Kaarst Gerresheim kritisiert Verfall alter Häuser

Kaarst · Der Heimatforscher Heinz Walter Gerresheim wirft der Stadt vor, sich zu wenig um Denkmalpflege zu kümmern.

 Künstler und Heimatforscher Heinz Walter Gerresheim ärgert sich darüber, dass im gesamten Stadtgebiet alte Häuser verkommen – zum Beispiel an der Mittelstraße in Kaarst.

Künstler und Heimatforscher Heinz Walter Gerresheim ärgert sich darüber, dass im gesamten Stadtgebiet alte Häuser verkommen – zum Beispiel an der Mittelstraße in Kaarst.

Foto: Linda Hammer

Das herrschaftliche Haus an der Mittelstraße mit seinem Biedermeier-Giebel, seiner schönen Tordurchfahrt zum Innenhof und der weißen Fassade erinnert an das alte Kaarst, an das Ursprungsdorf. Einige Landhäuser im Alten Dorf sind mehr als 300 Jahre alt. Doch dort blättert der Putz ab, der Blick durch die Fenster ist durch Jalousien versperrt, nur durch eines sieht man im Inneren einen Haufen Sperrmüll liegen. Seit vielen Jahren ist das Haus dem Verfall freigegeben. "Wahrscheinlich wird es bald abgerissen", sagt Heinz Walter Gerresheim. Der Künstler und Heimatforscher ärgert sich darüber, dass im gesamten Stadtgebiet alte Häuser verkommen und schließlich ganz verschwinden.

"Das ist sehr schlimm. Man könnte behaupten, es sind mehr alte Gebäude nach dem Krieg zerstört worden als währenddessen", sagt er und weiß noch weitere Beispiele zu nennen: der Stumps-Hof in Büttgen, die Alte Vikarie an der Gladbacher Straße, ein altes Backhaus und ein Fachwerkhof am Rottes – alle vernachlässigt. Vor zwei Jahren wurde das "Weberhaus" an der Ecke Glehner- und Lichtenvoorderstraße abgerissen, gleiches Schicksal prophezeit Gerresheim in naher Zukunft dem Verwaltungsgebäude der Sauerkrautfabrik in Büttgen. Besiegelt scheint es wohl schon für das Fachwerkhaus in Vorst an der Ecke Antonius- und Wattmannstraße. Der Banner eines Architekten weist bereits auf ein neues Bauvorhaben an gleicher Stelle hin. Das Gebäude wurde vor knapp zwei Jahren mit Farbe verschmiert. Die unbekannten Vandalen machten sich damals auch an Straße und Gehweg zu schaffen. Auch heute ist das Haus wieder mit Graffiti verunstaltet. Heinz Walter Gerresheim hat sich einst selbst dafür eingesetzt, dass Tuppenhof und Brauns-Mühle unter Denkmalschutz gestellt wurden.

Bei der Stadt Kaarst prangert er eine mangelnde Sorgfaltspflicht bei diesem Thema an. Als Untere Denkmalschutzbehörde ist sie in der Regel als erster Ansprechpartner dafür zuständig. "Die Stelle ist seit über einem Jahr nicht besetzt", sagt Gerresheim. Die Stabsstelle ist dem Dezernat des Technischen Beigeordneten Manfred Meuter untergeordnet. Früher habe sich eine Mitarbeiterin 20 Stunden die Woche um den Denkmalschutz gekümmert, doch zurzeit sei die Stelle tatsächlich nicht besetzt. Die Denkmalpflege ist der Abteilung Bauordnung zugeteilt. Bei jedem Antrag auf Abriss oder Nutzungsänderung prüft sie, ob das Gebäude ein Denkmal sein könnte.

"Die Kriterien richten sich unter anderem nach dem Zustand, ob es noch im Original erhalten ist oder stark verändert wurde und ob es von besonderer geschichtlicher Bedeutung für Kaarst ist", erklärt Meuter. Die Denkmalliste der Stadt führt aktuell rund 50 Baudenkmäler. Neben dem Tuppenhof und der Brauns-Mühle gehören dazu etwa die Pampusschule, der Husemeshof, die Martinusschule, das "Deutsche Haus", der Maubishof, die Breuer-Mühle in Büttgen und einige Wegekreuze.

(stef)
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