Gemeinde Grefrath Das Nibelungenlied erwacht zu neuem Leben

Gemeinde Grefrath · Es ist eine der aufwändigsten Theaterprojekte der Liebfrauenschule. Die Theater AG erweckt das Nibelungenlied in einer eigens geschriebenen Fassung auf zwei Bühnen zum Leben. Die Proben laufen auf Hochtouren.

Gemeinde Grefrath: Das Nibelungenlied erwacht zu neuem Leben
Foto: Kaiser, Wolfgang

"Können wir anfangen?" Die Frage von Lothar Lange löst ein allgemeines "Ja" der im Pädagogischen Zentrum (PZ) der Liebfrauenschule Mülhausen stehenden Ritter, Prinzen, Hofdamen, Elfen und Jäger aus. Wenngleich Julia noch mitten im Wechsel der Kostüme steckt und mit Hilfe von Christiane aus der Nähgruppe gerade vom mittelalterlichen Nachtgewand in das Tageskleid der Kriemhild schlüpft. Während Christiane das rüschengeschmückte Nachtgewand vorsichtig in den Kleidersack zurückhängt, kämpft Frank Ludwig Stürmer mit seiner Kopfbedeckung. "Das Ding wiegt mindestens zwei Kilo", meint er lachend und rückt den Ritterhelm mit ledernem Nasenschutz und dem Nackenschutz aus einzelnen Kettengliedern zurecht. Leichtes Klirren begleitet jede seiner Bewegungen.

Mit energischen Schritten durchschreitet Lange indes das PZ und erklärt genau, wo die eigentliche Bühnenhandlung spielen soll. "Dort sitzen die Zuschauer und hier kommt Hanno mit seiner Kutsche gefahren", erläutert Lange, um im gleichen Atemzug nach Dr. Hanno Heimes, seines Zeichens Zahnarzt, aber aktuell Fahrer der Kutsche zu rufen. Allerdings muss der Pferdefachmann Heimes selber traben, denn die für draußen angesagte Probe mit zwei Pferden und Kutsche ist dem gerade niederprasselnden Landregenschauer zum Opfer gefallen.

Eine Pause heißt das allerdings nicht für die Darsteller, sondern vielmehr ein spontanes Verlegen der Außenszene in das PZ. Bis zum 19. Juni ist es nicht mehr lange und dann steht die Premiere vom Nibelungenlied an. Die Theater AG der Schule, bestehend aus Schülern von Klasse sieben bis zur Oberstufe, Lehrern, Ehemaligen, Eltern und Freunden bringt in diesem Jahr unter Langes Projektleitung etwas ganz Besonderes auf die Bühne. "Die Idee, etwas mit historischen Figuren unter Einbeziehung des wunderschönen Parks zu machen, ging mir schon lange im Kopf umher", berichtet Lange.

Der Kompromiss einer Aufführung, die teils im Park, teils im PZ spielen sollte, war geboren. Lange dachte an das Nibelungenlied mit seiner nicht unumstrittenen Geschichte. Allerdings schrieb der ehemalige Lehrer ein komplett eigenes Stück, das Altes mit der heutigen Zeit verbindet. So wird das Schwert der Nibelungen beim Geo-Caching gefunden und die alte Geschichte wird lebendig, wenn Mondlicht auf das Schwert fällt. Eine Crew von rund 100 Mitwirkenden, wozu neben Darstellern, Chören, Big Band auch die Technik samt Requisite, Bühnenbild und Kostümen gehört, ist seit den Sommerferien vergangenen Jahres bei der Arbeit.

Auf der imaginären Bühne ist inzwischen Leben eingezogen. Die Darsteller stecken im PZ in weiteren Außenszenen, die per Playback ablaufen. "Es ist ungewohnt, ein Teil des Stückes Playback zu spielen, aber es klappt immer besser", meint Jens Michels, der nicht nur die Rolle des Siegfrieds als erwachsener Mann spielt, sondern auch die Leitung des Schauspiels innehat. Korrekturen von Lange gehen an die Schauspieler. Der Projektleiter weiß genau, was er sehen will, damit es später ein begeistertes Publikum gibt. "Das Stück ist einmalig. Durch den Bezug zur jetzigen Zeit erhält der historische Part eine ganz andere Wertung", sind sich Katrin, Katharina und Luisa einig. Die drei spielen sowohl Walküren als auch Hofdamen und sind in ihre Textbücher vertieft, während sie auf ihren ersten Auftritt warten. Jede Sekunde der Probe will genutzt sein und das gilt auch für das Text lernen. Noch darf das Textbuch zwar mit auf die Bühne, aber damit ist in den nächsten Proben Schluss. Denn wie gesagt, die Premiere rückt näher.

(tref)
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