St. Josef Kamp-Lintfort Pfarrer ist mit dem Bergbau groß geworden

KAMP-LINTFORT · Markus Thomalla, seit März im Seelsorgeteam an St. Josef, ist im oberschlesischen Steinkohlerevier aufgewachsen. Vor 25 Jahren war er als Theologiestudent schon einmal in Kamp-Lintfort, um eine Grubenfahrt zu unternehmen.

 Pfarrer Markus Thomalla in der Kamper Klosterkirche. Der Seelsorger verstärkt das Team der Gemeinde St. Josef. Thomalla hatte sofort Sympathien für die Bergbaustadt am Niederrhein, weil er in der Bergbaustadt Zabrze in Oberschlesien groß geworden ist.

Pfarrer Markus Thomalla in der Kamper Klosterkirche. Der Seelsorger verstärkt das Team der Gemeinde St. Josef. Thomalla hatte sofort Sympathien für die Bergbaustadt am Niederrhein, weil er in der Bergbaustadt Zabrze in Oberschlesien groß geworden ist.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Im Frühjahr 1996 sah Markus Thomalla das erste Mal Kamp-Lintfort, von oben und von unten. „Ich war Theologiestudent im ersten Semester und Praktikant in St. Antonius in Bedburg-Hau bei Kleve“, erzählt der neue Pfarrer im Seelsorgeteam von St. Josef. „Wir sind mit den anderen Theologiestudenten unseres Jahrgangs untertage gewesen. Stefan Dördelmann war Subdirektor im Theologenkonvikt Collegium Borromaeum in Münster, in dem Priesteramtskandidaten während ihres Studiums wohnten. Er hat den Ausflug organisiert. Sein Bruder Markus Dördelmann war damals Pfarrer von St. Marien. Nach der Grubenfahrt gab es belegte Schnittchen und einen Schnaps, obwohl auf dem Bergwerk ein striktes Alkoholverbot geherrscht haben soll, wie ich später erfahren habe.“

Thomalla hatte sofort Sympathien für die Bergbaustadt am Niederrhein, weil er in der Bergbaustadt Zabrze in Oberschlesien groß geworden ist, wie die 170.000-Einwohnerstadt Hindenburg seit dem Krieg heißt. „Dort gab es mehrere Zechen und Kokereien“, erzählt der 44-Jahrige vom Puls der Montanindustrie. „Heute ist dort noch ein Verbundbergwerk übriggeblieben. Mein Großvater war Schmied und hat auf einer Zeche in Hindenburg gearbeitet.“ Über seinen Großvater, einen gläubigen Katholiken, wurde er in der Stadt im oberschlesischen Steinkohlerevier mit dem Glauben vertraut. „Er hat einmal in einer Kirche Schmiedearbeiten übernommen, ohne Bezahlung“, erzählt der neue Pfarrer. „Im kommunistischen Polen haben die Kirchen nichts vom Staat erhalten. Die Gemeinden waren auf freiwillige Unterstützung angewiesen, um ihre Gebäude zu erhalten. Bei der Erstkommunion habe ich das erste Mal darüber nachgedacht, Priester zu werden, weil ich begeistert war, wie sie von meinem Heimatpfarrer vorbereitet worden war. Natürlich war der Wunsch nicht durchgehend da. Es gab Überlegungen, Fragen. Auch nach der Weihe gab es bessere, begeisterte Zeiten, aber auch schwierige. Das ist sicherlich in anderen Berufen oder in der Ehe genauso. Im priesterlichen Leben führt das manchmal zu einem Blick auf den Anfang des Wegs, auf die Weihe.“

Als Thomalla, der deutschstämmig ist, 1992 nach Deutschland kam und 1995 in Münster Abitur machte, lernte er den Prälaten Winfried König kennen, von dem er in diesem Gedanken bestärkt wurde. Er studierte Theologie in Münster und Freiburg, um 2003 im Dom zu Münster geweiht zu werden. „Insgesamt waren wir 16 Priester“, sagt Thomalla. „Darunter war auch Michael Ehrle, der heute leitender Pfarrer der Gemeinde St. Josef in Kamp-Lintfort ist.“

In Kamp-Lintfort gehört Thomalla zum Seelsorgeteam, in dem er unter anderem Aufgaben von Pfarrer Jaison Ambadan übernimmt, der im August 2019 nach Borken gewechselt hatte. Er hält zum Beispiel Gottesdienste, besucht Kranke im St.-Bernhard-Hospital, führt Tauf- sowie Brautgespräche und spendet diese Sakramente. „2020 gibt es einige Daten mit Schnapszahlen, die dafür beliebt sind“, schmunzelt Thomalla. „Zum Beispiel der 9.9.2020.“

Meist einmal im Jahr besucht er seine Heimatstadt Zabrze, in der mehr als 20 Gotteshäuser stehen, die meisten katholische, aber auch eine evangelische. „Ich bin zweisprachig aufgewachsen“, erzählt der Pfarrer, der nach dem Evangelisten Markus getauft wurde. „In Kamp-Lintfort gefällt mir das Miteinander der Religionen. Ich war schon bei einer Sitzung des Theologenkreises dabei. So einen Kreis kannte ich vorher nicht.“

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