Fußball Die Medaille hat zwei Seiten

Jede Medaille hat bekanntlich zwei Seiten. Dass der Vorstand des SV Hönnepel-Niedermörmter nach reiflicher Überlegung jetzt in Sachen Regionalliga-Aufstieg die Reißleine gezogen hat, ist für den Dorfklub, der in den vergangenen Jahren für reichlich Positiv-Schlagzeilen und sportliche Furore gesorgt hat, vermutlich die richtige Entscheidung. Ihre Hausaufgaben hatten die Verantwortlichen um den umtriebigen Vorsitzenden Alexander Kehrmann in den vergangenen Tagen und Wochen gemacht, sodass die Lizenz für die vierthöchste Fußball-Liga vom Westdeutschen Fußball- und Leichtathletik-Verband wohl erteilt worden wäre. Leicht ist den Entscheidungsträgern an der Düffelsmühle ihr Entschluss sicher nicht gefallen, schließlich wird es rund um den bebenden Acker viele enttäuschte Gesichter geben, die sich auf Duelle mit Rot-Weiss Essen, Rot-Weiß Oberhausen oder Alemannia Aachen gefreut hätten. Mit diesen klangvollen Vereinsnamen aber beginnt schon ein erstes Problem. Die sogenannten sicherheitsrelevanten Begegnungen hätten nämlich in der Volksbank-Arena am Bresserberg ausgetragen werden müssen (was auch in Abstimmung mit dem 1. FC Kleve und der Stadt möglich gewesen wäre) und nicht in Hönnepel. Wirtschaftliche, sportliche und infrastrukturelle Komponenten spielen ebenfalls eine gewichtige Rolle, will man eine Etage höher bestehen. Dieses Risiko will der SV Hönnepel-Niedermörmter (zunächst) nicht eingehen.

Die Kehrseite der Medaille könnte dem Klub aber ebenfalls Unannehmlichkeiten bereiten. Es wird nicht wenige Spieler aus der aktuellen Meistermannschaft geben, die einen gewaltigen Kater verspüren - und das nicht unbedingt wegen der soeben beendeten Mannschaftsfahrt nach Mallorca. Wer verdient Meister wird, sich auf die Regionalliga freut und jetzt in die Röhre guckt, der wird nicht unbedingt ein weiteres Jahr voller Leidenschaft die Knochen hinhalten. Für den erfolgreichen Trainer-Fuchs Georg Mewes eine äußerst undankbare Situation. Wie motiviert man die Akteure eines Meisterteams, denen letztlich die Krönung der außergewöhnlichen Spielzeit versagt bleibt?

Bleibt zu hoffen, dass alle Beteiligten im Schatten des Kalkarer Wunderlandes weiterhin an einem Strang ziehen, dann kann es vielleicht eines Tages doch noch mal was werden mit der Regionalliga.

HELMUT VEHRESCHILD

(RP)
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