Einsatz von I.S.A.R. in der Türkei „Wir geben nicht auf“

Update | Niederrhein · Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Isar Germany kämpft sich im Erdbebengebiet an der türkisch-syrischen Grenze zu Verschütteten vor. Immer wieder schlagen die Suchhunde an. So dramatisch ist die Lage.

Fotos vom Isar Einsatz in der Türkei nach dem Erdbeben 2023
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So hilft das Team von Isar im Erdbebengebiet

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Foto: Isar

„Nicht aufgeben“, heißt die Devise bei I.S.A.R. Germany. Nicht aufgeben, Verschüttete aus den zerstörten Häusern zu retten. Nicht aufgeben, auch wenn die Fälle dramatisch sind. Wie gerade bei einer Frau in Kirikhan. Seit mehr als 30 Stunden versuchen die Helfer in der türkischen Grenzstadt, die Verschüttete zu befreien. Die Suchhunde von I.S.A.R. Germany und dem Bundesverband Rettungshunde (BRH) hatten sie unter den Trümmern entdeckt, doch die Rettung zieht sich über Stunden hin. „Die Lage ist aufgrund der Trümmerstruktur gefährlich und kompliziert. Zentimeter für Zentimeter bahnt sich unser Bergungsteam einen Weg durch Beton und Steine. Inzwischen kann die Frau mit einem Schlauch mit Wasser versorgt werden. Noch ist es aber nicht möglich, sie zu befreien. Wir geben nicht auf“, heißt es vom I.S.A.R.-Team, das seit Dienstag mitten im Erdbebengebiet ist. Nach 100 Stunden gelang es schließlich, die Frau lebend aus den Trümmern zu befreien.

Und wie dringend vor allem die Unterstützung durch die Rettungshunde ist, hatte sich bereits kurz nach der Ankunft gezeigt. Denn das I.S.A.R.-Team wurde direkt zur ersten Einsatzstelle gerufen. Mitglieder der Partnerorganisation I.S.A.R. Turkey hatten an einem eingestürzten Gebäude Klopf- und Rufzeichen wahrgenommen.

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Trauer, Leid und Zerstörung in türkisch-syrischem Grenzgebiet

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Foto: dpa/Khalil Hamra

Umgehend hatten die Helfer aus der Türkei und Deutschland damit begonnen, sich durch die Trümmer zu der eingeschlossenen Person vorzuarbeiten. Eine Frau konnte befreit und gerettet werden. Die Einsatzstelle sei „brandgefährlich“, so Michael Lesmeister aus Kleve, der die Rettungsarbeiten an der Einsatzstelle leitet. „Es muss viel abgestützt werden, da jederzeit weitere Gebäudeteile einstürzen können.“

Erdbeben Türkei / Syrien: Vorher-Nachher-Aufnahmen zeigen Zerstörung
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Vorher-Nachher-Aufnahmen zeigen Zerstörung durch das Erdbeben

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Foto: dpa/Uncredited

I.S.A.R. Germany und BRH arbeiten in Kirikhan in enger Abstimmung mit den örtlichen Behörden. In der Stadt, die durch die Katastrophe dem Erdboden gleich gemacht wurde, hat das Team ein Basislager aufgebaut. Untergebracht ist die Rettungsmannschaft in Zelten. Die Ausrüstung ist darauf ausgerichtet, dass sich das Team mindestens zehn Tage unabhängig im Katastrophengebiet versorgen kann. Das bedeutet, dass für diesen Zeitraum ausreichend Nahrungsmittel, Wasser und Kraftstoff mitgeführt werden.

Ständig sind vor allem die sieben Rettungshunde im Einsatz, um nach verschütteten Menschen zu suchen. Anschließend kommt bei Bedarf auch Ortungstechnik zum Einsatz. Sie hilft dabei, die Verschütteten noch genauer zu lokalisieren. Sollten unter den Trümmern Überlebende geortet worden sein, übernehmen die Bergungsexperten des Teams die Einsatzstelle. Sie arbeiten sich mit Aufbruchhämmern, Betonkettensägen, Trennschleifern und Kernbohrgeräten durch die Trümmer. Nach der Rettung der verschütteten Person übernehmen die Mediziner die Erstversorgung.

Immer wieder kommt es dabei zu dramatischen Szenen. „Ein 16-jähriger Junge und eine Frau sind in der Nacht von unserem Team aus den Trümmern eines Hauses in gerettet worden. Während die Frau durch Rufe auf sich aufmerksam machen konnte, wurde der Junge durch den Einsatz von Ortungstechnik lokalisiert“, berichtet I.S.A.R.. Zuvor hatten zwei Rettungshunde an den Trümmern angeschlagen. Anschließend bahnte sich das Team ein Weg durch die Steinhaufen zu den Verschütteten. Die Geretteten waren 50 Stunden unter den Trümmern eingeschlossen.

Die Zeit drängt, Eile ist geboten. Denn in der Region herrschen Minusgrade. „Normalerweise sagt man, dass Menschen bis zu fünf Tage nach dem Verschütten noch lebendig geborgen werden können“, sagt I.S.A.R.-Sprecher Stefan Heine. Doch es gebe immer wieder auch Fälle, in denen Personen auch längere Zeit in den Trümmern überlebt haben. Die Bergungsteams werden weiter versuchen, so viele Menschen wie möglich zu retten.

Mit im Einsatzgebiet sind Helfer aus dem Kreis Kleve. Michael Lesmeister aus Kleve und Sven Bayer aus Goch sind Einsatzleiter. Cornelia Wagner aus Uedem leitet das Rettungshundeteam.

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