Corona-Schutzmaßnahmen in Hückeswagen Unverständnis über erneuten Gastro-Lockdown

Hückeswagen · Ausgefeilte, funktionierende Hygienekonzepte und keine nachgewiesenen Corona-Ausbrüche in der Gastronomie – dennoch müssen ab heute die Restaurants und Hotels wieder schließen. Die Gastronomen in Hückeswagen sind sauer.

 Bis Ende November dürfen gastronomische Betriebe nicht mehr öffnen – höchstens für Außer-Haus-Geschäfte.

Bis Ende November dürfen gastronomische Betriebe nicht mehr öffnen – höchstens für Außer-Haus-Geschäfte.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Dirk Hansmann ist sauer. „Das ist ein starkes Stück und vollkommen daneben“, macht der Pächter des Restaurants Aquamarin im Bürgerbad seiner Verärgerung über den Beschluss der Bundesregierung zu einem „Lockdown light“ Luft. „Das kann nur von Köpfen kommen, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben“, echauffiert sich der Gastronom.

Ab heute, Montag, müssen Restaurants und Hotels zur Eindämmung der derzeit sprunghaft steigenden Corona-Infektionszahlen zunächst bis Ende November wieder schließen. „Dabei hat es meines Wissens keine großen Corona-Ausbrüche in Gastronomie-Betrieben gegeben“, sagt Hansmann. „Dafür gibt es überall Hygienekonzepte und in vielen Betrieben auch genug Platz“. Er hoffe, dass sich nun Widerstand regt. „Ich würde mich auch an einer Sammelklage beteiligen“, sagt Hansmann. Der Gastronom überlegt derzeit, ob er einen Abholservice anbietet. Das sei aber noch nicht entschieden.

Auch Maik Wickesberg von der Gaststätte „Beverblick“ an der Talsperre hat kein Verständnis für die Entscheidung der Bundesregierung. „Es gibt bestimmt wesentlich schlimmere Ecken für Corona-Ausbrüche, als die Gastronomie mit all den gut funktionierenden Hygienekonzepten“, stellt er klar. Er habe indes befürchtet, dass es wieder soweit komme, auch wenn da bis zum Schluss ein Funken Hoffnung gewesen sei. Wickesberg befürchtet, dass nun zunächst einmal vier Wochen Sperre sei, und dann die Bestimmungen für Weihnachten wieder gelockert würden. „Und dann haben wir im Januar wieder die nächste Zahlenexplosion“, glaubt er. Einen Liefer- oder Abholservice werde er nicht anbieten. „Dafür sind wir hier an der Bever zu weit ab vom Schuss“, sagt der Gastronom.

Das gilt auch für Michael Radermacher von der „Beverklause“. Der Koch und Platzwart vom Campingplatz hatte schon in den vergangenen Wochen weniger Betrieb, weil zum einen die Bundesstraße nach Radevormwald gesperrt ist, und zum anderen auch die K 5 zwischen Beverteich und -damm. „Es war also ohnehin schon ruhiger als üblich. Ich habe aber auch erwartet, dass wir wieder mit betroffen sein werden“, sagt Radermacher. Zumindest überlegt er gerade, an den Wochenenden einen Abholservice anzubieten. „Aber das hat schon beim ersten Shutdown nicht viel gebracht. Wir haben es gemacht, damit wir präsent bleiben“, sagt er und ergänzt: „Es ist alles im Moment wirklich einfach nicht so gut. . .“

Für Michael Kniep vom gleichnamigen Hotel an der Bahnhofstraße ist der Lockdown eine „Notbremse, um Weihnachten zu retten“. Er äußert Verständnis für die Regierung: „Es gibt kein Buch, wie man mit der Pandemie umgehen muss. Wie sie es machen, werden sie es falsch gemacht haben“, sagt Kniep. Allerdings sei es nicht verständlich, ausgerechnet den Bereich der Gastronomie, der nicht für Superspreading bekannt sei, abzustrafen. „Es sind massive finanzielle Einbrüche für uns, wir müssen jetzt den Riemen noch enger schnüren und sehen, wie wir zurechtkommen“, sagt Kniep.

Es werde zwar einen Abholdienst geben, der sei aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. „Ich mache das nur, damit ich meinen Koch nicht wieder in die Kurzarbeit schicken muss“, sagt der Hotelier.

Auch im Haus Kleineichen ist man von den Auflagen überrascht worden. „Liebe Gäste, es tut uns in der Seele weh, aber leider müssen wir ab Montag für den ganzen Monat November unser Restaurant schließen“, schreiben die Betreiber auf Facebook. Man werde aber einen Außer-Haus-Verkauf anbieten.

Einen Abhol- und Lieferservice werde es auch im Restaurant „Zum Justhof“ geben, wie das Team um Sandra Diester und Volker Kanschnik ebenfalls bei Facebook postet. Den Lieferservice werde man nun auch wieder auf die Nachbarstädte Wipperfürth, Wermelskirchen und Remscheid ausweiten.

Ein wenig positiver gestimmt zeigt sich Miko Jovic. Und das, obwohl der Wirt vom Bahnhofsplatz nicht an eine Besserung der Situation bis Ende des Jahres glaube. „Es ist beinahe schon ein wenig Routine dabei. Wir sollen einen Zuschuss bekommen, wenn das der Fall ist, dann werden wir auch den zweiten Shutdown auf jeden Fall überleben“, glaubt der Inhaber von Miko’s Bistro & Restaurant.

Jovic wird auch dieses Mal wieder täglich von 17 bis 21 Uhr und an den Sonntagen von 11.30 bis 21 Uhr für Abholungen geöffnet haben. Ihn habe der erneute Corona-Lockdown nicht überrascht, allerdings habe er erst für Mitte November damit gerechnet. „Ich hatte gerade jetzt 14 Tage Urlaub. Als ich zurückkam, wurden die Regelungen verkündet. Aber ich sehe es so: Das Leben geht weiter, nächstes Jahr sind wir auf jeden Fall weiter da“, versichert Miko Jovic.

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