Kaarst Rathaus-Architekt wird 80

Kaarst · Professor Erich Schneider-Wessling feiert heute einen runden Geburtstag. Die Kaarster haben ihm ihre gläserne Ortsmitte zu verdanken. Und der Architekt hat noch weitere Pläne – zum Beispiel für eine Uhr am Rathausturm.

 1994 wurde das oft scherzhaft als "Blechdose" titulierte Rathaus in Kaarst bezogen.

1994 wurde das oft scherzhaft als "Blechdose" titulierte Rathaus in Kaarst bezogen.

Foto: NGZ-Archiv

Professor Erich Schneider-Wessling feiert heute einen runden Geburtstag. Die Kaarster haben ihm ihre gläserne Ortsmitte zu verdanken. Und der Architekt hat noch weitere Pläne — zum Beispiel für eine Uhr am Rathausturm.

Kaarst/Köln "Die Kaarster Stadtmitte war mein wichtigstes Projekt", sagt Professor Erich Schneider-Wessling. Der Architekt blickt auf eine mehr als 50-jährige Karriere in seinem Beruf zurück. Heute feiert er seinen 80. Geburtstag. Geboren im oberbayrischen Weßling studierte er an der Technischen Universität München und zwei Jahre in Los Angeles bei Frank Wright.

Für Richard Neutra baute er in Caracas, der Hauptstadt Venezuelas, ein Architekturbüro auf. Als er 1960 nach Deutschland zurückkehrte, machte er sich selbstständig. Auch heute arbeitet er täglich in seinem Kölner Büro. "Es macht mir einfach Spaß. Die Architektur gibt mir so viele Möglichkeiten, in den Organismus einer Stadt einzugreifen", sagt Schneider-Wessling.

Tätig ist er hauptsächlich im Bereich des urbanen Wohnens. Der Architekt legt nicht in erster Linie Wert auf einen persönlichen Stil. "Physische, psychische und soziale Aspekte bestimmen meine Arbeitsweise", sagt er. Die Kaarster Stadtmitte besuchte er zuletzt vor zwei Jahren. Dass viele Bürger das Rathaus wegen der Fassadenverkleidung abwertend als Blechbüchse bezeichnen, stört Schneider-Wessling nicht. "Meine Projekte sind nicht für jeden verträglich. Wenn aber eine Sache stark und gut ist, dann findet die Bevölkerung dafür einen Spitznamen", sagt er.

Kürzlich telefonierte Schneider-Wessling mit dem Ersten Beigeordneten Heinz Dieter Vogt. Er ist heute der einzige im Verwaltungsvorstand, der Anfang der 1990er Jahre die Entwicklung der Neuen Mitte begleitete. "Ich erlebe ihn immer als einen angenehmen Gesprächspartner. Bei der Planung damals war er beharrlich, aber auch kompromissbereit", sagt Vogt und erinnert sich: "Auf der Baustelle hatte er immer einen Klappstuhl dabei. Von dort aus hat er das Treiben dirigiert. Dadurch strahlte er eine faszinierende Ruhe und Gelassenheit aus".

Beim letzten Telefonat sprachen die beiden über eine Uhr für den Rathausturm. Sie wurde bisher genauso wenig umgesetzt wie die geplante Stadthalle, die auf dem Parkplatz hinter dem Rathaus vorgesehen war. Die Uhr soll flach über dem Turm angebracht werden, statt des Zeigers bewegt sich das Ziffernblatt. Der Komponist Karlheinz Stockhausen hatte dafür ein Glockenspiel entwickelt. Erich Scheider-Wessling regte jetzt eine Umsetzung an. "Wir haben die Unterlagen im Rathaus liegen. Aber ich musste ihn leider auf unsere finanzielle Lage hinweisen", so Vogt.

Seinen 80. Geburtstag feiert Erich Schneider-Wessling heute im großen Rahmen mit rund 200 Gästen. Mit seiner Ehefrau Gabriele ist er seit 1958 verheiratet, gemeinsam haben sie fünf Kinder (eines ist bereits verstorben) und fünf Enkel.

(NGZ)
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