Niederrhein "Ich ahnte früh, dass Nico ein Großer wird"

Niederrhein · RP-Mitarbeiter hat den Weg des Emmericher Rennfahrers Nico Hülkenberg von den Nachwuchsklassen bis in die Formel 1 begleitet.

Formel-1-Saison 2012: Die Tops und Flops
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Formel-1-Saison 2012: Die Tops und Flops

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Das erste Mal fiel mir Nico Hülkenberg beim Saisonauftakt 2005 in Hockenheim auf. Ich war damals Pressesprecher für Opel in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM), hielt aber wie immer auch ein Auge auf das Geschehen in den Rahmenserien.

Dort fuhr der Emmericher in der Formel BMW ADAC Meisterschaft, in der ein Jahr zuvor noch Sebastian Vettel dominiert hatte. Bei seinen ersten Einsätzen in der Klasse in Hockenheim gewann Hülkenberg gleich beide Rennen, eine beachtliche Leistung, zumal ein großer Teil der Fahrer wesentlich mehr Erfahrung mitbrachte. Mit einem weiteren Sieg und einem zweiten Platz auf dem Lausitzring nur zwei Wochen später zeigte Hülkenberg, dass seine Erfolge beim Saisonauftakt keineswegs Zufallstreffer waren.

Geredet haben wir, glaube ich, erstmals bei der Pressekonferenz in der Woche vor den Rennen in Nürnberg, wo traditionell auf dem Norisring, einem Straßenkurs auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände, gefahren wird. Der Kölner Kollege Burkhard Bechtel, der die Pressekonferenz im Auftrag des Veranstalters moderierte und mit mir nach Nürnberg gefahren war, machte Hülkenberg und mich miteinander bekannt.

"Schau, dass Du dich gut mit dem Kollegen verträgst, denn der schreibt auch für das britische Magazin 'Autosport', das von allen wichtigen Leuten in der Branche gelesen wird", gab Bechtel Hülkenberg damals mit auf den Weg. Wir sprachen wohl über unsere gemeinsame Heimat am Niederrhein, für ihn in Emmerich, für mich in Kevelaer. Und über seine Erfolge, denn zwischendurch hatte er auch auf dem Nürburgring und in Oschersleben schon Rennen gewonnen. Auch auf dem Norisring konnte er einige Tage später einen Lauf für sich entscheiden, ebenso nach der Sommerpause in Zandvoort und dann schließlich Ende Oktober in Hockenheim, wo er sich als Titelträger feiern lassen konnte.

Im nächsten Jahr fuhr Hülkenberg zunächst im deutschen ATS-Formel-3-Cup, und ich verlor ihn etwas aus den Augen. Das sollte sich im Herbst 2006 ändern, als Nico für das deutsche Team in der damaligen A1 GP-Länderserie fuhr.

Und wie: Beim Saisonauftakt im niederländischen Zandvoort feierte er vor großem Publikum einen grandiosen Sieg im Hauptrennen. Das war auch der Anlass meines ersten Berichts über Nico Hülkenberg in der Rheinischen Post. Mit weiteren Siegen in Malaysia, Neuseeland, Australien, Südafrika und beim Saisonfinale im englischen Brands Hatch verhalf er Deutschland auch zum Titelgewinn in der Serie.

Nur ein Jahr später hatte ich regelmäßig Gelegenheit, über Hülkenbergs Erfolge in der Formel 3 Euro Serie berichten, die er als Dritter der Gesamtwertung abschloss. Auch bei seinem Gesamtsieg beim prestigeträchtigen Formel-3-Masters war ich live dabei und durfte ihn als Moderator der offiziellen Sieger-Pressekonferenz befragen.

Der junge Emmericher sorgte weiterhin für positive Schlagzeilen — 2008 sicherte er sich den Titel in der Formel 3 Euro Serie. Danach folgte sein Aufstieg in die Grand Prix 2-Serie und schließlich in die Formel 1. Seitdem haben wir nur noch gelegentlich Kontakt, da sich meine journalistischen Aktivitäten eher im Umfeld der DTM und der Formel 3 abspielen. Dass ich ihn weiterhin verfolge, ist jedoch selbstverständlich. So habe ich mich vor kurzem beispielsweise sehr über seine gute Leistung beim Saisonfinale der Formel 1 in Brasilien gefreut.

In meinen mittlerweile 22 Jahren als Berichterstatter im Motorsport habe ich schon viele Fahrer kommen und gehen sehen. Auch solche, die in den Nachwuchsklassen für Aufsehen sorgten, aber später enttäuschten. Bei Hülkenberg war ich mir bereits vor sieben Jahren ziemlich sicher, dass er mal ein Großer werden kann. Und bislang hat Nico die Erwartungen aus meiner Sicht absolut erfüllt.

Im kommenden Jahr fährt er für das Schweizer Sauber-Team. Obwohl dort in jüngster Zeit relativ viele gute Leute gegangen sind, glaube ich, dass er dort eine angenehme, familiäre Atmosphäre vorfinden wird. So kann Nico sein Potenzial weiter entwickeln, um in absehbarer Zeit den Sprung zu einem Spitzenteam zu machen. Das Zeug dazu hat er.

(RP/rl/ila)
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