Ex-Fußballstar lebt seit 25 Jahren in Kleve Der Baron steht wieder auf

Kleve · Ralf von Diericke (57) war Berufsfußballer und saß wegen schweren Raubes im Gefängnis. Er ist der erste Profi, der zu Meisterschaftsspielen aus dem Knast anreiste. 34 Jahre ist das her. Wegen seines adligen Zusatzes „von“ wird er nur Baron gerufen. Seit 25 Jahren lebt er in Kleve, wo er als selbstständiger Versicherungskaufmann arbeitete. Zuletzt musste er beruflich Rückschläge hinnehmen. Doch aufgegeben hat er nie.

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Der Baron

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Foto: Markus van Offern (mvo)

Ralf von Diericke war Fußball-Profi. Er sitzt am Küchentisch in seiner Klever Wohnung. Vor ihm stehen zwei Schuhkartons randvoll mit Zeitungsausschnitten und Fotos. Darin liegt der Teil, der sein Leben prägte. Der 57-Jährige wühlt in den Pappschachteln, zieht wahllos ein Bild heraus und erzählt dazu eine Geschichte. „Hier, mit Fortuna Düsseldorf im Trainingslager auf Gran Canaria. Was hier drin ist, reicht für drei Leben“, sagt er. Es ist aber nur der Inhalt von 15 Jahren.

Der Mann war Profi. Aber kein Genie. Ein paar Spiele in der Bundesliga, und das war’s. Ein Berufsfußballer, von denen es hunderte gibt. Trotzdem hat er es national zu einem beeindruckenden Bekanntheitsgrad gebracht. 1985 verurteilte ihn das Landgericht Wuppertal zu sechs Jahren Haft wegen schweren Raubes. Vier Jahre seiner Strafe musste er absitzen. Die beiden letzten im offenen Vollzug. In der Zeit wurde von Diericke zum ersten Profi, der aus dem Gefängnis zu Bundesligaspielen anreiste.

Von Diericke wird nur „der Baron“ gerufen. Irgendwann wurde ihm der Name verpasst, weil der Zusatz „von“ auf eine vornehme Gesinnung hinweist. Seit 25 Jahren ist er in Kleve zu Hause. Wer zu ihm will, muss in die Innenstadt. Seine Wohnung gehört zu einem Sechsparteienhaus. Es ist ein 80er-Jahre-Bau und in einem ordentlichen Zustand. Treppe im Flur ist hell gefliest, Wände weiß gestrichen, es riecht streng nach Essen. „Das kommt von da unten. Die kochen wie in ihrer Heimat“, ruft der 57-Jährige. Von Diericke wohnt unterm Dach. Von seinem kleinen Balkon aus, schaut man über die Niederung bis zur Emmericher Rheinbrücke. Er lebt alleine. Die Aufteilung ist klassisch: Wohn- und Schlafzimmer, Küche, Diele, Bad. „Dass ich hier leben kann, habe ich Jochen Koenen zu verdanken. Den kenn‘ ich noch aus alten Wuppertaler Zeiten. Ohne den ging das alles nicht“, sagt er mit einer ausladenden Handbewegung. Was nicht passt, ist die Dekoration in der Wohnung. Von Diericke war ein Fußballer, der auf dem Platz stets Grenzbereiche des Regelwerks erkundete, und jetzt ist hier alles mit sanften Rottönen abgesetzt. Kerzen, Läufer auf den Tischen, Zierstreifen an der Wand, selbst der Toilettendeckel ist dunkelrot. „Kommt wohl von meinem Hang zum Rotlichtmilieu“, sagt von Diericke und grinst. Er wirkt aufgeräumt. Hier liegt nichts am falschen Ort. In einem Raum stehen zahlreiche Kleiderständer, die durchhängen. Pullover, Hemden, Anzüge, Krawatten, teilweise aus Leder, zeugen davon, aus welchem Jahrzehnt ein Großteil der Ware stammt. „Seit sechs Jahren habe ich mir keine Klamotten mehr kaufen können. Dafür habe ich kein Geld.“

