Fußball 1. FC: Heute sind 548 406 Euro fällig

Das Finanzamt Kleve hatte dem 1. FC Kleve 63/03 im März einen Steuerbescheid zugestellt, in dem ein Gesamtbetrag von 548 406 Euro gefordert wird. Wenig überraschend ist: Der Klub kann nicht zahlen und baut weiter auf die Eröffnung des Insolvenzverfahrens.

1. FC Kleve: Eine Chronologie des Scheiterns
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Der 1. FC Kleve hat am 11. März den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Zwei Tage vorher, am 9. März, hatte der Verein Post vom Finanzamt Kleve bekommen. Inhalt des wenig erfreulichen Schreibens war ein Steuerbescheid (liegt der Rheinischen Post vor) in dem die Gesamtsumme von 548 406,74 Euro vom Klub gefordert wird. Auf der zweiten Seite des Schriftstücks heißt es unter Punkt II, Zahlungsaufforderung: Bitte zahlen Sie den Gesamtbetrag bis zum 14. April 2011. Auch dieser Brief hat dazu beigetragen, dass der Verein zwei Tage später den Weg zum Amtsgericht antreten musste.

Die Lohnsteuer ist der größte Posten, den das Finanzamt einfordert: 499 771,24 Euro sind nach den Berechnungen der Behörde zu wenig gezahlt worden. Die offenen Solidaritätszuschläge belaufen sich in dem Bescheid auf 27 125,92 Euro. Dazu gesellen sich evangelische Kirchensteuer (11 625,36 Euro) und römisch-katholische Kirchensteuer von 9884,20 Euro. Diese Nachforderungen sind nach den Berechnungen der Finanzbehörde im Zeitraum vom 1.7.2005 bis 30.6.2008 angefallen. Also auf den Fußball umgerechnet in drei Spielzeiten. Insgesamt liegt der Betrag, der vom 1. FC Kleve noch gefordert wird, wesentlich höher. Sozialversicherungsbeiträge, Zinsen, Strafen, Krankenkassenbeiträge ... — lassen nach RP-Informationen die offenen Rechnungen auf 1,3 bis 1,5 Millionen Euro ansteigen. Nach aktuellen Hochrechnungen liegen die Forderungen, die an den 1. FC Kleve herangetragen wurden, bereits bei mehr als drei Millionen Euro.

Die Suche nach Geld

Der Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters, André Dobiey, erklärte gestern wenig überraschend: "Der Betrag kann vom Verein nicht überwiesen werden." Bislang sind seine Kollegen und er weiter damit beschäftigt, nach Geld zu suchen, um den Gläubigern mehr als nur eine symbolische Quote bei einer voraussichtlichen Eröffnung des Insolvenzverfahrens anbieten zu können. Dobiey ist nach wie vor guter Dinge, dass das Gutachten, was derzeit in Arbeit ist, so aussagekräftig sein wird, dass das Gericht spätestens Anfang Mai über die Insolvenzeröffnung entscheiden kann. Die Insolvenzverwaltung wird mit der Stadt Kleve, die den Zuschuss von 650 000 Euro für den Stadionumbau zurückfordert, im Mai ein Gespräch führen. Der Termin steht. Mit den Finanzbehörden, so Dobiey, habe es bereits erste Gespräche gegeben. Sollte das Insolvenzverfahren eröffnet werden, müssten die Gläubiger erhebliche Einbußen hinnehmen, erklärt André Dobiey. Warum die das tun sollten, erklärt der Anwalt "Hier geht es darum zusammengerechnet etwa 250 Jahre Tradition zu erhalten. Zudem gibt es einen sozialen Aspekt, der nicht vernachlässigt werden darf. Zahlreiche ehrenamtliche Helfer der 750 Mitglieder kümmern sich um die mehr als 300 aktiven Jugend- und Schülerspieler." Ob die Argumente ausreichen, damit alle Gläubiger dem Insolvenzplanverfahren zustimmen, bleibt abzuwarten.

(RP)
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