Hilden/Haan Krankenhäuser haben viele Teilzeitkräfte

Hilden/Haan · Bei den nichtärztlichen Mitarbeitern in den Kplus-Krankenhäusern von Hilden liegt der Teilzeit-Anteil über dem Landes- und in Haan sogar über dem Bundesschnitt. Die Arbeitszeitmodelle gehen flexibel auf die Bedürfnisse ein.

 Vivienne Nitzsche und Tanja Biercher (v. li.) arbeiten am St. Remigius-Krankenhaus in Leverkusen, das auch zur Kplus-Gruppe gehört. Über Arbeit im Flexipool werden sie in sämtlichen Klinikbereichen eingesetzt.

Vivienne Nitzsche und Tanja Biercher (v. li.) arbeiten am St. Remigius-Krankenhaus in Leverkusen, das auch zur Kplus-Gruppe gehört. Über Arbeit im Flexipool werden sie in sämtlichen Klinikbereichen eingesetzt.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Nach einer Auswertung von IT.NRW als Statistischem Landesamt war knapp die Hälfte des nichtärztlichen Personals an Krankenhäusern in NRW in Teilzeit beschäftigt. 48,5 Prozent beträgt ihr Anteil landesweit. Eine Nachfrage beim Kplus-Verbund ergab: Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten ist an den Krankenhäusern in Hilden und Haan sogar noch höher. Während am St. Josefs-Krankenhaus Hilden ein Wert von 48,7 Prozent erreicht wird, liegt der Anteil der Teilzeitbeschäftigten am Haaner St.-Josef-Krankenhaus mit 50,72 Prozent sogar noch höher.

Cerstin Tschirner, Sprecherin der Kplus-Gruppe, erklärte, die Initiative und der Wunsch, in Teilzeit beschäftigt zu werden, „geht in den allermeisten Fällen von unseren Mitarbeitenden aus“. Die Gründe seien unterschiedlich, „so unterschiedlich wie die privaten Umstände unserer Mitarbeitenden. Weit vorn unter den Begründungen liegt die Vereinbarkeit von Familie und einem Beruf im Schichtdienst“.

Krankenhäuser müssen 365 Tage im Jahr 24 Stunden für die Patientinnen und Patienten da sein – und dafür würden die Mitarbeitenden auch rund um die Uhr gebraucht. „Wir haben einen großen Anteil an Mitarbeiterinnen, die oft einen größeren Anteil an der Familienarbeit übernehmen und dafür Stunden reduzieren. Das mag man gesellschaftlich bedauern, aber es ist die Realität. Wobei – fairerweise gesagt – auch immer mehr Männer ihre Stellenanteile reduzieren, um mehr Zeit für die Kinder zu haben.“

Ein weiterer häufig genannter Grund ist die Work-Life-Balance. „Viele stellen als ganz bewusste Entscheidung ihren Beruf nicht mehr in den Mittelpunkt ihres Lebens. Das gilt nicht nur für die medizinisch-pflegerischen Berufe, aber für Männer und Frauen gleichermaßen.“

Tschirner erzählt, eine Kollegin habe einmal zu ihr gesagt, „ihr persönlicher Luxus sei es, sich mit ihrem reduzierten Stellenumfang mehr Freizeit zu gönnen und somit mehr Zeit zum Leben und für ihre Freunde zu haben. Diese Zeit sei ihr wichtiger als Materielles“.

Die Kplus-Gruppe respektiere  die Wünsche der Mitarbeitenden hinsichtlich ihres Stellenumfangs – die Range reicht von wenigen Stunden bis zur Vollzeitbeschäftigung. „Es ist fast alles möglich, auch im laufenden Beschäftigungsverhältnis, wenn vielleicht besondere Herausforderungen im Privaten gerade vom Einzelnen mehr fordern. Dann kann auch befristet reduziert, aber auch aufgestockt werden.“

Ein Beispiel aus der Kplus-Gruppe ist die „Flexpool“-Regelung am St. Remigius-Krankenhaus in Leverkusen. Für Tanja Biercher wäre die Rückkehr in den Pflegeberuf nach der Elternzeit nicht so einfach gewesen. Dann entdeckte sie die Stellenanzeige mit dem Hinweis auf den Flexpool. Sie bewarb sich und wurde eingestellt. Jetzt arbeitet die Mutter von zwei Kita-Kindern regelmäßig von 8 bis 13 Uhr und weiß ihre Kinder in der Zeit betreut. Dafür wird auch von ihr Flexibilität erwartet. Sie musste sich verpflichten, auf allen Stationen je nach Bedarf aus Springer eingesetzt zu werden. Drei Tage in der Chirurgie, dann vielleicht vier auf der Inneren, das macht der jungen Mutter nichts aus. Im Gegenteil findet sie es spannend, in so vielen unterschiedlichen Bereichen eingesetzt zu werden und sich als zusätzliche helfende Hand auf jeder Station hochwillkommen zu fühlen.

Auch Vivienne Nitsche hat sich für den Flexpool entschieden, obwohl sie eine 100-Prozent-Stelle hat. Vor einem Jahr hat sie nach dreijähriger Ausbildung ihr Examen abgelegt und empfindet es als Vorteil, auf diese Weise jeden Bereich eines Krankenhauses kennenzulernen – bis sie vielleicht irgendwann in einem Team fest arbeiten möchte. „Dann ist ein Wechsel durchaus möglich“, sagt Julia Schwab, die als Pflegedirektorin in beiden Häusern St. Remigius und St. Josef für die große Berufsgruppe verantwortlich ist. „Hauptsache, sie bleiben im Beruf. Und dann können Neue in den Flexpool nachrücken.“

Was Julia Schwab nun in den Kplus-Kliniken umgesetzt hat, ist keine neue Erfindung, sie selbst hat schon vor 15 Jahren als junge Mutter in einem anderen Haus von der Springer-Regelung profitiert. Im Schnitt arbeiten Pflegerinnen nur 7,5 Jahre in ihrem Beruf, sagt die Statistik. Dann scheiden sie aus wegen Elternzeit, familiärer Situation oder Frust. „Wir wissen alle, dass es einen Fachkräftemangel in Deutschland gibt“, sagt sie, „aber eigentlich haben wir nicht zu wenige ausgebildete Kräfte in diesem Beruf.“ Deswegen sah sie die Notwendigkeit, für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu sorgen. Gleichzeitig erhöht der Flexpool die allgemeine Mitarbeiterzufriedenheit, wenn die gut ausgebildeten Pflegerinnen spontan einspringen können, um Personalausfälle zu kompensieren. Das entlastet alle, wenn die festen Mitarbeiter nicht plötzlich in der Freizeit einen Anruf bekommen: Kannst du heute Nacht einspringen?

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