Schloss-Stadt als Pilotkommune Hückeswagen bekommt Oberbergs erstes Familienbüro

Hückeswagen · Das Kreisjugendamt plant neue örtliche Anlaufstellen für Familien in allen neun Kommunen ohne eigenes Jugendamt. Die Schloss-Stadt wird Pilotkommune.

 Wenn in Familien Probleme auftreten, soll demnächst ein niederschwelliges Angebot helfen, dass sie diese lösen können.

Wenn in Familien Probleme auftreten, soll demnächst ein niederschwelliges Angebot helfen, dass sie diese lösen können.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Das erste „Familienbüro“ im Oberbergischen wird voraussichtlich in Hückeswagen eingerichtet. Es handelt sich dabei um eine neue Einrichtung des Kreisjugendamtes, gedacht als niedrigschwellige Anlaufstelle für Familien, in denen Probleme unterschiedlichster Art auftreten. Hückeswagen wird mit dem Büro als Pilotkommune auftreten, nach und nach sollen alle neun Städte und Gemeinden im Kreis, für die das Kreisjugendamt zuständig ist, eine solche Anlaufstelle bekommen. Vorerst sind das allerdings nur Überlegungen der Kreisverwaltung, wie Sozialdezernent Ralf Schmallenbach jetzt im Hückeswagener Sozialausschuss unterstrich. Damit der Plan umgesetzt werden kann, muss zunächst der Jugendhilfeausschuss des Kreises in seiner nächsten Sitzung zustimmen und dann der Kreistag die Mittel dafür bewilligen.

Der Hintergrund: Seit 2018 hat ein unabhängiges Institut das Kreisjugendamt und seine Arbeit genauer unter die Lupe genommen. Es ging um Aufgabenfelder und Arbeitsabläufe in der Behörde, aber auch um Fragen zur personellen Besetzung und zu den enormen Kosten, die die Arbeit dort verschlingt. Tragen müssen sie letztlich über die Jugendamtsumlage die neun Städte und Gemeinden – zusätzlich zur Kreisumlage. Beide Positionen stellen erhebliche finanzielle Belastungen für die kommunalen Haushalte dar. Seit dem vorigen Jahr liegt nun das Gutachten des Instituts vor. Eine Handlungsempfehlung: Das Kreisjugendamt soll deutlich stärker als bisher in die vorbeugende Arbeit investieren. Die neuen Familienbüros sieht die Kreisverwaltung als Teil der Prävention, sagte Schmallenbach.

Im Bürokraten-Deutsch sollen die Familienbüros „sozialraumorientierte Arbeit“ leisten. Einfacher ausgedrückt: Familien soll vor Ort geholfen werden, also dort, wo sie leben und ihr soziales Umfeld haben. Dort haben sie es dann auch nicht gleich mit einer großen und für sie womöglich unüberschaubaren Behörde zu tun, sondern mit einem kleinen Büro und festen Ansprechpartnern. Für viele wird das die Hemmschwelle senken, sich bei individuellen Problemlagen Hilfe zu suchen. Zumindest geht der Kreis davon aus. Nachgedacht wird über eine fachliche Zusammenarbeit in den Familienbüros unter anderem mit der Schuldnerberatung. Denn oft stehen finanzielle Nöte (mit) am Anfang der Probleme innerhalb von Familien, die in der Folge auch oft schwerwiegende Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche haben.

Der Start des Projekts ist für das nächste Jahr geplant, wenn am Ende der Kreistag zustimmt. Davon ist nach aktuellem Stand der politischen Diskussion allerdings auszugehen. Wie stark die Familienbüros personell besetzt und wie die Öffnungszeiten sein werden, muss erst noch im Detail geklärt werden. Bürgermeister Dietmar Persian begrüßte in der Ausschusssitzung das neue Angebot ausdrücklich: „Es ist eine große Chance und wichtig, mit der Jugendhilfe und der Arbeit für Familien vor Ort zu gehen. Wir wollen da gerne die Pilotkommune im Oberbergischen sein.“

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