Polizei ermittelt in Hückelhoven Clickbait-Falle mit angeblich entführtem Mädchen

Hückelhoven · Kriminelle versuchen mit einer angeblichen Entführung, an Daten zu gelangen. Die Polizei versucht nun herauszufinden, wer hinter der Klickfalle steckt. Einen ähnlichen Fall gab es auch in Kleve.

 Ein E-Mail-Server zeigt mehrere Warnungen zu möglicherweise schadhaften Inhalten. (Symbolfoto).

Ein E-Mail-Server zeigt mehrere Warnungen zu möglicherweise schadhaften Inhalten. (Symbolfoto).

Foto: Getty Images / Ian Waldie

Zu den Kernaufgaben der Polizei gehört es, Verbrechen aufzuklären. Genauso ist es aber auch ihre Aufgabe dagegen vorzugehen, wenn Falschmeldungen über angeblich verübte Straftaten kursieren.

Genau mit so einem Fall hat es derzeit die Polizei des Kreises Heinsberg zu tun. In den sozialen Medien kursiert eine Website, aufgemacht wie eine Nachrichtenseite, mit der Behauptung, in Hückelhoven sei am Mittwoch ein achtjähriges Mädchen entführt worden. Doch an dieser Behauptung ist nichts dran, betont die Polizei. „Es wurde in Hückelhoven kein Mädchen entführt und es wird auch generell kein Kind vermisst“, sagt Angela Jansen, die Pressesprecherin der Polizei Heinsberg. Zuerst hatte die gemeinnützige Redaktion „Correctiv“ über diesen Fall berichtet.

„Entführtes Kind beim Familieneinkauf in Hückelhoven“ – so titelt Alex Smith, der Autor des Artikels. Es ist der einzige Artikel, der auf dieser Website veröffentlicht wurde, sie besteht nur aus diesem Bericht. Mit zahlreichen Details beschreibt der Autor die Geschehnisse des Tages, an dem angeblich ein achtjähriges Mädchen entführt wurde. Das Kind sei mit den Eltern und dem Bruder in einem Einkaufszentrum gewesen, als das Mädchen plötzlich verschwand. Die Eltern hätten zunächst selbst nach dem Kind gesucht, anschließend das Personal des Einkaufszentrums um Hilfe gebeten und die Polizei verständigt. Auch ein angeblicher „Ortspolizist“, nicht namentlich genannt, wird zitiert, dass Gespräche mit Interpol bereits laufen würden. Es werden Details zum äußeren Erscheinungsbild des angeblichen Entführungsopfers gegeben, so soll sie eine kleine Narbe am Kinn und ein größeres Muttermal am linken Schulterblatt haben. Auch schreibt Smith, es gebe ein Video, auf dem das Verschwinden des Mädchens festgehalten sei, was auch in dem Artikel eingebettet ist. Hier drauf zu klicken ist wohl die Intention dieser Website, es wird eine Altersbestätigung über Facebook verlangt. Dort landet man allerdings auf einer Seite, die dem Login von Facebook ähnelt. Wer dort seine Daten eingibt, gibt diese allerdings in die Hände von Betrügern.

Schaut man sich die Website mit dem Artikel über die angebliche Kindesentführung genau an, so fallen direkt mehrere Details auf, die die Glaubwürdigkeit massiv in Frage stellen. Dazu zählt die Tatsache, dass die Website nur aus diesem Artikel besteht und dass sie kein Impressum enthält. Wer versucht, mehr vom Autor Alex Smith zu lesen, landet immer wieder auf diesem einen Artikel. Unter dem Artikel sind angeblich echte Leserkommentare zu dem Artikel – über 100.000 sollen es sein, allesamt von englisch klingenden Namen in schlechtem Deutsch.

Wer hinter dieser Falschmeldung steckt, ist noch unklar. „Das versuchen wir jetzt herauszufinden“, sagt Angela Jansen und bestätigt, dass die Ermittlungen in diese Richtung aufgenommen wurden. Correctiv berichtet von einem ähnlich gelagerten Fall, der sich im vergangenen Jahr in Kleve ereignete. Auch damals soll ein Kind entführt worden sein, auch damals handelte es sich um Fake-News. Die Seite sei ähnlich aufgebaut gewesen, der Wortlaut der Nutzerkommentare sei teilweise sogar identisch zu denen in diesem Fall gewesen, was den Verdacht nahe lege, dass beide aus der selben Quelle stammen.

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