Zum Jubiläum 100 Jahre Bauhaus Bauhaus-Stationen im Kulturbahnhof

Korschenbroich · Umgeben von Martin Lerschs Bauhaus-Bildern referierte Thomas Brandt über die Entwicklung des legendären Schulmodells.

Als Kind habe er gerne mit Legosteinen gespielt, um aufzubauen und abzubauen, Neues zu schaffen und zu kopieren. Das erzählte Martin Lersch begleitend zu seiner Ausstellung im Kulturbahnhof. Mit der Kindheitserinnerung zielte der Künstler im hintergründig amüsanten Wort- und Gedankenspiel auf das Bauhaus. Ihm hat er eine Bildserie gewidmet, die noch am Sonntag zu sehen ist. In Kooperation mit dem städtischen Kulturamt feierte der Freundeskreis für Kunst und Kultur in Kombination von Ausstellung und Vortrag das legendäre Schulmodell, das im Gründungsjahr 1919 etwas vollkommen Neues darstellte.

Lersch zeigt 55 von über 90 Ölbildern, bei denen er motivisch Ausschnitte aus Werken von Bauhaus-Lehrenden und -Lernenden aufgreift. Die Hängung der 66 mal 33 Zentimeter großen Arbeiten ergibt das Wort „Bauhaus“. „Die Bilder zeigen, dass Lersch ein genialer Maler und Zeichner ist“, betonte Gisela Willems-Liening. Zudem begrüßte die Vorsitzende des Freundeskreises den Referenten Thomas Brandt. Unter dem Titel „Wie das Bauhaus wirklich war“ thematisierte er auch weniger bekannte Aspekte.

Brandt schlug den Bogen von den Anfängen in Weimar um Bauhaus-Gründer Walter Gropius zu den Stationen in Dessau und Berlin. Er berichtete von drei Direktoren, die das Bauhaus sehr unterschiedlich prägten, und wandte sich gegen das heute oftmals einseitige Bild von der besonderen Schule. Zentrales Vorhaben sei gewesen, Gestalter im „umfassenden Sinn“ auszubilden. Die für die Formgebung zuständigen Lehrer waren Maler mit unterschiedlichster Bildsprache. In den Werkstätten kooperierten sie mit Werkmeistern, die den Studenten den Umgang mit Materialien vermitteln sollten. „Am Anfang war das Bauhaus nicht, wie wir es uns heute vorstellen“, sagte Brandt.

Während der drei Jahre der ersten Phase sei die Ausrichtung expressionistisch, esoterisch und handwerklich geprägt gewesen. Ab 1921 aber sei das Bauhaus von der niederländischen Gruppe „De Stijl“ mit ihrem Bekenntnis zur geometrisch-abstrakten Darstellungsform sowie von den russischen Konstruktivisten angegriffen worden. Nachdem sich Gropius von Itten, einem der ersten Bauhaus-Lehrenden getrennt hatte, hätten sich die Einflüsse ausgewirkt. 1933 schlossen die Nationalsozialisten das Bauhaus. „Die Ideen waren nicht tot. Sie lebten mit der Emigration fort und verbreiteten sich international“, betonte Brandt.

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