Corona-Zeiten Elektriker Rath bekommt viele Kleinaufträge

Krefeld · Für die Zeit nach dem Virus hofft Peter Rath auf eine möglichst schnelle Normalisierung. „Aber ich kann mir auch vorstellen, dass es viele Pleiten und eine Rezession gibt“, sagte der selbstständige Elektromeister.

 Elektromeister Peter Rath und seine Mitarbeiter sind froh, in Corona-Zeiten arbeiten zu dürfen.

Elektromeister Peter Rath und seine Mitarbeiter sind froh, in Corona-Zeiten arbeiten zu dürfen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Viele Unternehmen, gerade solche von Selbstständigen Einzelunternehmern, sind derzeit aufgrund der Pandemie geschlossen. Doch auch die Unternehmer, die noch geöffnet haben, spüren die Auswirkungen der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen und der Folgen derselben auf die Psyche der Menschen. Das gilt beispielsweise für Elektriker Peter Rath. Der Fischelner führt einen Handwerksbetrieb mit zehn Angestellten. Sein Unternehmen ist von der Bundesregierung als systemrelevant eingestuft. „Das hilft uns aber nur bedingt weiter“, erzählt Rath im Gespräch mit unserer Redaktion. Denn die Zahl der Aufträge sei massiv zurückgegangen.

„Es ist spürbar, dass die Stadt und öffentliche Stellen insgesamt bemüht sind, möglichst viele Aufträge an kleine Handwerksunternehmen zu vergeben. Aber aus dem privaten Sektor ist der Auftragsrückgang deutlich“, erzählt er. So gebe es aus Unternehmen so gut wie gar keinen Bedarf mehr. „Einige, wie die Gastronomie, haben geschlossen. Da gibt es weder Schäden, noch wird investiert. Und auch andere Firmen halten spürbar ihr Geld zusammen und investieren im Moment nicht“, sagt der 59-Jährige. Und auch Privatpersonen seien aus diesem Grunde zurückhaltend.

„Es gibt ein paar Auftragsarten, die deutlich zugenommen haben. Es ist spürbar, dass die Menschen zu Hause bleiben. So sind zum Beispiel sehr viele Aufträge wegen defekter Klingeln oder Gegensprechanlagen eingegangen. Aber auch hier: Küchen oder sonstige Ausbauarbeiten werden überhaupt nicht gemacht“, beschreibt Rath die Situation. Noch sei das kein großes Problem, denn das Unternehmen habe noch volle Auftragsbücher von vor der Krise. Das habe vor allem mit fehlendem Personal zu tun. „Die Zahl der verfügbaren Fachkräfte geht seit Jahren zurück und das wird noch zunehmen. In den kommenden fünf Jahren gehen ein Drittel aller Elektriker in Rente“, sagt er. Darum empfehle es sich, die Zeit jetzt zu nutzen und Arbeiten machen zu lassen. Denn wenn die Beschränkungen gelockert werden und die aufgeschobenen Arbeiten nachgeholt werden, sei mit einem Stau zu rechnen. Zumal er neben fehlendem Personal auch Engpässe bei Ersatzteilen befürchtet.

 Peter Rath in seinem Büro. Im Moment koordiniert er viele kleine Aufträge aus Privathaushalten.

Peter Rath in seinem Büro. Im Moment koordiniert er viele kleine Aufträge aus Privathaushalten.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

„Auch was wir verwenden wird fast ausschließlich im Ausland produziert und bei manchen Elektronikbauteilen ist das bereits spürbar. Noch sind die üblichen Bauteile verfügbar. Ob das so bleibt ist fraglich“, befürchtet der erfahrene Handwerker. Seit 31 Jahren besteht das Unternehmen aus Fischeln.

Die Situation im Umgang mit Kunden sei sehr ungewohnt, berichtet er. „Wir fahren nur noch mit Mundschutz raus, halten uns penibel an Abstandregeln, nehmen keine Getränke oder Speisen mehr an und waschen uns sehr regelmäßig die Hände. Darauf können sich alle Kunden verlassen“, sagt Rath. Denn: „Wenn nur einer meiner Angestellten positiv getestet wird, wird der ganze Betrieb in Quarantäne gesteckt. Dann gehen wir alle sofort in 100 Prozent Kurzarbeit. Das bläue ich meinen Mitarbeitern jeden Tag ein.“

Fehler passieren aber auch ihm. „Ich hatte zum Beispiel den Fall, dass ein Paketbote ankam und mir die Hand entgegenstreckte. Ich habe sie genommen und geschüttelt, das war wie ein Reflex. Sofort wurde mir klar, dass das ein Fehler war und ich habe mir die Hände gewaschen“, erzählt er und hofft, dass die Abstandsregeln bald ähnlich in Fleisch und Blut übergehen, wie die Benimmregeln zuvor.

Seine Kunden seien sehr Verständnisvoll. Dennoch täten sich einige schwer damit, nun Fremde ins Haus zu lassen. „Es gibt aber auch immer wieder ältere Menschen, die mir sagen ‚Ich bin jetz su alt jewore, do es mich dat drietejal‘“, erzählt er lachend in bestem Kriewelsch. Das aber sei die Ausnahme. „Bei Stammkunden ist es auch oft so, dass sie uns vertrauen, uns sagen ‚Sie wissen, wo alles ist‘ und im Nebenraum sind. Es ist einfach eine sehr ungewohnte Situation für alle Beteiligten“, sagt Rath.

Für die Zeit nach dem Virus hofft er auf eine möglichst schnelle Normalisierung. „Aber ich kann mir auch vorstellen, dass es viele Pleiten und eine Rezession gibt. Dann würden die Investitionen zurückgefahren werden. Oder die Hilfspakete sorgen für einen Investitonsboom. Wir müssen abwarten“, sagt er. Die Hoffnung lässt er sich nicht nehmen. Immerhin können er und seine Angestellten noch arbeiten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort