Hospizgruppe „Die Weggefährten“ Ergreifendes Schauspiel über das Altern

Hückeswagen · Vom Einlassen und Loslassen handelte das bewegende Schauspielstück „Paradiso“, zu dem die Hospizgruppe „Die Weggefährten“ zum 20-jährigen Bestehen für Sonntagnachmittag ins Gemeindezentrum Lindenberg eingeladen hatte.

 Heike Bänsch als junge Krankenschwester Vicky und Kristin Kunze als vereinsamte, alte Schuldirektorin Martha: Die Zuschauer im Gemeindezentrum Lindenberg waren bewegt von dem beeindruckenden Theaterstück.

Heike Bänsch als junge Krankenschwester Vicky und Kristin Kunze als vereinsamte, alte Schuldirektorin Martha: Die Zuschauer im Gemeindezentrum Lindenberg waren bewegt von dem beeindruckenden Theaterstück.

Foto: Heike Karsten

Eine Holzbank, ein Baum, der die Jahreszeiten widerspiegelt, zwei fantastische Schauspielerinnen und tiefsinnige Dialoge – mehr brauchte es nicht, um die Zuschauer im Gemeindezentrum Lindenberg zu fesseln. Bis auf den Zwischenapplaus nach jeder Szene war es mucksmäuschenstill im Saal. Zu ergreifend war das Schauspiel von Heike Bänsch als junge Krankenschwester Vicky und Kristin Kunze als vereinsamte, alte Schuldirektorin Martha. Lediglich nach der letzten Szene, die wie vorhersehbar kein glückliches Ende nahm, blieb der Applaus aus. Stattdessen rollten vereinzelt Tränen über die Gesichter der Zuschauer.

Dass ein Theaterstück einen selbst so in den Bann ziehen kann, damit hatten die Zuschauer vor der Veranstaltung nicht gerechnet. Die Hospizgruppe „Die Weggefährten“ hatte zu ihrem 20-jährigen Bestehens zu der Vorführung eingeladen. „Wir hatten vorher gar keine Vorstellung, was uns erwartet“, sagte Judith Voss, die selbst in Radevormwald in der Hospizarbeit tätig ist. Gemeinsam mit ihrer Mutter Christel Müllenschläder verfolgte sie das Theaterstück, das beiden sehr gut gefiel.

„Paradiso“ heißt das Theaterstück der österreichischen Schriftstellerin Lida Winiewicz. Beim Entenfüttern im Park trifft die 82-jährige, ehemalige Schuldirektorin mit humanistischer Bildung auf die 46-jährige Krankenschwester, die mit Schillers Balladen nichts anfangen kann, ihr dafür aber eine Sterbeversicherung andrehen will und sogar auf ihr Erbe aus ist. Trotz aller Unterschiede entsteht eine Freundschaft und eine Abhängigkeit zwischen den Frauen. Es gibt humorvolle Szenen ebenso wie bissige und schonungslose Kommentare, Streit und Versöhnung. Aber es entwickelt sich auch Neid auf die wesentlich jüngere Vicky, die das Leben noch vor sich hat, während Martha durch Alter und Krankheit immer mehr auf Hilfe angewiesen ist. Mit der Pflege stößt die gelernte Krankenschwester eines Tages selbst an ihre Grenzen.

Dr. Kristin Kunze, die die Martha verkörpert, ist eigentlich Zahnärztin und gibt seit Jahren Seminare zu den Themen „Humor und Erfolg“. In Hückeswagen ist sie keine Unbekannte: Bereits vor fünf Jahren trat die heute 77-Jährige auf Einladung der Hospizgruppe im Kultur-Haus Zach als „Clownin Sophia Altklug“ auf. Seit vier Jahren ist sie mit ihrer Schauspielkollegin und dem Stück „Paradiso“ auf Tour. „Es ist schön, wieder einmal vor Ort tätig zu sein“, sagte Heike Bänsch, die seit 2002 in Engelskirchen lebt.

Für die 100 Zuschauer im Gemeindezentrum Lindenberg war es ein Erlebnis. „Wirklich toll gemacht, und es passt genau – wie im Leben“, sagte Beate Schiewe begeistert. Mit dem Theaterstück ist das Jubiläumsjahr der Hospizgruppe noch lange nicht beendet. Am Sonntag, 19. Mai, 17 Uhr, folgt in der Pauluskirche ein Benefizkonzert mit vier Chören sowie Ensembles der Musikschule.

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