Der Grund dafür liegt 34 Jahre zurück. Damals beging der ehemalige Profi zwei Fehler, für die er heute noch bezahlt. In einer der Kisten vor ihm auf dem Küchentisch bewahrt er zwei Dokumente in Klarsichthüllen auf. Es sind ein Haftbefehl und ein Gerichtsurteil. „Einmal im Jahr hole ich die heraus. Lese sie durch und verstehe immer noch nicht, wie ich damals so dämlich sein konnte“, erzählt er mit leiser Stimme, blickt auf die Schreiben und schüttelt den Kopf. Sein Leben fiel damals ins Bodenlose. Es ist seine Vergangenheit, die ihn immer wieder überrollt.

Die Lebensgeschichte des Barons läuft zunächst nach Plan. Der gebürtige Osnabrücker gilt in der Fußballszene als Rohdiamant. Jung, schnell, wild und viele Tore – Merkmale, die Trainer auch schon in den 80er Jahren zu schätzen wussten. Als Stürmer in den Jugendmannschaften zeigt sich früh, dass er besser Leute hinter als neben sich gebrauchen kann. In seiner Freizeit gehört er damals zu jener Gruppe, vor denen Eltern ihre Kinder warnten: „Gib dich bloß nicht mit denen ab.“ Dauerwelle, GTI, Typ Schuhverkäufer. Von Diericke war immer dabei, wenn es darum ging, den Tag nicht ohne Höhepunkt zu beenden. Seine fußballerischen Fähigkeiten hatten für ihn jedoch einen besonderen Werdegang vorgesehen. Er war 18 Jahre alt und spielt in der Saison 1980/81 für den VfL Osnabrück in der 2. Bundesliga Nord. Es ist sein erstes Jahr bei den Männern. Acht Einsätze sind im zu wenig, und ein Angebot des Wuppertaler SV zu gut, um es auszuschlagen. Es beginnt die Zeit, in der er für keinen Drink mehr selbst bezahlen muss. Der WSV gehört zur Oberliga. Damals die dritthöchste Klasse. In den Spielzeiten 1981/82 und 1982/83 schießt der Baron 62 Tore. Er ist der Star in Wuppertal. Der Verein schenkt ihm einen Porsche, mit dem er zur Berufsschule brettert. „Ich musste nur auf das Auto zeigen, welches ich haben wollte.“ Er nimmt einen 924er. Ihm wird, wie allen Hoffnungsträgern mit reichlich Potenzial schnell der Rote Teppich ausgerollt, der meistens ebenso schnell wieder irgendwo im Heizungskeller landet. Der Baron erinnert sich an die Zeit, wie man sie aus schlechten Filmen mit Titeln wie „Nackt und heiß auf Ibiza“ kennt: „Wir saßen im Whirlpool, rauchten dicke Zigarren und waren in Begleitung.“

Von Diericke wird zweimal in Folge Oberliga-Torschützenkönig. Höherklassige Klubs aus der Nachbarschaft werden auf den schnellen Angreifer aufmerksam. Bayer Uerdingen, Bayer Leverkusen und Fortuna Düsseldorf wollen ihn. Die Fortuna macht das Rennen. Von Diericke bekommt 3500 Mark Grundgehalt, 1300 Mark zusätzlich für jeden Punkt. „Ich hatte damals mehr als 5000 Mark cash im Schnitt.“ Viel Geld für den jungen Mann mit lockerem Finanzgebaren. „Das Leben in Düsseldorf war teuer. Wenn du in die Nobeldisco Sam‘s gingst, waren schnell 400 Mark weg. Und du warst noch nicht einmal betrunken“, blickt er zurück. Der Besitzer des Sam‘s hatte allen Fortuna-Profis einmal eine MCM-Reisetasche geschenkt. „Die kostete damals schon 5500 Mark“, sagt der Baron.

