Hilden Julia Jürgensen ist jung und ziemlich jeck

Hilden · Die RP traf Julia Jürgensen – die neue, junge Geschäftsführerin des CCH – außerhalb der Session ganz privat auf ein Glas Wein im Garten.

 Julia Jürgensen ist die neue Geschäftsführerin des Carnevals Comitee Hilden.

Julia Jürgensen ist die neue Geschäftsführerin des Carnevals Comitee Hilden.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Brauchtum und Karneval – beides verbinden viele Menschen eher mit Aktivitäten der Generation 50Plus. Wenn dann die frischgebackene Geschäftsführerin des Carnevals Comittee Hilden (CCH), Julia Jürgensen, die Tür zum Eigenheim öffnet, denkt man zunächst, es handele sich wohl um die Tochter der Hauses. Weit gefehlt!

Die 28-Jährige ist seit Mai Organisationschefin des Dachverbands der hiesigen Karnevals-Vereine. Zusammen mit Präsident Daniel Pitschke, Vize Philipp Jüntgen und Schatzmeisterin Sandra Lievenscheidt managt sie den organisierten Frohsinn der Itterstadt. Dazu zählen der Karnevalsstart am 11.11. mit dem Hoppeditz-Erwachen ebenso wie die Prinzenpaar-Kürung und natürlich das Highlight des Winterbrauchtums, der Rosenmontagszug.

Wie kommt eine so junge Frau auf diesen Ehrenamtsposten? „Ich bin in Hilden geboren. Meine Eltern sind allerdings keine bekennenden Karnevalisten.“ Was man hätte vermuten können. Julia begeisterte sich schon als Kind für die Tanz-Mariechen, besuchte den Kinder- und später den Jugendkarneval. „Ich wollte dann mit 13 unbedingt in eine Tanzgruppe.“ Bei der Großen Hildener Karnevalsgesellschaft wurde sie genommen, musste aber zuvor den Eltern Dehling versprechen, dass ihre Latein-Note – mindestens eine Drei – trotz des neuen Hobbys gehalten würde.

„Ich fand es einfach toll auf der Bühne zu stehen, so schöne Outfits zu tragen“, schwärmt sie noch heute von den 14 Jahren ihrer aktiven Tanz-Karriere, die sie leider wegen eines Knieschadens beenden musste. Ihrem Heimatverein, GHK, blieb sie treu, vier Jahre auch als Geschäftsführerin.

Überhaupt hat die sympathisch offene Frau, die so ganz natürlich und ungeschminkt zum Gespräch im Garten empfängt, auch im Beruf eine gute Beziehung zu Zahlen und Fakten: Nach ihrem Abitur am Helmholtz-Gymnasium startete sie ihre Karriere bei der Kreissparkasse Düsseldorf und studierte begleitend BWL. Heute arbeitet sie als Vertriebsbeauftragte ihrer Bank im Büro Heiligenhaus und betreut Wülfrath und Mettmann. „Da muss ich mich natürlich anders anziehen als heute“, begründet sie ihren Freizeit-Look in Jeans und T-Shirt.

Statt zum Bier in einer Kneipe trifft sie sich lieber im Garten auf einen trockenen Weißwein. „Wir sind beruflich viel unterwegs, deshalb genieße ich die Zeit zu Hause.“ Die direkten Nachbarn im Doppelhaus sind die Schwiegereltern.

Der Ehemann, Sven Jürgens, ist als Präsident des GHK auch kein Unbekannter. Beide haben sich 2011 in der damaligen Tanzmühle kennen gelernt. „Er war damals noch kein Karnevala-Fan“, berichtet seine Frau mit strahlenden Augen. Sie habe dann im Laufe ihrer Beziehung argumentiert: „Entweder Du ziehst mit, oder wir sehen uns nicht so viel“, denn das Tanzen war ihr auch „sehr, sehr wichtig.“

Julia leistete Überzeugungsarbeit. Er wurde auch „Jeck“. Seit 2017 sind die beiden verheiratet. Aber: „Eheleute gemeinsam im Vorstand, das funktioniert nicht“, und somit übernahm sie den Posten im CCH. Per Computer, meist von zu Hause aus, kümmert sie sich um wichtige Genehmigungen von der Stadt, führt den Schriftverkehr, ordert Orden.

Einmal im Monat tagt der Vorstand. „Die Planung des Umzugs ist noch nicht ganz fertig. Aber alle anderen Veranstaltungen stehen schon.“ Was die kommende Session bieten wird, ist allerdings noch ein Geheimnis. Aktuell kümmert sich Julia Jürgensen um die Sommerfeste. Überhaupt habe das Verhältnismäßig kleine Hilden ein großes Angebot an Brauchtum, das sie so definiert: „Tradition bewahren und neue Wege gehen.“

Sie würde sich freuen, wenn mehr Bürger auch zu den vielen Veranstaltungen zwischen den tollen Tagen kämen. „Wir machen das ja für Hilden. Und mittlerweile sind auch viele Junge wieder dabei, die zeitweise wegen ihrer Ausbildung oder Studium die Stadt verlassen hatten.“

Es sei eine Zeit des Umbruchs. Karneval bedeutet deshalb für die neue Geschäftsführerin des CCH nicht nur Feiern, sondern ein Engagement für andere. „Brauchtum soll verbinden, keine Querelen mit sich bringen. Wir müssen gemeinsam den Weg in die Zukunft gehen.“

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