Am Karfreitag in Korschenbroich Bußgang zu den sieben historischen Fußfällen von Glehn

Glehn · Um 7 Uhr morgens gibt es am Karfreitag wieder den traditionellen Bußgang zu den sieben historischen Fußfällen in Glehn. Die Heimatfreunde und die St. Pankratius-Pfarrgemeinde laden nach zwei Jahren Corona-Zwangspause wieder dazu ein.

 Gerhard Tumma an einem der Fußfälle in Glehn.

Gerhard Tumma an einem der Fußfälle in Glehn.

Foto: Tumma

Am Karfreitag, 15. April,  wird es nach zwei Jahren Corona-Zwangspause den traditionellen Bußgang zu den sieben historischen Fußfällen von Glehn wieder geben. Gemeinsam mit der St. Pankratius-Pfarrgemeinde haben die Heimatfreunde Glehn diesen beliebten Bußgang in der freien Natur vorbereitet, bei dem jeder Teilnehmer seine Sorgen und Bitten an Gott in seine Gebete einschließen kann.

Treffpunkt ist um 7 Uhr morgens an der Pfarrkirche St. Pankratius. Von dort aus geht es über die Felder zwischen Schlich und Rubbelrath zu den sieben über 300 Jahre alten Fußfällen bis zum Alten Friedhof. Traditionell schließt die Prozession mit einem gemeinsamen Fastenfrühstück der Teilnehmer ab.

Vor 13 Jahren hatte Martha Lippgens von den Glehner Heimatfreunden schon einmal mit einem Vortrag über die Geschichte der Fußfälle begeistert. Der Begriff „Fußfälle“ kommt daher, weil es bis in die 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts üblich war, dass man vor den Fußfällen kniete und mit ausgebreiteten Armen betete.

Fußfälle sind Vorläufer der Kreuzwege, die heute in den Kirchen und auch außerhalb von Gotteshäusern zu finden sind. Ihren Ursprung hatten sie im Dreißigjährigen Krieg, bei dem gut ein Drittel der Bevölkerung ihr Leben ließ.

Seit Errichtung der Fußfälle vor mehr als drei Jahrhunderten zog in Glehn regelmäßig die Pfarrprozession an diesen Denkmälern vorbei. Auch wenn jemand schwer krank war oder im Sterben lag, gingen das ganze Jahr Nachbarschaften zu den Fußfällen, um für diesen Menschen zu beten.

Die Karfreitagsprozessionen zogen unbeeinflusst von allen Zeitströmungen über zwei Jahrhunderte nachmittags um 17 Uhr – bis sie 1940 in der Zeit des Nationalsozialismus  behördlich untersagt wurden. Nach dem zweiten Weltkrieg gab nur es noch einige Fußfall-Prozessionen zu den damals verwahrlosten sieben Stationen. Letztmalig fand 1949 eine solche Prozession statt, denn dem damaligen Pastor Heinrich Leenders war die Karfreitagsliturgie und die Fastenpredigt wichtiger.

Im Jahr 1989 aber ließen die Heimatfreunde die alte Tradition mit der Pfarrgemeinde wieder aufleben – nun aber nicht um 17 Uhr, sondern am Freitagmorgen um 7 Uhr. Zwar war 1989 kein gutes Wetter – trotzdem nahmen mehr als 100 Glehner Christen teil und es wurden in der Folgezeit immer mehr Menschen, die sich in der Frühe des Karfreitags aufmachen, um sich in der freien Natur zu besinnen und zu beten.

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