Abitur während der Corona-Pandemie Zeugnisübergabe mal anders

Grafschaft · Der Abiball ist nur einmal im Leben, doch in diesem Jahr wird ihn pandemiebedingt niemand feiern. Wenigstens bei der Zeugnisübergabe soll Stimmung aufkommen. Wir haben nachgefragt: Das haben die Gymnasien in der Region vor.

 Abiturzeugnisfeier unter Corona-Bedingungen auf dem Schulhof am Grafschafter-Gymnasium.

Abiturzeugnisfeier unter Corona-Bedingungen auf dem Schulhof am Grafschafter-Gymnasium.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Von Jana Marquardt
Georg-Forster-Gymnasium, Kamp-Lintfort
Wenn die Schüler schon nicht in Erinnerungen an ihre Abiturfeier schwelgen können, wird es immerhin möglich sein, ein Abschiedsfoto zu betrachten: Vor der Zeugnisübergabe in der Stadthalle wird jeder Schüler einzeln fotografiert. Später werden die jungen Leute vor dem Hintergrund des Kloster Kamps zusammengefügt zu einem Gruppenfoto. Die Idee dazu hatte der Förderverein. Er übernimmt die Kosten. Ein gemeinsames Foto wäre nicht nur wegen der Abstandsregeln schwierig geworden. Die Übergabe ist in drei Etappen eingeteilt. Am 26. Juni werden um 11, 13 und 15 Uhr jeweils zwei Leistungskurse, die durch verschiedene Eingänge kommen, ihre Zeugnisse entgegennehmen. Es werden Listen geführt: Wer hat wo gesessen? Wer war wann anwesend? Im Corona-Fall können Kontaktpersonen so leicht ausfindig gemacht werden. Jeder Abiturient darf einzeln auf die Bühne treten, mit Maske versteht sich, und dem Schulleiter zunicken, wenn der ihm die offizielle Bescheinigung überreicht. „Es ist für uns alle befremdlich, aber es wird in diesem Jahr wohl kein Händeschütteln geben“, sagt Schulleiter Alexander Winzen. Er ist voller Hoffnung, dass die 105 Schulabgänger die Übergabe trotzdem genießen. Im Hintergrund sollen Fotos von den Kursfahrten gezeigt werden.

Julius-Stursberg-Gymnasium, Neukirchen-Vluyn Hier wird nicht gedrittelt. Schulleiterin Susanne Marten-Cleef, die Abiturienten und das Kollegium sind sich einig: Alle sollen zusammen feiern. Da es in diesem Jahr 83 Abiturienten gibt, ist das in der Aula möglich. Allerdings können die Familien der Schüler nicht dabei sein. Deshalb wird die Zeugnisübergabe aufgenommen und später an alle verteilt. Der Bürgermeister wird sprechen, die Schulleiterin und auch einige Lehrer, ein Schüler spielt auf dem Klavier. Die Musiklehrerin hat auch etwas vorbereitet. Wie die Zeugnisübergabe genau ablaufen soll, war in dieser Woche noch nicht klar. Vermutlich müssen die Schüler dabei eine Maske tragen und das Zeugnis wird auf einen Tisch abgelegt, der zwischen ihnen und der Schulleiterin steht. Getränke soll es auch geben – in kleinen Flaschen, ohne geselliges Beisammensein. Auf das Wetter wollen sich die Neukirchen-Vluyner nicht verlassen – ansonsten wäre der Sportplatz eine Alternative gewesen. Dort wird auch nach der Feierstunde am 26. Juni ein Foto gemacht. Das Besondere: Die Abstandsregeln werden dabei eingehalten. „Es wird eine interessante Perspektive von oben geben“, sagt Marten-Cleef. Zum Trost für die ausgefallene Feier wird der Förderverein den Abiturienten ein Geschenk überreichen. Welches das sein wird, wollte die Schulleiterin noch nicht verraten. Die Schüler planen übrigens – so Corona will – den Abiball nachzuholen.

Gymnasium Rheinkamp, Europaschule Moers Wie beim Julius-Stursberg-Gymnasium ist es auch hier möglich, die Zeugnisübergabe mit allen 67 Abiturienten gleichzeitig zu feiern. Das Beisammensein steigt am 26. Juni im Kulturzentrum, Schulleiter und Lehrer halten die üblichen Reden. Für das leibliche Wohl wird zwar nicht gesorgt, dafür aber für das auditive: Die Musical-Formation der Schule wird Songs performen, die an die „Mamma Mia“-Hits angelehnt sind. Natürlich mit gebührendem Abstand. Schulleiter Dirk Mennekes und sein Team überlegen derzeit, wie sie die Zeugnisübergabe gestalten sollen. Mennekes vermutet, dass die Schüler einzeln und mit Maske auf die Bühne geholt werden. Das Zeugnis legt er auf einem Tisch ab, so dass die Abstandsregeln eingehalten werden können. Auch die Abiturienten der Europaschule denken darüber nach, die Feier im Herbst nachzuholen. Doch der Schulleiter vermutet, dass sich bis dahin ihre Lebenswege so weit voneinander entfernt haben, dass es schwierig wird, noch einmal alle zusammenzubekommen. Er wünscht ihnen jedoch, dass sie es schaffen.

Grafschafter Gymnasium, Moers Die insgesamt 79 Grafschafter Abiturienten haben sich auf das Wetter verlassen und wurden nicht enttäuscht: Am Freitag feierten sie ihre Zeugnisübergabe auf dem Schulhof. Das Besondere: Sie durften jeweils zwei Personen mitbringen. Zuvor hatten sie mit Kreide ein Schachbrettmuster auf den Asphalt gemalt. So wusste jede Familie, wo sie stehen darf und der Abstand von 1,5 Metern zwischen den verschiedenen Haushalten konnte gewahrt werden. „Natürlich war es nicht möglich, dass Schüler oder Gäste zwischen den Quadraten hin- und her wechseln“, sagt Schulleiterin Astrid Czubayko-Reiß. Doch für Corona-Verhältnisse sei die Feier ein würdiger Abschluss gewesen. Es gab Gitarrenmusik, Reden und eine hygienisch einwandfreie Übergabe: keine Gruppenbildung, Masken, Handschuhe. Es war anders, aber nicht schlechter.

Die Euphorie, es endlich geschafft zu haben – die gibt es, auch mit Corona.

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