Boxen Box-Skandal: Er lebt in Rindern

Er wohnt im Klever Ortsteil Rindern und ist ein Box-Star: Seine Kämpfe gegen Felix Sturm (2009) oder Artur Abraham (2007) – sie haben den Deutschen armenischer Herkunft berühmt gemacht. Khoren Gevor (31) wurde am Samstag im WM-Duell zunächst disqualifiziert und verlor dann die Nerven.

Boxen: Robert Stieglitz - Khoren Gevor
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Boxen: Robert Stieglitz - Khoren Gevor

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Er wohnt im Klever Ortsteil Rindern und ist ein Box-Star: Seine Kämpfe gegen Felix Sturm (2009) oder Artur Abraham (2007) — sie haben den Deutschen armenischer Herkunft berühmt gemacht. Khoren Gevor (31) wurde am Samstag im WM-Duell zunächst disqualifiziert und verlor dann die Nerven.

Es war ein spektakulärer Fight mit starker Quote: Den Weltmeisterschafts-Boxkampf zwischen Robert Stieglitz und Khoren Gevor (31) verfolgten am Samstag im Schnitt 3,26 Millionen Zuschauer live in SAT.1. Es ging um den WBO-Gürtel im Supermittelgewicht.

In der zehnten Runde des WM-Kampfs soll Khoren Gevor mit einem Kopfstoß für seine Disqualifikation gesorgt haben. Was danach kam, löste in der Magdeburger Bördelandhalle einen der größten Skandale der deutschen Box-Geschichte aus. Khoren Gevor ging wie ferngesteuert auf den Ringrichter zu und verpasste ihm ein paar Schläge. Fast ein Dutzend Männer mit breitem Nacken hatten Mühe, den mit reichlich Adrenalin vollgepumpten Gevor von dem Unparteiischen wegzuziehen.

Mit Traubensaft auf dem Sofa

Drei Tage später sitzt Khoren Gevor in Rindern auf dem Sofa und trinkt Traubensaft. Hier ist der Profi-Boxer zu Hause. Seit 15 Jahren lebt er in Deutschland. Seine Frau hatte in Kleve eine Sushi Bar, die vor fünf Monaten dichtgemacht hat. Es lohnte sich nicht. Zusammen mit ihr und drei Kindern fühlt er sich in dem Klever Ortsteil wohl: "Hier ist es schön ruhig."

Das Gesicht des 31-Jährigen sieht nicht so aus, als ob er vor drei Tagen einen WM-Kampf bestritten hätte. Ein kleiner Cut über der linken Augenbraue. Alles sitzt am rechten Fleck. "Es geht mir gut. Es ist überhaupt nichts gebrochen. Die Nase nicht, ich habe keine Schmerzen", erklärt der Deutsche armenischer Herkunft. Khoren Gevor spricht über den vergangenen Samstag mit einem Unrechtsbewusstsein, als habe er sein Auto falsch geparkt.

Dabei sorgte er für einen Eklat, als er sich den Ringrichter nach seiner Disqualifikation schnappte und das tat, was er am besten kann. "Das war ein Fehler", gibt der Rinderner zu, "doch ich habe mich direkt bei ihm entschuldigt, und er hat die Entschuldigung auch angenommen." Aus Sicht von Khoren Gevor hat Robert Stieglitz, der in Magdeburg ein Heimspiel hatte, nur geklammert. "Der hat mich nur gehalten und meinen Arm eingeklemmt.

Der Ringrichter steht daneben und sagt nichts", so der Profi. Im Laufe des Kampfs habe sich bei ihm einiges aufgestaut. Auch die Disqualifikation wegen eines Kopfstoßes war aus Sicht von Gevor falsch: "Ich habe ihm keinen Kopfstoß verpasst." Das Sicherheitspersonal hatte den Rinderner in die Kabine begleitet. Dort, so wurde berichtet, soll der 31-Jährige noch die Einrichtung zerpflückt haben. "Totaler Quatsch, da ist gar nichts passiert", sagt Khoren Gevor.

Die 6000 Zuschauer in der Halle waren gegen Gevor eingestellt: "Ich wurde nur beschimpft, das verstehe ich nicht. Ich spreche besser Deutsch als der Robert Stieglitz und habe schon häufig unter deutscher Flagge gekämpft. Dass ich in Magdeburg nach Punkten keine Chance gegen Stieglitz haben würde, war mir klar. Ich wusste, dass ich ihn umhauen musste." Und seiner Ansicht nach war das drin. "Stieglitz schnappte nur noch nach Luft, die Chance war da", wähnte sich der 31-Jährige auf der Siegerstraße.

Lebenslange Sperre?

Jetzt droht dem Boxer eine Sperre. "Ich hoffe, dass die nicht allzu lange ausfällt. Ich will noch ein paar Jahre boxen." Doch gibt es Leute, die sich für eine extrem lange Sperre nach dem Kurzschluss einsetzen. Jean-Marcel Nartz, der für den Kampf angesetzte technische Delegierte des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB), sagte: "Der Mann gehört lebenslang gesperrt. Dafür werde ich sorgen." Falls dies so kommt, will Khoren Gevor Rindern und auch Deutschland verlassen: "Dann gehe ich wohl wieder zurück nach Armenien." Doch noch ist es nicht so weit, denn Gevor ist ein Kämpfer (siehe Info-Kasten).

(RP)
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