Aktion „Fairkehr“ zieht für 2022 Bilanz 80 Kinder auf Krefelder Straßen verunglückt

Krefeld · „Wir verfolgen insgesamt das Prinzip des lebenslangen Lernens. Das beginnt im Kindergarten mit Trainings zum richtigen Über­queren einer Straße“, sagt die Leiterin der Verkehrsunfallprävention, Ste­phanie Schepers.

Sie stellten im Rahmen der Aktion Fairkehr die Zahlen der Unfälle mit Kindern in Krefeld im Jahr 2022 vor: Hans Hamestuck, Michael Huelsmann, Dagmar Moseler, Manuel Toebben (v.l.)

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Unfälle mit Kindern in Krefeld haben im Jahr 2022 leicht zugenom­men, liegen aber weiter unter den Werten der Vor-Corona-Zeit. 80 Kin­der und Jugendliche unter 14 Jahren wurden von Januar bis Dezember 2022 auf Krefelder Straßen Opfer von Un­fällen. Erfreulich: Seit 2017 gibt es kein Todesopfer zu beklagen.

Die stetig rückläufigen Zahlen der Ver­gangenheit gehören aber auch eben dieser an. „Wir haben die Aktion Krefelder Fairkehr im Jahr 1999 eingerichtet. Damals war Krefeld fast traditionell Schlusslicht hin­sichtlich Unfällen mit Kindern. Seitdem haben wir viel erreicht, doch seit einigen Jahren bewegen wir uns konstant in einem Korridor zwischen 70 und 100 Unfällen. Das ist eine große Verbesserung zur Vergangenheit, aber weitere Schrit­te sind nun schwer“, sagt Micha­el Hülsmann. Für den Geschäftsfüh­rer des Arbeitskreises Verkehrssi­cherheit für Kinder ist es die letzte Pressekonferenz vor dem ver­dienten Ruhestand. In den 24 Jah­ren, die das Gründungsmitglied der Initiative aktiv war, wurde viel erreicht.

Weitere Entwicklungen sollen nun mit Hilfe eines weiteren Universi­tätsprojekts geschafft werden. „Wir haben in Zusammenarbeit mit der Uni Wuppertal ein vom Land gefördertes Projekt begonnen, um weitere Mög­lichkeiten zu eruieren. Beispiels­weise erfragen wir dafür gerade an 19 Krefelder Schulen, wie die Kin­der zur Schule kommen. Diese liegen in den beiden Bezirken mit den meisten und den wenigsten Unfällen, also Fischeln, Hüls, Krefeld Nord und Krefeld Ost. Das Projekt ist einmalig in Deutschland und könnte ein Vorbild für andere Kommunen werden“, sagt Hülsmann.

Unterdessen geben die Detailauswer­tungen der Unfälle nicht viel her, um mit heutigem Wissensstand über die bereits getroffenen Maßnahmen der Verkehrserziehung hinaus spezi­fische Fragen anzugehen. Die Unfäl­le ver­teilen sich relativ gleich auf Wo­chentage und Monate. Hin­sichtlich der Tageszeiten bleibt es dabei, dass die Morgenstunden und der Nachmittag, sprich die Zeiten des Schulwegs, die Spitzen bilden. Tra­ditionell sind auch mehr Jungen als Mädchen betroffen. „Daraus lässt sich aber keine Handlungswei­se ab­leiten. Wir gehen jetzt nicht in Schulen und sagen: Die Jungs kommen zur Verkehrsschulung, die Mädchen machen weiter“, so die Leiterin der Führungsstelle der Po­lizei, Dagmar Moseler. Wichtig sei, auch weiterhin Sicher­heitstrainings anzubieten.

„Wir verfolgen insgesamt das Prinzip des lebenslangen Lernens. Das beginnt im Kindergarten mit Trainings zum richtigen Über­queren einer Straße und geht über ein Puppenspiel, das wir für Erstklässler anbieten bis zum Fahrradtraining in der vierten Klasse“, erklärt die Leiterin der Verkehrsunfallprävention, Ste­phanie Schepers. Für diese sei auch die Mitwirkung von Eltern wichtig. „Die Schulen können nicht alles allein leisten. Allerdings gibt es ein Spannungs­feld und generell ist den Schulen freigestellt, beispielsweise Groß­eltern oder andere Familienmitglie­der für die Sicherheitstrainings als Posten einzubauen. Manchmal sind es auch Kleingruppen, die un­terwegs sind. Notfalls findet das Training auf dem Schulhof statt“, sagt sie.

Wichtig sei aber vor allem das Training mit den Eltern. „Wir kön­nen Schulungen machen, so viel wir wollen, am Ende ist Verkehr Übung. Kinder müssen am Verkehr teilnehmen und Situationen erleben. Dafür sollten Eltern die Kinder nicht im­mer mit dem Auto, sondern auch mit Fahrrad oder zu Fuß zur Schule bringen. Auch kurze Wege in der Freizeit sollten mit diesen Ver­kehrsmitteln bewältigt werden. Nur so können die Kinder wirklich ler­nen, sich sicher im Verkehr zu be­wegen“, plädiert Schepers. Das sei im heute oft dicht gepackten Alltag eine Herausforderung, aber es sei die Mühe wert. „Am Ende ist der Nutzen groß und es geht um Gesund­heit oder Leben des Kindes“, sagt sie. Besonders wichtig sei hierbei der Weg zur Schule. „Dafür richten wir jetzt zunehmend Elternhalte­stellen ein, an denen die Kinder aus dem Auto aussteigen und den Rest laufen.“ Das soll für mehr Routine sorgen.