In der Hinserie der Saison 1983/84 spielt Düsseldorf oben mit, steht am 13. Spieltag auf Platz zwei. Bayern und Gladbach hatte man mit 4:1-Toren aus dem Rheinstadion geschossen. Das Zuhause der Nachwuchshoffnung ist die Auswechselbank. In der Rückrunde stürzt Fortuna ab. „Stürmer Atli Edvaldsson stolperte irgendwann nur noch über seine Füße. Als wir in der Kabine saßen, fragte Kapitän Gerd Zewe unseren Trainer Willibert Kremer ‚warum spielt der da hinten in der Ecke eigentlich nicht?‘. Dabei zeigte er auf mich.“ Kremer habe damals geantwortet, er könne den teuren Mann nicht auf die Bank setzen und einen Jugendlichen aufstellen, da würden die aus dem Vorstand ihm etwas anderes erzählen. 14 Bundesliga-Einsätze werden es dennoch. Edvaldsson schießt in den letzten Meisterschaftsspielen noch zwei,drei Tore. Sein Kontrakt sei zu super Konditionen verlängert worden, so der Baron. Er ist raus und kehrt zurück nach Wuppertal.

„Beim Wechsel zum WSV ist mir Geld versprochen worden.“ In drei Beträge aufgeteilt, sollen es 35.000 Mark Festgeld sein, plus Punktprämie. Zu der Zeit wird in der dritten Liga viel schwarz gezahlt und so Abgaben gespart. Spieler mussten sich auf Absprachen verlassen. So wechselten bei den Vereinen regelmäßig gut gepolsterte Briefumschläge die Seiten. Besonders bitter war für von Diericke, dass er bei der Rückkehr ein halbes Jahr gesperrt wird. Wer reamateurisiert wird, musste so lange pausieren. „Das wusste bei den Ahnungslosen keiner. Es war immer die Rede von drei Monaten“, sagt er. Der Stürmer schaut ein halbes Jahr vom Spielfeldrand zu. Sein Lebensstil ändert sich kaum. Der Baron steht irgendwann knietief im Dispo und ständig bei WSV-Präsident Dieter Buchmüller im Büro. Er fordert die ihm zugesagten Gelder. „Es nutzte nichts. Ich weiß nicht, wie oft ich da war. Das Konto war überzogen, und meine Eltern wollte ich nicht anpumpen.“ Dann bekommt er einen Anruf von der Geschäftsstelle: Er soll vorbeikommen, Geld abholen. „50 Mark gab mir der Vorsitzende, damit ich mir etwas Warmes zu Essen kaufen kann. Schließlich müsse ich am Wochenende fit sein.“ Die Szene war der Auslöser dafür, dass bei dem Fußballer alle Sicherungen durchbrannten. Es ist der 13. Februar 1985, ein Mittwoch und der Wendepunkt im Leben von Ralf von Diericke. Der Baron und zwei Kumpel beschließen, eine Spielhalle zu überfallen. Mit Gesichtsmasken und Gaspistolen stürmt das Trio die Spielothek. Von Diericke ist damals 23 Jahre alt. Dass er auf dem Gebiet ungelernt ist, demonstriert er eindrucksvoll. Die Sehschlitze in der Maske sitzen schief, er stolpert er beim Überfall über den ersten Flipperautomaten und lässt die Pistole über den Boden rutschen. Vor der Spielhalle wartet ein schneller 5er BMW. Die Flucht gelingt. Ernüchternd ist die Beute. 2000 Mark bringt die Aktion Blitzgeld. „Es war Karneval. Das reichte gerade für Altweiber.“ Nur vier Tage später sitzt von Diericke am Steuer eines VW Scirocco mit 139 PS vor der WSV-Geschäftsstelle. Der Absturz des Torjägers nimmt Fahrt auf: Zwölf Monate zuvor Profi bei Fortuna Düsseldorf, jetzt raubt er zusammen mit einem Freund die Tageseinnahme von der Partie gegen den FV Bad Honnef. Erst steht er als Mittelstürmer auf dem Platz und dann Schmiere beim Raub. Sein Kompagnon streckt in der Geschäftsstelle die Sekretärin des Klubs nieder, sperrt sie in die Toilette ein und nimmt 11.000 Mark Eintrittsgelder aus dem Tresor.

