Umgehungsstraße Rotmilan bekommt alternative Fläche

Hückeswagen · BM-Leser kritisiert, dass die geplante Umgehungsstraße an einem Vogel scheitert. Eine Umsiedlung des stark bedrohten Tieres ist aber gar nicht so einfach. Die Stadt will weiter Druck in Düsseldorf machen.

 Der Rotmilan zieht seine Kreise am Himmel.

Der Rotmilan zieht seine Kreise am Himmel.

Foto: dpa/Boris Roessler

Wenn Landwirt Ernst-Oskar Lambeck aus Straßweg liest, dass die Umgehungsstraße an einem Rotmilan scheitert, der erst umgesiedelt werden muss, packt den ehemaligen Kommunalpolitiker der Zorn. „Das ist lächerlich. Der Rotmilan lässt sich nicht umsiedeln, weil er immer das gleiche Nest benutzt“, erklärt er. Da müsse man schon das Nest entfernen oder den Baum fällen. Wer sage, der Milan müsse umgesiedelt werden, wolle sich nur rausreden und die Umgehungsstraße verhindern.

Ein Nest des Rotmilans zu entfernen oder den Baum zu fällen, ist aber strengstens verboten, sagt Dirk Sindhu von der Bergischen Greifvogelhilfe. Einen solchen Vogel umzusiedeln, sei kein leichtes Unterfangen, weil effektive Möglichkeiten fehlen. „Eine heile Naturlandschaft gibt es nicht mehr, die Versiedelung schreitet weiter voran“, sagt er. Am besten sei es, dem Rotmilan eine andere Horst-Möglichkeit zu bieten, denn so lange das alte Nest vorhanden sei, könne man den Vogel nur schwer davon überzeugen, sich einen anderen Horst zu suchen. „Das ist auch abhängig von der Struktur der Fläche. Ein Rotmilan braucht eine Jagdmöglichkeit, eine gute Thermik und freie Flächen“, sagt Sindhu. Eine mögliche Alternative könnte ein Kunst-Horst sein, aber das bedeute einen Aufwand von zwei bis drei Jahren. Und den Behörden müsse nachgewiesen werden, dass das Milan-Paar ein neues Zuhause gefunden habe.

Sindhu betont, dass der Rotmilan extremst gefährdet sei. Am häufigsten falle das Tier Windrädern zum Opfer. „Der Rotmilan steht kurz vor dem Aussterben“, sagt der Greifvogelfachmann. Die Menschen hätten eine hohe Verantwortung. Das Thema erfordere viel Sensibilität.

Bürgermeister Dietmar Persian musste dem Stadtrat vor einigen Wochen die Hiobsbotschaft überbringen, dass die dringend benötigten Gutachten für die Umgehungsstraße mittlerweile überaltert sind und neu erstellt werden müssen. Da geht es in erster Linie eben um diesen Rotmilan. „Wir müssen einen Ausgleich schaffen an anderer Stelle in erreichbarer Nähe und die dortige Fläche für die Zukunft des Rotmilans sichern“, erklärt Persian. Dieses Waldstück habe die Stadt auch bereits gefunden und werde durch einen Eintrag ins Grundbuch mit dem Eigentümer vereinbaren, dass auf dieser Fläche keine Bäume gefällt werden dürfen. „Damit wird die Fläche für den Rotmilan auf Dauer erhalten, wofür der Eigentümer natürlich eine Entschädigung bekommt“, sagt der Bürgermeister.

Warum sich das Verfahren nun weiter verzögert, liege schlichtweg daran, dass es für die neue Straße ein Planfeststellungsverfahren geben muss. In dem spielen alle sachlichen Gründe eine Rolle, mithin auch der Artenschutz. „Hierfür muss es eine Erhebung geben, die den Ist-Zustand vor Ort erfasst und bewertet“, erläutert der Bürgermeister.

Weil die Kartierungen für die geplante Umgehungsstraße nun aber bereits fünf Jahre alt seien, fordere die Fachbehörde eine aktuelle Fassung an. Da gehe es seiner Auffassung nach auch um mehr Rechtssicherheit, denn es könnte ja auch sein, dass der Rotmilan in diesem Gebiet gar nicht mehr brütet oder es sogar noch mehr Tiere geworden sind. „Und um das festzustellen braucht es eben auch den Zeitraum von einem Jahr, in dem vieles passieren könnte“, sagt Persian. Niemand könne den Rotmilan umsiedeln, es gehe aber darum, den Lebensraum für diesen Vogel im Bergischen zu sichern. Nicht nachvollziehen kann Persian indes, dass die Verfahren bei den Genehmigungsbehörden so lange dauern. Er wolle niemandem die Schuld geben, aber es sei schon völlig unverständlich, dass das jetzt schon so lange dauert.

Den Vorwurf, der in Hückeswagen immer häufiger zu hören ist, die Stadt würde nicht genug Druck in Düsseldorf ausüben und sich für die Umgehung einsetzen, lässt Persian nicht gelten. „Wir sind monatlich in Gesprächen, Verwaltung und Politik bleiben am Ball“, versichert er. Auch für den Hückeswagener Justizminister Peter Biesenbach (CDU) sei die Umgehungsstraße ein wichtiges Anliegen, das an höchster Stelle verfolgt werde.

Kontakt und weitere Informationen Dirk Sindhu, Bergische Greifvogelhilfe in Rösrath, Tel. 0173 8552764, E-Mail: info@bergischegreifvogelhilfe.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort