Kalkar-Appeldorn Silvesterdienst in der Schaltzentrale

Kalkar-Appeldorn · Wegen der langen Kampagne läuft die Rübenfabrik in Appeldorn auch zu den Festtagen rund um die Uhr durch. Eine Reihe von Mitarbeitern erlebt Silvester dann im Werk, so wie Reinhard Kühnen aus Kalkar.

 Reinhard Kühnen nimmt auch heute an Silvester wie seine Kollegen in der Schaltzentrale der Rübenfabrik Platz. Denn die Produktion läuft auch während der Feiertage rund um die Uhr.

Reinhard Kühnen nimmt auch heute an Silvester wie seine Kollegen in der Schaltzentrale der Rübenfabrik Platz. Denn die Produktion läuft auch während der Feiertage rund um die Uhr.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Ein leiser Klingelton ertönt. Reinhard Kühnen drückt schnell einige Tasten. Das Geräusch verstummt. "Im Moment gibt es ein kleineres Problem, weil eine Pumpe einen Lagerschaden hat. Aber das ist kein großes Ding", erläutert der Mann in der Schaltzentrale der Zuckerrübenfabrik. Hier, quasi im Herzen der Anlage, hat er mit vier weiteren Kollegen die gesamte Produktion des Riesenwerks im Auge. Jeder hat eine große Schalttafel vor sich, auf der jede Störung angezeigt wird. Auf Bildschirmen werden zudem per Videokamera verschiedene Bereiche der Anlage gezeigt.

Auch zu Silvester werden dort Bilder von Rüben oder Transportbändern zu sehen sein, ein Umschalten auf das aktuelle TV-Programm ist nämlich auch an den Festtagen tabu. "Nein, so etwas gibt es hier nicht. Auch an den Festtagen läuft die Produktion normal weiter. Da ist hier die gleiche Aufmerksamkeit wie sonst gefragt", erläutert der 59-Jährige, der den Dienst zu den Feiertagen bestens kennt. Seit 37 Jahren arbeitet er bereits beim Unternehmen Pfeifer und Langen. "Zucker klebt eben", nennen sie im Werk diese langjährige Verbundenheit vieler Mitarbeiter mit "ihrer" Fabrik.

In den vielen Jahren in Appeldorn hat Reinhard Kühnen gleich mehrfach Dienst über Silvester oder Weihnachten gehabt. "Meine Familie kennt das gar nicht anders", sagt der Vater von drei Kindern. Auch diesmal arbeitete er Weihnachten, auch diesmal muss er heute zu Silvester in die Fabrik fahren. Mit dem Fahrrad. Denn auch das hat für Reinhard Kühnen seit Jahrzehnten Tradition. Die acht Kilometer von Kalkar bis Appeldorn legt er mit dem Drahtesel zurück. Bei jedem Wetter. Auch der momentane Schnee kann ihn nicht schrecken.

Diesmal hat er Glück. Silvester hat er die Frühschicht erwischt. Zum Jahreswechsel kann er daheim sein. Doch er hat schon mehrfach im Werk ins neue Jahr "hineingefeiert". Wobei von einer richtigen Feier nicht die Rede sein kann. "Dafür ist hier gar keine Zeit. Wir müssen die Produktion ständig im Auge haben." Das schlimmste was passieren könnte, wäre ein Totalausfall der Anlage. Wenn der Zucker kristallisiert, helfen nur noch dicke Bohrhammer, um die Anlage wieder frei zu stemmen.

Daher lassen die Mitarbeiter in der Schaltzentrale die Monitore nicht aus den Augen, reagieren sofort auf die kleinsten Veränderungen.

Zum Jahreswechsel bleibt da für die Kollegen nur Zeit für einen kleinen Umtrunk um Mitternacht. Die Sekunden bis zum neuen Jahr zählt das Radio herunter, das im Hintergrund läuft. Doch danach wird sofort weitergearbeitet. Vom Feuerwerk draußen in der Nacht bekommen die Mitarbeiter in der Schaltzentrale gar nichts mit.

Auch die Kollegen von Reinhard Kühnen haben sich mit den Festtagsdiensten längst arrangiert. Und sie können weit im voraus planen. Der Schichtdienst steht tatsächlich bereits für zehn Jahre fest. Das ist nun wirklich eine vorausschauende Festtags-Planung.

(RP)
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