Kleve Viermal gestorben – und doch überlebt

Kleve · Beim Training der DJK Kleve bricht der Trainer der 3. Mannschaft, Thomas van de Löcht (40), mit einem Herzinfarkt zusammen. Nur dank des schnellen Eingreifens seiner Kameraden ist er dem Tod von der Schippe gesprungen – viermal.

 Thomas van de Löcht (2.v.l.) mit seinen Lebensrettern am Platzhaus der DJK Kleve. Von links entzünden Klaus Veenker, Matthias Fischböck und Sebastian Schneider die Kerzen am Adventskranz.

Thomas van de Löcht (2.v.l.) mit seinen Lebensrettern am Platzhaus der DJK Kleve. Von links entzünden Klaus Veenker, Matthias Fischböck und Sebastian Schneider die Kerzen am Adventskranz.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Beim Training der DJK Kleve bricht der Trainer der 3. Mannschaft, Thomas van de Löcht (40), mit einem Herzinfarkt zusammen. Nur dank des schnellen Eingreifens seiner Kameraden ist er dem Tod von der Schippe gesprungen — viermal.

Das Training ist an diesem Abend fast beendet. Die meisten Spieler des DJK Kleve sind bereits in der Kabine, um sich umzuziehen. Klaus Veenker (35), der Trainer der 1. Mannschaft, und Sebastian Schneider (36), Trainer der 2. Mannschaft, stehen noch auf dem Grün, als plötzlich jemand vom hinteren Platz um Hilfe ruft: "Ist jemand Ersthelfer?" Sie laufen sofort los. "Wir dachten erst, jemand sei umgeknickt.

Der Ruf nach einem Ersthelfer klang nicht panisch, so dass wir nicht damit rechnen konnten, dass etwas Ernstes passiert ist", erinnert sich Klaus Veenker. Doch die Situation ist todernst: Thomas van de Löcht ist zusammengebrochen, liegt röchelnd auf dem Boden. In den nächsten Minuten wird sein Herz viermal still stehen.

Van de Löcht ist an diesem Herbsttag viermal gestorben, sagt er selbst. "Das erfuhr ich später von meinem Arzt. Viermal hat mein Herz aufgehört zu schlagen", sagt er. "Das war keine Kleinigkeit. Die haben mir das Leben gerettet."

Als die beiden Trainer nach dem Hilferuf bei Thomas van de Löcht ankommen, liegt dieser bereits in der stabilen Seitenlage. "Wir waren erst unsicher, wussten nicht, wie dramatisch die Situation ist", erinnert sich Sebastian Schneider. Ein Puls war kaum zu spüren, der 40-Jährige röchelte nur noch. "Also haben wir einfach mit der Herzmassage angefangen."

Sebastian Schneider und Matthias Fischböck (46), Kassierer des DJK Kleve, wechseln sich mit der anstrengenden Herzmassage ab, Klaus Veenker beatmet van de Löcht. "Wir haben uns auch einige Male verzählt, aber es hat geklappt", sagt Schneider. Der herbeigerufene Notarztwagen brauchte nur Minuten. Für die Helfer fühlte es sich wie Stunden an, sagen sie. Ihrem beherzten Eingreifen ist es zu verdanken, dass der 40-jährige Klever überlebt hat.

Fast drei Wochen lang lag van de Löcht im künstlichen Koma oder war kaum bei Bewusstsein, hat in einer Spezialklinik einen vierfachen Bypass gelegt bekommen. An den Vorfall selbst und die Zeit danach kann er sich nicht erinnern. Seine Helfer umso mehr. "Wir waren noch lange auf dem Platz, nachdem man ihn schon ins Krankenhaus gebracht hat", sagt Schneider. "Viele der Spieler waren richtig schockiert, manche in Tränen aufgelöst."

In der Zeit danach wurde in der Mannschaft viel darüber gesprochen, doch das Wort "Lebensretter" stand nie im Raum. "Wir haben nicht darüber nachgedacht, nur reagiert. Niemand von uns hat sich danach selbst auf die Schulter geklopft", sagt Fischböck. Auf die Frage, wie sich van de Löcht bedanken könne, folgte die Antwort: "Mit einem Kasten Bier." Damit war die Sache für die Helfer abgeschlossen.

Heute geht es Thomas van de Löcht wieder gut. "Ich bin zu 95 Prozent wieder in Form", sagt er. Bereits vor dem Herzinfarkt hatte er zu hohen Blutdruck. "Ich hatte zu viel Stress, habe zu viel geraucht, aber auch immer viel Sport getrieben. Aber dass so etwas passieren würde, damit habe ich nicht gerechnet."

Für die Kameraden, die so schnell zur Stelle waren, war ihr Eingreifen selbstverständlich. Schneider ist bei der Freiwilligen Feuerwehr, macht einmal im Jahr einen Erste-Hilfe-Kursus. "Das wäre etwas, was wir geschlossen als Verein auch alle ein bis zwei Jahre machen sollten", schlägt Fischböck bei dem Treffen spontan vor. Auch Thomas van de Löcht setzt sich dafür ein, dass im Notfall schnell Hilfe geleistet werden kann. "Wir brauchen Decken, ein Handy, jemand der den Notarzt ruft, Pflaster und Verbandszeug am Spielfeldrand", zieht er seine Lehre aus dem Vorfall. "Ich muss ehrlich sein: Wäre jemand anderem so etwas passiert, ich hätte damals nicht gewusst, was zu tun ist."

Sein zweites Leben feiert der dreifache Familienvater in diesem Jahr im Kreise seiner Familie. Seine Verlobte Tanja Sweeren will aber die Helfer bald möglichst bei einem gemeinsamen Essen kennenlernen.

(RP/rl)
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