Ein paar Wochen später klingelt die Polizei bei ihm. Sein Wagen sei am Tatort gesehen worden. Die Beweislage ist jedoch zu dünn, um ihn länger als einen Tag in Haft zu halten. „In der Zeit danach wurde ich ständig überwacht. Kam ich aus dem Haus, standen da zwei Männer. Nach dem Training guckten die mir wieder ins Gesicht.“ Für von Diericke war der Raub kein großes Ding. Er ist sich sicher, dass er höchstens eine Bewährungsstrafe bekommt. „Schließlich hatte ich mir zuvor nichts zuschulden kommen lassen. Ich war aber überzeugt, die kriegen mich sowieso nicht.“ Sie kriegten ihn doch.

Es ist bei einem Bankett. Der Stürmer hat gerade mit der Bundeswehr-Nationalmannschaft gespielt. Die Tische stehen in U-Form. Links neben ihm sitzt Jürgen „Kobra“ Wegmann, auf der anderen Seite Olaf Thon. Die Flügeltür öffnet sich und drei Beamte kommen herein. Einer zeigt auf den Jungstar und sagt: „Mitkommen. So Herr von Diericke, man muss auch wissen, wann man verloren hat.“ Vor der Mannschaft wird er abgeführt. Sein Kumpel hatte gestanden. Die Beamten wurden nach der Festnahme befördert.

September 1985 steht der Baron vor Gericht. Die Richter folgen der Anklage: Er wird zu sechs Jahre Haft wegen schweren Raubes verurteilt. Die Staatsanwaltschaft betont unter anderem wie stümperhaft die Tat verübt wurde. „Ich weiß heute noch nicht, was mich damals geritten hat. Es kam wohl alles zusammen. Die vertane Chance bei Fortuna, das nicht erhaltene Geld, aber sechs Jahre Knast fand ich zu viel.“ In den ersten Monaten Haft verkriecht sich der Ex-Profi, will mit niemandem etwas zu tun haben. Er nimmt mehr als 20 Kilo zu. „Die Zeit war furchtbar. Im Bau gibt es eigene Gesetze. Hier waren viele von den harten Jungs. Lebenslänglich Verurteilte, ob Mörder, Zuhälter oder Schutzgelderpresser.“ Doch sein Können am Ball sorgt dafür, dass er in Ruhe gelassen wird. „Jürgen Medenbach, das war ein Zuhälter, Klubbesitzer und Geldverleiher, sagte zu mir, wenn ich ihn beim Fußball immer als Ersten wähle, hätte ich hier nichts zu befürchten.“ Von Diericke tat es.

Die Auswahl der Anstalt spielt auch gegen Teams von jenseits der Mauern. Der VfB Remscheid merkt schnell, wer da in der Nachbarschaft einsitzt. Der Drittligist engagiert sich für das Pilotprojekt „Freigänger für Fußballspiele“. 1987 darf von Diericke tagsüber die Anstalt verlassen. Psychologen bescheinigen ihm eine gute Sozialprognose, die hilfreich für den frühen Übergang in den offenen Vollzug ist. „Wenn du zwei Jahre im Knast gesessen hast und dann wieder teilweise am normalen Leben teilnehmen darfst, dann ist das, als wenn du an einem Gummiband hängst. Du rennst los und irgendwann zieht es dich ruckartig wieder zurück“, beschreibt der Baron die Zeit. Von 7 bis 17.30 Uhr arbeitet er bei einer Spedition und geht anschließend zum Training. Um 22 Uhr sitzt er wieder in der Zelle. Nach dem Spiel sind gemütliche Runden in der Kabine kein Thema für ihn. „Ich musste sofort wieder zurück. Und wenn die Alkohol gerochen hätten, wäre ich wieder in die geschlossene Zelle auf die Burg gekommen.“ Auch darf der Baron – etwa bei Verletzungen – nicht in jedes Krankenhaus. Im Spiel gegen die SpVgg. Bayreuth bricht ihm Armin Veh die Nase. „Da wurde ein Aufstand gemacht, weil ich ins Polizeikrankenhaus sollte.“

