Wirtschaft Hafen kauft Fläche der Metallwerke Bender
Krefeld · Die Erfolgskurve des Hafens zeigt weiter nach oben. Nicht nur das operative Geschäft bewegt sich auf Rekordniveau, auch die strategischen Entscheidungen gelingen. Mit dem Kauf des Grundstücks der insolventen Metallwerke Bender verschafft sich der Hafen Platz für die Ansiedlung neuer Betriebe. Hinzu kommt die Fläche der Abrisshäuser an der Hentrichstraße. Die Arbeiten sind ausgeschrieben.
Die Erfolge des Krefelder Hafens sind kein Zufall: Im Jahr 2013 haben die Geschäftsführer Sascha Odermatt und Elisabeth Lehnen ihr Strategiepapier erarbeitet, das die Grundlage für ein erneutes Rekordjahr bildet und noch wichtiger, die Hafengesellschaft ein Stück weit vom konjunkturabhängigen Geschäft abkoppelt. Der Hafen erzielt inzwischen respektable Einnahmen durch Erbpachtzahlungen der Betriebe. Er verkauft seine Fläche nicht, er verpachtet sie nur. „Damit haben wir größeren Einfluss auf das, was im Hafen passiert“, erklärt Odermatt im Gespräch mit unserer Redaktion.
Dass auch die Stadt Krefeld (51 Prozent) und die Neuss-Düsseldorfer Häfen (49 Prozent) als Gesellschafter mitziehen, unterstreiche die Bereitstellung von elf Millionen Euro für Landerwerb, berichtet Odermatt. Aktuell können er und seine Kollegin zwei weitere Erfolge verbuchen. Das 70.000 Quadratmeter große Grundstück der insolventen Metallwerke Bender ist nun Eigentum des Hafens. Der Notartermin war das vorläufige Ende eines überaus komplizierten Immobiliengeschäfts, das bis hin in die Vereinigten Arabischen Emirate reichte. „Wir wollten uns nicht selbst um die in Dubai eingetragenen Grunddienstbarkeiten kümmern“, sagt Odermatt. Deshalb sei das Areal zunächst von einer Firma aus Duisburg erworben und dann weiterverkauft worden. Zum Preis machen die Geschäftsführer keine Angaben.
Bewegung kommt auch in ein zweites Dauerthema. Die Zeit der Abrisshäuser auf dem mehrere zehntausend Quadratmeter großen Grundstück zwischen Hentrich- und Bataverstraße neigt sich endgültig ihrem Ende zu. Die Ausschreibung für die Abrissarbeiten auf dem städtischen Areal sei erfolgt, sagt Odermatt. In der Vergangenheit hatte bereits der Holz-Großhändler Brockmann Interesse angemeldet, das Gelände direkt neben seinem Neubau nutzen zu wollen. Das Areal sei als Zwischenlager geeignet, um Container aus China, Malaysia, Brasilien oder Chile abzustellen.
Die Flächenentwicklung spielt für den Hafen eine wichtige Rolle. Nach den erfolgreichen Ansiedlungen namhafter Unternehmen wie Bauhaus, Amazon, VGG Handelsgesellschaft, Westfalen-Gas und Goodmills (Aurora-Mühle) sind die Optionen beschränkt. Eine Ausweitung des Hafens auf Meerbuscher Gebiet dürfte auch weiterhin am Veto der Nachbarstadt scheitern.
Ein weiterer Aspekt des Strategiepapiers ist ebenfalls bereits umgesetzt. Die Abhängigkeit des Hafens von seinem Kunden Bayer AG (heute Lanxess und Covestro sowie anderen Firmen des Chemparks Uerdingen) ist deutlich gesunken. Der Anteil der chemischen Industrie am Umschlag im Hafen ist über die Jahre von zwei auf ein Drittel geschrumpft. Zweites wichtiges Standbein ist mit rund einem Viertel der Container-Umschlag im Terminal am Hafenkopf. Der restliche Umschlag teilt sich auf viele Kunden und Branchen auf. „Wir sind dadurch deutlich unabhängiger und krisenfester geworden“, sagt Elisabeth Lehnen.
Was den Umschlag von 5,19 Millionen Tonnen als auch den Rekordumsatz von 11,18 Millionen Euro anbetrifft spiegeln sich in der Splittung alle Anstrengungen wider. Beim Umschlag ist die Tonnage der Binnenschifffahrt relativ stabil, die auf der Schiene wächst kontinuierlich und macht inzwischen rund ein Drittel am Gesamtaufkommen aus. Beim Umsatz findet sich die Entsprechung. Der Anteil der Hafeneisenbahn nimmt zu, einen stabilen Sockel bilden die Immobilienpachten und eine ziemliche Konstante die Schifffahrt mit Ufergeld und Kranleistungen.
Unterm Strich schließt der Krefelder Hafen 2018 mit 1,3 Millionen Euro Gewinn nach Steuern ab. Ziel für die nächsten Jahre ist ein Abschluss von zwei Millionen Euro. Derzeit wird das Geld noch für den Verlustvortrag aus dem Jahr 2014 benötigt. Damals hatte das Eisenbahnbundesamt den Bau des Transterminal Krefeld (TTK) verwehrt. Die angefallenen Planungskosten mussten abgeschrieben werden. „Das ist Ende dieses Jahres erledigt“, so Odermatt.