Kreis Kleve Beruf als Hilfe zur Integration

Kreis Kleve · Die berufliche Integration geflüchteter Frauen war das Thema einer Fachtagung der Landesinitiative „NetzwerkW“ mit dem SOS Kinderdorf Niederrhein. 60 Vertreter verschiedener sozialer Einrichtungen hörten die Vorträge in Kleve.

 Die Organisatoren der Veranstaltung „Bringing cultures together“ im Klever Kolpinghaus mit Landrat Wolfgang Spreen (5.v.l.).

Die Organisatoren der Veranstaltung „Bringing cultures together“ im Klever Kolpinghaus mit Landrat Wolfgang Spreen (5.v.l.).

Foto: Klaus-Dieter Stade/Stade, Klaus-Dieter (kds)

Wie kann Frauen mit Migrations- und Fluchthintergrund geholfen werden, im Kreis Kleve eine Arbeit zu finden? Wie stehen besonders für geflüchtete Frauen die Chancen, sich auch beruflich in der Gesellschaft zu integrieren, in der sie sich oftmals noch fremder fühlen als ihre Männer, die in der Regel als erste den Sprachkurs machen und eine Arbeit finden? Mit diesem Thema beschäftigte sich die Auftaktveranstaltung der Landesinitiative NetzwerkW, die in diesem Jahr im Kreis Kleve ihr 10-jähriges Bestehen feiert. Ausrichter der Fachtagung war das SOS Kinderdorf Niederrhein, Gastgeber das Klever Kolpinghaus. Etwa 60 Vertreter sozialer Einrichtungen und Verbände hörten eine Reihe von Vorträgen aus der Praxis der Integration von Geflüchteten.

Die Initiative „NetzwerkW“ – das „W“ steht für Wiedereinstieg - beschäftigt sich damit, Frauen und Männer bei der Rückkehr in den Beruf nach der Familienzeit zu unterstützen und ihre beruflichen Perspektiven zu verbessern. „Berufliche Teilhabe an der Gesellschaft bedeutet für Frauen mit Migrationshintergrund eine Befreiung aus sozialer Isolation und oftmals Unterdrückung“, sagte Peter Schönrock, Leiter des SOS Kinderdorf Niederrhein im Grußwort. Niedrigschwellige Angebote seien nötig, um Frauen berufliche Integration zu ermöglichen.

Landrat Wolfgang Spreen gratulierte dem NetzwerkW zum 10jährigen und würdigte besonders die Leistung aller beruflichen und ehrenamtlichen Akteure. Er wies darauf hin, dass von den geflüchteten Frauen mit guter Bleibe-Perspektive jede fünfte keine Berufsausbildung habe. „Aber sie haben die Findigkeit, eine Familie zu managen“, sagte er und dies befähige sie zu mancherlei Tätigkeiten im sozialen Bereich. Christian Parnitzke, Koordinator für den Integration Point der Agentur für Arbeit in Wesel, und Andrea Schwan, Leiterin des Jobcenters im Kreis Kleve, präsentierten gemeinsam die Chancen und Herausforderungen bei der Arbeitsmarktintegration geflüchteter Frauen aus ihrer täglichen Praxis und gaben mit Zahlen und Übersichten den Teilnehmern den ersten Input.

Beim Integration Point Kreis Kleve werden derzeit 277 Personen betreut, 44 davon sind Frauen. Das Jobcenter hält verschiedene Beratungsangebote bereit, die Andrea Schwan ausführlich beschrieb. „Geflüchtete Frauen können zum Beispiel in Kitas helfen bei der psychosozialen Betreuung von Kindern mit Fluchterfahrung“, nannte sie eine Möglichkeit der schrittweisen beruflichen Integration. Beide Referenten betonten, wie wichtig die Vernetzung aller helfenden Akteure untereinander sei. Wohlfahrtsverbände, Schulen, Bildungsträger, soziale Einrichtungen – sie alle tauschten sich aus, und das sei entscheidend. „Vernetzung ist das A und O“, so die einhellige Meinung an diesem Tag.

Die Wirkung war auch während der Veranstaltung live zu beobachten, denn in den Pausen tauschten die Teilnehmer sich angeregt aus über ihre Erfahrungen und gaben einander Ratschläge. Carina Cleven-Pawletko vom Kommunalen Integrationszentrum Kreis Kleve (KI) legte dar, wie das KI kreisweit alle Beratungs- und Betreuungsangebote für Migranten sammelt. Nach dem Motto „Wer kann was vermitteln“ wird eine „Landkarte“ der Akteure zum Beispiel für Sprach- und Kulturvermittlung erstellt. Neben der Sprache nannte sie die Traumabewältigung speziell der Kinder einen „dringlichen Bedarf“. Auch sie betonte die Wichtigkeit der Vernetzung und auch die große Bedeutung des Ehrenamts. Das KI unterstütze hier die Kommunen bei der Umsetzung von Frauentreffs, Koch- und Handarbeitsgruppen, die für viele Frauen der erste Schritt in die Integration bedeuteten. Vom Caritasverband Geldern Kevelaer kamen Saskia Elders und Hatice Öksüz und berichteten von ihrer Arbeit im Familienintegrationsbüro im ländlichen Raum. Hatice Öksüz, aus Istanbul stammend aber in Duisburg aufgewachsen und beheimatet, berichtete anschaulich von ihrer Biografie. Am Nachmittag gab es „Migration works, if migrants works“ von Johanna Hachmann vom SOS Kinderdorf Niederrhein und der Vortrag „Bringing cultures together – Vielfalt als Potenzial und Ressource“ von Stephanie Finkler aus Goch.

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