In der Saison 1987/88 läuft er für den VfB Remscheid auf. „Ich wusste damals nicht, was mich erwartet. Wie etwa die Mannschaft auf mich reagiert. Aber das war für alle kein Problem“, blickt er zurück. Für die gegnerischen Fans ist die Vita des Barons ein gefundenes Fressen. Beschimpfungen und Gesänge, die die familiäre Herkunft in Frage stellen, bekommt er zu hören. „Die grölten auch ständig, der Linienrichter soll auf seine Fahne aufpassen. Im Spiel gegen Wuppertal musste ich unter Polizeischutz vom Platz geholt werden.“ Der Stadionsprecher lässt seinen Namen weg. Tore von ihm werden nicht durchgesagt.

Es ist die Spielzeit 1988/89, die ihn populär macht. Er ist noch Häftling und läuft für Union Solingen in der zweiten Bundesliga auf. Fernsehsender kommen, etliche Zeitungen berichten über den Fußballprofi, der noch einsitzt. Selbst das niederländische Fachmagazin „Voetbal“, sonst eher zurückhaltend mit Berichten über den deutschen Fußball, widmet ihm vier Seiten. Während der Saison wird er entlassen. Seine Frau wartet vor dem Tor im GTI auf ihn. „Die Iris kam aus Mülheim. Ich hatte sie im offenen Vollzug geheiratet. Wir haben mit Jägermeister angestoßen.“

Am Ende der Saison ist sein Engagement bei der Union ebenso beendet, wie der Traum vom Berufsfußballer. Es reichte nicht mehr für eine Profimannschaft. Doch auch wenn der Fußball seine Helden schnell vergisst, bei dem Spieler, der aus der JVA kam, ist das nicht so. Union Solingen hat von Diericke zu einem Jubiläumsspiel für diesen Monat eingeladen.

Der Baron tingelt noch einige Jahre durch den Niederrhein. Unter anderem war er für Preußen Krefeld, SV Straelen, VfB Kleve, GSV Geldern und den 1. FC Kleve aktiv sowie als Spielertrainer in unterklassigen Mannschaften. Als er nach Kleve kam, hieß es damals: „Prima, jetzt gibt’s hier ganz billig, ganz schnelle Autos.“ Ein Image, das nicht stimmt. Beruflich läuft es lange nach Plan. Von Diericke ist zufrieden, führt ein rechtschaffenes Leben als erfolgreicher Versicherungskaufmann in Kleve. Doch das ist Geschichte. Agenturen werden zusammengelegt, die des Ex-Profis gestrichen. Es ist der nächste empfindliche Knick in seiner Biografie.

Im Wohnzimmer des Barons steht eine Schrankwand voll mit Pokalen und Urkunden. „Alles für meine beruflichen Leistungen“, sagt er. Der Grund, warum er keinen guten Job in der Branche findet, steht in der anderen Ecke. Er zeigt auf den Computer. „Überall, wo ich mich vorstelle und mein Name gegoogelt wird, ist das Auswahlverfahren beendet. Mit meinem Lebenslauf ist es eben schwer. Dabei ist das alles mehr als drei Jahrzehnte her, und ich habe immer saubere Arbeit abgeliefert.“ Zuletzt blieb ihm nichts anderes als Taxifahren. Vier Jahre war der Ex-Profi nachts in Kleve unterwegs. Eine Spielhalle suchte eine Aushilfe. „Da habe ich mich auch vorgestellt. Die fragten, ob ich schon mal in einer war. Ja, sagte ich. Aber nur einmal.“

Ralf von Diericke hat drei gescheiterte Ehen hinter sich. Auch Rückschläge, die der ehemalige Star zu verkraften hat. Über seine finanzielle Situation musste er Auskunft geben. Doch neigt sich zumindest diese schwierige Zeit dem Ende zu.

  1988:  Eine Zelle in der JVA Remscheid mit dem Charme einer Jugendherberge: In der oberen Etage des doppelstöckigen Betts schlief Fußball-Profi Ralf von Diericke. Das Outfit mit weißen Socken in Slippern entspricht perfekt dem Modetrend der 80er Jahre.

