Jazzkritik Niels-Klein-Quartett bei den Klever Jazzfreunden

Kleve · Das Konzert im Rilano-Hotel begann mit einer Klangkonserve aus Karatschi, wo die Band während einer Indientournee einen Auftritt zu absolvieren hatte. Im Konzertsaal entdeckten die Musiker einen völlig verstimmten Flügel, der sie zu einem Mitschnitt anregte.

 Ein Flügel sorgte für Inspiration (Symbolbild).

Ein Flügel sorgte für Inspiration (Symbolbild).

Foto: imago / Oberhaeuser

Auf die Klever Bühne gebracht erzeugte das rauschende Tonband eigentümliche Sphärenklänge, die sich bestens als Opener für die Kleinsche Musikwelt eignete.

Niels Klein ist Professor für Jazz-Saxofon an der Kölner Hochschule für Musik und Tanz. Sein neues Projekt „Tubes and Wires“ basiert jedoch ganz auf dem Sound von Klarinetten verschiedener Größe, der von einigen Black-Boxes verfremdet oder gedoppelt wird. Gitarrist Hanno Busch arbeitet wie Keyboarder Lars Duppler ebenfalls mit einer Vielzahl von Klangverfremdern, so dass ein gehöriges Kabelgewirr (Wires) entsteht. Kleins Kompositionen sind nicht selten auf Anregungen durch Science-Fiction-Filme entstanden und tragen wie „Moonbender“ oder „Launch Pad Disco“ entsprechende Titel. Immer wieder wechselt Busch zwischen Gitarre und E-Bass hin und her. Spielt er Riffs auf der Gitarre, übernehmen andere Bandmitglieder den Basspart. Das wird besonders spannend, wenn der Leader die Basslinien auf der riesigen Baritonklarinette vorträgt und sich dabei in eine Art Trance spielt. Im Hintergrund – gänzlich unverkabelt – der präzise und resolut trommelnde Ralf Gessler. Höhepunkt des Abends war der Titel „Perpetual Waves“. Nach einem soliden Solo des Pianisten auf dem Fender Rhodes brachte Niels Klein ein Instrument aus der Synthesizer-Vorzeit zum Einsatz. Der Ondes Martenot genannte Klangerzeuger wurde durch Handbewegungen gesteuert und fügte sich nahtlos in das Gesamtklangbild ein.

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