Museum Kurhaus Kleve Bauhaus aus dem Kurhaus

Kleve · 20 Positionen aus der Keramik-Sammlung der Freunde des Museums werden für die Ausstellung „Wechselwirkungen“ nach Düsseldorf ausgeliehen. Am 14. Juli eröffnet dann das Kurhaus seine Bauhaus-Keramik-Ausstellung

 Eva Stricker-Zeisel schuf das Service, zu dem die Kanne gehört, für die Schramberger Majolika-Fabrik 1929. Das Stück gehört zu den Stücken der Sammlung Steinecke, die der Sammler an die Klever Museumsfreunde gab. Es sind klare, ganz im bauhaus-Stil gehaltene Entwürfe, die jetzt in der bauhaus-Ausstellung „Wechselwirkungen“ in Düsseldorf gezeigt werden.

Eva Stricker-Zeisel schuf das Service, zu dem die Kanne gehört, für die Schramberger Majolika-Fabrik 1929. Das Stück gehört zu den Stücken der Sammlung Steinecke, die der Sammler an die Klever Museumsfreunde gab. Es sind klare, ganz im bauhaus-Stil gehaltene Entwürfe, die jetzt in der bauhaus-Ausstellung „Wechselwirkungen“ in Düsseldorf gezeigt werden.

Foto: Matthias Grass

Lässig lehnt sie sich zurück und schaut mit dunklen Augen in die Welt: Das Foto zeigt Eva Stricker-Zeisel irgendwann in den 1920er Jahren in ihrer Werkstatt. Ihre Keramik, die sie als Designerin für die Schramberger Majolika Manufaktur entwarf, ist im Stil des Bauhauses entworfen. 1906 in Budapest geboren arbeitete sie in Hamburg und Berlin, in der Sowjetunion und nach dem Krieg in New York, hier sogar mit dem Museum of Modern Art (Moma). „Eva Stricker-Zeisel hat einen völlig verrückten Lebenslauf“, sagt Werner Steinecke. Der Sammler aus Bedburg-Hau hat die 2011 im biblischen Alter von 106 Jahren verstorbene Meisterin noch persönlich kennengelernt.

Es sind ihre Stücke, die jetzt vom Museum Kurhaus zur Bauhaus-Ausstellung „Wechselwirkungen“ ans Hetjens-Museum nach Düsseldorf gegeben werden. Denn Bauhaus ist nicht nur Architektur aus weißen Flachdachhäusern: Es wurde in allen kunsthandwerklichen und künstlerischen Feldern gearbeitet. Nicht zuletzt auch, um die Ästhetik der Gegenstände des alltäglichen Lebens zu verbessern. So, wie die Keramik.

Steinecke sitzt zusammen mit Valentina Vlasic, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museum Kurhaus, und Museumspraktikantin Lilly-Sophie Paeßens oben unterm Dach des Kurhauses am Tisch und wartet auf die Kuratoren und Restauratoren des Hetjens-Museum, die die von Vlasivc zuvor sorgfältig aussortierten Stücke abholen und verpacken werden. Man verkürzt die Wartezeit mit einem Kaffee. Aus Bauhaus-Tassen, versteht sich. (Es sind natürlich keine Tassen aus der Sammlung sondern aus Privatbesitz).

Stricker-Zeisel arbeitet bis 1932 in Deutschland und geht dann in die Sowjetunion. 1935 wird sie künstlerische Leiterin der sowjetischen Keramikindustrie. Doch der Erfolg ist nur von kurzer Dauer: Die junge Frau mit den schwarzen Haaren gerät unter Verdacht, an einem Mordkomplott gegen Stalin beteilgt gewesen zu sein. „Sie wanderte in Russland in den Knast“, sagt Steincke. Nach einem Jahr kommt sie heraus, wird nach Österreich ausgewiesen, und muss wieder fliehen. Vor den Nazis. Striker-Zeisel ist Jüdin. „Sie ging in die USA und wurde dort zur Stilikone“, sagt Steinecke.

Vlasiv hat ein ganzes Service der Keramikerin auf einen der Tische im neuen Kurhaus-Depot unterm Dach heraussortiert. Dessen Kanne ist auch im Flyer zur Düsseldorfer Ausstellung abgebildet, sagt Vlasic mit Stolz. 20 Positionen in Düsseldorf stammen aus der Museums-Freunde-Sammlung und nochmals genauso viele Positionen aus der Sammlung Steinecke. „Die Ausstellung, die den großen Einfluss des Bauhaus-Designs auf nachfolgende Keramiker und Manufakturen zeigt, ist Teil des diesjährigen großen Verbundprojektes ,100 Jahre Bauhaus im Westen’“, sagt Vlasiv. Das Museum Kurhaus Kleve und sein Freundeskreis freuten sich, dass es mit seinen Leihgaben Teil dieses großen Verbundprojektes sei und somit beispielsweise fünf Monate lang in einem Kinowerbespot in ausgewählten Arthouse-Kinos in NRW vertreten sein werde, fügt die Kuratorin an. Große Namen wie Gerhard Marcks, Otto Lindig, Theodor Bogler oder Marguerite Friedlaender-Wildenhain seien mit den beiden Bauhaus-Werkstätten in Dornburg an der Saale verbunden, die wie kaum eine andere keramische Ausbildungsstätte des 20. Jahrhunderts auf die Keramikkunst gewirkt habe, erklärt die Kunsthistorikerin. „Ästhetisch anspruchsvolle Entwürfe, die in einer seriellen Produktion hergestellt werden konnten, wurden zum Markenzeichen der Bauhäusler“, so Vlasic mit der Bauhaus-Kaffeetasse in der Hand.

Wenn die Werke wieder in Kleve zurück sind, wird das Museum Kurhaus die Bauhaus-Kunst aus seiner Keramik-Sammlung präsentieren. „Wir werden eine ganz besondere Ausstellung in den Räumen des Friedrich-Wilhelm-Bades aufbauen“, sagt Vlasic. Unkonvetionell solle es werden. Und man werde auch sehen, wie die oft scheinbar ins Kunstgewerbe „abgeschobenen“ Bauhaus-Frauen Karriere machten. Eine besondere Rolle sollen in dieser Ausstellung die Tortenplatten der Bauhäusler spielen, verrät Vlasic.

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