1988: Eine Zelle in der JVA Remscheid mit dem Charme einer Jugendherberge: In der oberen Etage des doppelstöckigen Betts schlief Fußball-Profi Ralf von Diericke. Das Outfit mit weißen Socken in Slippern entspricht perfekt dem Modetrend der 80er Jahre.

Foto: Markus van Offern (mvo)
  1983:  Im Trainingslager mit Fortuna Düsseldorf auf Gran Canaria. Ralf von Diericke (vorne) nach getaner Arbeit mit den Kollegen (v. l.): Sepp Weikl, Manni Bockenfeld, Torwart Frank Kurth, Atli Edvaldsson und Petur Ormslev.

1983: Im Trainingslager mit Fortuna Düsseldorf auf Gran Canaria. Ralf von Diericke (vorne) nach getaner Arbeit mit den Kollegen (v. l.): Sepp Weikl, Manni Bockenfeld, Torwart Frank Kurth, Atli Edvaldsson und Petur Ormslev.

Foto: van Diericke/Privat van Diericke
  1983:  Baron Ralf von Diericke lässig am Sportwagen.

1983: Baron Ralf von Diericke lässig am Sportwagen.

Foto: ullstein bild - Horstmüller/Horstmüller
  1986:  Die Mannschaft der Justizvollzugsanstalt. Mörder, Zuhälter – alles dabei und mittendrin der Baron: hintere Reihe, dritter von links.

1986: Die Mannschaft der Justizvollzugsanstalt. Mörder, Zuhälter – alles dabei und mittendrin der Baron: hintere Reihe, dritter von links.

Foto: van Diericke/Privat van Diericke
  2019:  Der Ex-Profi in Kleve: Ralf von Diericke spaziert die Koekkoekstege hinunter.

2019: Der Ex-Profi in Kleve: Ralf von Diericke spaziert die Koekkoekstege hinunter.

Foto: Markus van Offern (mvo)
        1983:  Mit dem gelassenen Gesichtsausdruck eines Jungstars: Das Portrait wurde vor einem Pokal-Hallenturnier gemacht. Von Diericke musste sich damals um Rudi Völler kümmern. Seine Bilanz: „Keine Chance, der war viel zu schnell.“ ▶

1983: Mit dem gelassenen Gesichtsausdruck eines Jungstars: Das Portrait wurde vor einem Pokal-Hallenturnier gemacht. Von Diericke musste sich damals um Rudi Völler kümmern. Seine Bilanz: „Keine Chance, der war viel zu schnell.“ ▶

Foto: van Diericke/Privat van Diericke
  1993:  Von Diericke (l.) im Trikot des VfB Kleve. Sein Gegner versucht, mit gestrecktem Bein, noch etwas zu retten. Doch trifft er höchstens die Knochen des Barons.

1993: Von Diericke (l.) im Trikot des VfB Kleve. Sein Gegner versucht, mit gestrecktem Bein, noch etwas zu retten. Doch trifft er höchstens die Knochen des Barons.

Foto: Ralf von Diericke/nn
  1981:  Das erste Training im Stadion am Zoo. Ralf von Diericke kommt im Piratenshirt aus den Katakomben auf den Wuppertaler Rasen.

1981: Das erste Training im Stadion am Zoo. Ralf von Diericke kommt im Piratenshirt aus den Katakomben auf den Wuppertaler Rasen.

Foto: Ralf von Diericke/nn
  1988:  Mit Solingens Trainer Manni Schlebusch. Ein, wie sie damals alle hießen, harter Hund.

1988: Mit Solingens Trainer Manni Schlebusch. Ein, wie sie damals alle hießen, harter Hund.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Beim Blick in die Schuhkartons wird deutlich, wie viele Höhen und Tiefen er hinter sich hat. Aber aufgestanden ist der 57-Jährige immer. Derzeit kämpft sich der Ex-Profi wieder zurück in ein geordnetes Leben. Dafür braucht er noch den einen guten Job. Bekommt er die Chance, „dann werde ich sie nutzen“, sagt er. Wenn der Baron etwas besonders gut kann, dann ist es, Chancen verwerten.

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