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Hoher Inzidenzwert Oberbergischer Kreis zieht Corona-Notbremse

Oberberg/Hückeswagen · Die Fallzahlen in Oberberg steigen weiter, die britische Mutation nimmt Überhand, die Sieben-Tage-Inzidenz bleibt über der 200er-Marke – die Kreisverwaltung hat daher reagiert: Ab Samstag, 17. April, gelten weitere Einschränkungen.

 Wer einen Termin beim Friseur machen will, muss bedenken, dass beim Besuch ein tagesaktueller negativer Corona-Schnelltest vorgelegt werden muss. Diese Maßnahme gilt ab Montag.

Wer einen Termin beim Friseur machen will, muss bedenken, dass beim Besuch ein tagesaktueller negativer Corona-Schnelltest vorgelegt werden muss. Diese Maßnahme gilt ab Montag.

Foto: Jürgen Moll

Die Lage im Kreis ist so dramatisch, wie seit Mitte Januar nicht mehr. Damals lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei fast 300, weswegen der Kreis etwa eine 15-Kilometer-Regelung eingerichtet hatte, wonach sich die Oberberger nicht weiter von ihrem Heimatort entfernen durften. Als dann die Inzidenz wieder sank – Anfang Februar lag sie bei etwas über 60 –, waren Lockerungen die Folge. Doch jetzt übernimmt die deutlich infektiösere britische Mutation B.1.1.7 „das Kommando“ – aktuell ist sie laut Kaija Elvermann, Leiterin des Gesundheitsamts, der Grund für mehr als Dreiviertel der Neuinfektionen –, und schon steigen sowohl die Fallzahlen als auch die Inzidenz, die am Donnerstag bei 208,8 (+ 1,1) lag und der kreisinternen Prognose nach erst einmal weiter steigen wird. Zudem werden die Intensivbetten in den oberbergischen Krankenhäusern sowie in den umliegenden Kreisen und Großstädten knapp, wie Landrat Jochen Hagt am Donnerstagnachmittag in einer Videokonferenz bestätigte.

Daher hat sich der Krisenstab der Kreisverwaltung in Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium und der Staatskanzlei des Landes zu erneuten, weiteren Einschränkungen durchgerungen. Die neue Allgemeinverfügung geht laut Kreisdirektor Klaus Grootens am Samstag, 17. April, 0 Uhr, in Kraft und dauert zunächst bis Sonntag, 2. Mai, 24 Uhr.

Das sind die wichtigsten Änderungen:

● Treffen Kontakte sind generell nur zwischen einem Hausstand und maximal einer weiteren Person erlaubt (Kinder bis einschließlich 14 Jahren werden nicht mitgerechnet).


● Einkaufen Alle Geschäfte, die über den täglichen Bedarf (zum Beispiel Supermärkte, Drogerien, Apotheken, Tierbedarf) hinausgehen, dürfen nur noch einen Bestell- und Abholservice (Click & Collect) anbieten.

● Ausgangssperre Ab morgen, Samstag, gilt eine Ausgangssperre für das gesamte Kreisgebiet zwischen 21 und 5 Uhr. Ausnahmen sind lediglich beruflicher Natur, Arztbesuche, die Versorgung von Tieren und die Betreuung von Pflegebedürftigen.


● Körpernahe Dienstleistungen wie Kosmetik, Nagelpflege und Massage sind wieder unzulässig. Dagegen können Friseure, medizinisch erforderliche Dienstleister, Fußpfleger und Betriebe zur Personenbeförderung weiterhin öffnen. Für den Besuch von Friseursalons, Sonnenstudios und nichtmedizinischer Fußpflegepraxen ist ab Montag, 19. April, ein tagesaktueller negativer Schnelltest vorzulegen. Kreisweit gibt es bereits mehr als 130 Teststationen.

● Religionsausübung Gottesdienste bleiben zwar weiterhin erlaubt, ebenso die Maximalanzahl von 100 Gläubigen bzw. einer Person pro zehn Quadratmeter. Die Dauer wird jedoch von 90 auf maximal 50 Minuten heruntergesetzt.


● Ausstellungen/Tierparks Der Besuch von Museen, Kunstausstellungen, geschlossenen Räumen in Zoos und Tierparks sowie Botanischen Gärten ist wieder untersagt.

Die steigenden Zahlen seien eine wenig erfreuliche Entwicklung, sagte Hagt. Es sei festzustellen, dass sich die Menschen vor allem in den Familien anstecken würden. „Wir hatten damit ohnehin nach Ostern gerechnet“, versicherte der Landrat. Aber durch die britische Mutante würden sich jetzt innerhalb kürzester Zeit meistens alle Mitglieder anstecken, stellte Kaija Elvermann klar. In den beiden ersten Wellen mit dem vorherigen Wildtyp des Coronavirus sei das noch anders gewesen.

Weil die Situation nun wieder einen äußerst kritischen Verlauf nimmt, „können wir das so nicht laufen lassen und müssen daher Maßnahmen ergreifen“, unterstrich der Landrat. Dabei hätte Oberberg bereits Erfahrungen mit Einschränkungen gemacht. „Wir wissen daher, mit welchen Problemen sie behaftet sind.“ Das gelte etwa für Selbstständige und Gastronomen sowie für Eltern. „Wir wissen aber auch, dass wir es mit diesen Maßnahmen nicht allen recht machen können.“ Er bekomme täglich Nachrichten, in denen einerseits strenge Regelungen und andererseits Lockerungen einfordert würden, berichtete Hagt. „Wir müssen aber nun diese Dinge anordnen, um dem Infektionsgeschehen die Spitze zu nehmen.“

Der Landrat appellierte an alle Oberberger: „Auch wenn wir alle corona-müde sind, so müssen wir uns doch in den nächsten zwei Wochen darauf konzentrieren, die Regeln umzusetzen.“

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