Nervenerkrankung CRPS - am Anfang stand ein harmloser Sturz

Krefeld · Seit einem Verkehrsunfall leidet Katharina Knobloch an der Nervenkrankheit CRPS. Zur Erleichterung ihrer Lebensumstände möchte sie sich einen Assistenzhund zulegen. Doch dessen Ausbildung ist sehr kostspielig.

 Katharina Knobloch und Assistenzhund Vito  - die Krefelderin hofft, die Ausbildung des Hundes bezahlen zu können und sucht Geldgeber.

Katharina Knobloch und Assistenzhund Vito  - die Krefelderin hofft, die Ausbildung des Hundes bezahlen zu können und sucht Geldgeber.

Foto: Knobloch

Katharina Knobloch sitzt auf ihrem Sofa. Eine nette, aufgeschlossene junge Frau. Wie sie da sitzt und erzählt, ist kaum zu spüren, dass sie krank ist. Seit einem Fahrradunfall im Frühjahr 2015 sitzt die 28 Jahre alte Studentin des Chemieingenieurwesens im Rollstuhl. Nicht durch Querschnittslähmung oder unmittelbare Folgen. Sie leidet unter einer Krankheit namens CRPS (vom englischen Complex Regional Pain Syndrome, früher auch Morbus Sudeck). „Woher das genau kommt, ist bislang wenig bekannt. Auslöser war der Sturz, bei dem ich mir die Hand gebrochen habe. Aus der Verletzung heraus hat sich die Krankheit gebildet, und heute leide ich unter starken Schmerzen in der Hand und im linken Fuß. Das geht so weit, dass sich sogar Fehlstellungen gebildet haben“, erzählt die junge Frau. In der Folge sitzt sie heute im Rollstuhl.

Bei der Krankheit handelt es sich um eine Fehlregulation des sympathischen Nervensystems, das unter anderem für die Regulierung der Durchblutung verantwortlich ist. Dadurch kommt es zu einem starken Schmerzempfinden, das es dem Betroffenen im Extremfall unmöglich macht, einem normalen Leben nachzugehen. „Ich kennen einen Mann, der sich aufgrund von CRPS den Unterschenkel amputieren ließ, weil er es nicht mehr aushielt“, sagt Knobloch. Eine Heilung ist derzeit nicht möglich. Zwar gibt es Fälle, in denen sich die Krankheit wieder zurückbildete und in der Frühform gibt es Behandlungen, eine wirkliche Therapie für ausgeprägte Fälle wie ihren besteht aber nicht.

Sie leidet nicht nur an den Schmerzen selbst. Zusätzlich belasten sie die Reaktionen anderer Menschen. „Es gibt zwei Gruppen. Manche wollen unbedingt bei allem helfen, auch wenn ich ablehne und Dinge allein schaffen will. Andere tuscheln hinter dem Rücken und weichen mir aus. Das ist belastend“, sagt sie. Dass wenige Menschen noch normal mit ihr umgingen, sei schwierig. Auch darum wünscht sie sich nun einen Assistenzhund. „Der kann mir helfen, indem er beispielsweise Dinge aufhebt, Schalter betätigt oder sogar eine Waschmaschine ein- oder ausräumt“, sagt sie. Noch wichtiger sei, dass das Tier sie ablenke und auch als sozialer Katalysator wirke.

„Wenn ich mit dem Hund unterwegs bin, kommen die Menschen auf mich zu und reden über ihn. Plötzlich spielt die Behinderung keine Rolle mehr“, sagt sie. Der Hund ist also als Hilfe für alltägliche Besorgungen, aber auch als Partner im Alltag wichtig. Ihr Freund Christoph Linck kann nicht immer da sein. Auch er studiert und steht kurz vor dem Abschluss. „Wir sind ungefähr zwei Monate vor dem Unfall ein Paar geworden“, erzählt er. Beide gemeinsam machten die schwere Zeit durch. Aber Knobloch wünscht sich mehr Eigenständigkeit. Sie würde gern einen Beruf ergreifen. „Meinen Abschluss habe ich gemacht. Um jetzt arbeiten zu können, bräuchte ich vor allem ein umgebautes Auto. Dieser Umbau aber kostet 25.000 Euro. Das will die Versicherung nicht zahlen. Lieber zahlt sie zwischen 1500 und 2000 Euro Taxi-Kosten im Monat“, erzählt sie kopfschüttelnd.

Doch Priorität hat für sie der Hund. Gefunden und kennengelernt hat sie diesen bereits. Ausgebildet wird er vom Verein Vita Assistenzhunde. Die Ausbildung dauert zwei bis drei Jahre, dann erfolgt eine sechswöchige Phase, in der Hund und Halter sich kennenlernen. Erst dann ist das Tier im Einsatz. „Mein Hund heißt Vito, ein schwarzer Labrador, und ich werde im Oktober dort sechs Wochen mit ihm gemeinsam lernen. Dann kommt er her“, sagt sie. Problematisch: die Ausbildungskosten für den Hund von 25.000 Euro sind bisher nicht gedeckt.

„Der Verein überlässt mir den Hund schon jetzt. Aber irgendwann muss das Geld aufgebracht werden. Wir hoffen auf Spenden oder Sponsoren. Ich schaffe es sonst nicht und der Verein muss seine Kosten tragen“, sagt die junge Frau. Dafür richtete sie eine Facebookseite ein. Unter „Vito und Katharina“ wird sie regelmäßig Bilder einstellen. Wer helfen möchte, erreicht sie dort oder unter vitoundkatharina@web.de. Vito, so der Name des Hundes, soll ihr erster Schritt zurück in ein normales Leben werden. Findet sie einen Arbeitgeber, der ihr eine Chance gibt, dann wäre das ein weiterer Schritt. Sie hat einen steinigen Weg hinter und vor sich. Einen, der mit einem einfachen und an sich relativ harmlosen Sturz mit dem Fahrrad begann.

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