Im Katho St. Andy Korschenbroich „Blauer Montag“ macht Jugendheim zum Theater

Korschenbroich · Das „Katho St. Andy“ wurde bei der Aufführung des Stücks zu einer Bühne. Worum es in der Inszenierung ging und wie sie beim Publikum ankam.

 Auch die Beleuchtung sorgte für Club-Atmosphäre beim Theaterstück „Blauer Montag“ im Jugendheim.

Auch die Beleuchtung sorgte für Club-Atmosphäre beim Theaterstück „Blauer Montag“ im Jugendheim.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

„Willkommen im Blauen Montag“ – so empfing ein Clubbesitzer nach langem Corona-Stillstand seine Gäste. Die waren froh, endlich wieder feiern zu können. Sie wollten loslassen und in dieser Nacht zu allem einfach „Ja!“ sagen. Wohin das führt, war jetzt im Jugendheim „Katho St. Andy“, Jugendheim zu sehen, wo Performance-Theaterstück „Blauer Montag“ aufgeführt wurde. Sieben Darstellerinnen und Moritz Debock – alle im Alter zwischen 18 und 24 Jahren – standen dabei auf der Bühne.

Die Handlung steigerte sich nach und nach: Der DJ des Clubs legte auf, doch die Schauspieler konnten sich nicht sofort frei und enthemmt auf der Tanzfläche bewegen. Durch die Pandemie vom Clubbing entwöhnt und noch nicht wieder souverän im Auftreten, stahlen sie sich zunächst lieber an eine Bar, um dort Halt an einem Getränk zu finden. Aber mit zunehmendem Beat aus den Lautsprechern und steigendem Alkoholpegel lösten sie sich vom Tresen.  Von nun an hieß es: „Kopf aus, Musik an“. Es wurde getanzt, gesungen und gelacht.

Der DJ steigerte den Beat kontinuierlich auf bei 128 Beats Per Minutet. Die Tänzer traten hervor aus dem Schatten der Anonymität und ihre Bewegungen wurden immer individueller. Schließlich ließen sich alle gehen und der Griff zum Aufputschmittel steigerte die Szenerie bis hin zur Ekstase: „Nie mehr normal sein“. In die Atmosphäre der Ausgelassenheit drängelte sich dann aber doch wieder die harte Realität hinein. Es kam zu Eifersuchtsszenen zwischen zwei Freundinnen; eine lud ein Video von einer anderen hoch, ohne sie vorher um Erlaubnis gefragt zu haben.

Die Charaktere auf der Bühne spiegelten jeder auf seine eigene Weise die Zerrissenheit zwischen  Sehnsucht nach völliger Freiheit und  Gefangensein im lähmenden Alltagstrott authentisch wider. Besonders Sherin Khalifa, die bereits dreizehn Jahre Bühnenerfahrung hat, konnte das vorwiegend junge Publikum überzeugen. Ausdrucksstark und emotional verkörperte sie den Kontrollverlust und die Achterbahnfahrt im Rausch der Sinne. Schließlich beendete Mia Bertzen, wie drei ihrer Mitspielerinnen Schauspielstudentin an der Theaterakademie Köln, den Auftritt in purer Verzweiflung: „Noch einmal lichterloh brennen, bevor ich nicht mehr aufwache.“

Eine Gruppe kommt in diesen Pandemiezeiten oft zu kurz: Mit ihrem Stück haben die Darsteller das Seelenleben junger Erwachsener offengelegt. Den Applaus der begeisterten Besucher nahmen die Darsteller strahlend entgegen.

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