alle Ewigkeit preiszugeben. Das wäre ein Treppenwitz. Hilfe für Drogenkranke ist ethisch geboten, ja, aber es muss auch Wege geben, dieser Klientel klarzumachen, wo sie erwünscht ist und wo nicht. Was Krefeld braucht, ist Ergebnisse, keine Konzepte. Die Konzepte sind, wenn man ehrlich ist, längst da.

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