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Serie Haltestellen-Geschichten Auf dem „Mauspfad“ ging es um „Maut“

Hilden · Thomas Bernhardt, Begründer der Düsseldorfer Geschichtswerkstatt, hat im Auftrag des Verkehrsunternehmens Rheinbahn Historisches, Kurioses und Döneckes rund um Haltestellen zusammengetragen.

 Alt Karnap Fröbelstraße 1957. Laut Autor bedeutet die alte Ortsbezeichnung „Karnap“ so viel wie „nasse Mulde“.

Alt Karnap Fröbelstraße 1957. Laut Autor bedeutet die alte Ortsbezeichnung „Karnap“ so viel wie „nasse Mulde“.

Foto: Stadtarchiv Hilden

Die Haltestelle Karnaper Straße liegt direkt an der großen Hauptverkehrsader Richrather Straße mit der Kreuzung Karnaper Straße, Martin-Luther-Weg. Auf alten Karten ist die Richrather Straße zum Teil als Allee eingezeichnet, heute ist die stark befahrende Straße die Landesstraße 403. Sie ist Teil eines jahrhundertealten Handelsweges, der als Mauspfad bezeichnet wird. Dieser Begriff hat nichts mit Maus, sondern Maut zu tun. Also an manchen Stellen wurde an diesen Weg eine Art Zollgebühr erhoben.

Der alte Handelsweg kommt aus Richtung Langenfeld, geht durch Hilden und weiter in Richtung Düsseldorf-Gerresheim. Links und rechts der Straße sind frühzeitliche Bodenfunde gemacht worden: Gräberfelder, Steinbeile, Gefäßscherben oder Feuersteinklingen.

Den Namen hat die Straße vom alten Kirchspiel Richrath, südlich von Hilden, das von den Hildenern zum Gottesdienst besucht wurde. Denn bis Anfang des 14. Jahrhunderts war Richrath mit der Kirche St. Martin die Mutterpfarre von Hilden. Die Kirche in Hilden aus dem 10. Jahrhundert, heute Reformationskirche, war kirchenrechtlich „eine Kapelle unter Richrath“. Heute ist Richrath ein Stadtteil von Langenfeld.

Die Reformationskirche ist Hildens ältestes Gotteshaus und das Wahrzeichen der Stadt. Gemeinsam mit dem Quirinus-Münster in Neuss und der Abteikirche St. Ludgerus in Essen-Werden zählt die evangelische Pfarrkirche zu den bedeutenden späten Emporenbasiliken im romanischen Stil am Niederrhein. 1225 wurde die Kirche im spätromanischen Stil erbaut. Spätestens im Jahr 1345 wurde sie dem Apostel Jacobus der Ältere geweiht und hieß seitdem St. Jacobus. 1650 wurde die katholische Kirche an die reformierte Gemeinde übergeben. 1958 erhielt sie den Namen „Reformationskirche“.

An der Ecke Richrather Straße, Klusenstraße steht die Gemeinschaftsgrundschule Wilhelm-Busch-Schule. In dieses Gebäude zog die erste evangelische Volksschule im Oktober 1900 ein, nachdem sie ihren ersten Standort - seit 1872 an der Richrather Straße 218 - wegen Platznot – verlassen musste. Die Klusenstraße und der Klusenhof sind auch der Erwähnung wert. Als es noch kein Krankenhaus gab, wurden außerhalb der Stadt kranke Menschen in einem Lepra- und Siechenhaus untergebracht, das es dort gab. „Kluse“ oder „Klause“ heißt soviel wie „abgeschlossener Raum“, „Klosterzelle“ oder „Einsiedelei“. Ein erstes „richtiges“ Krankenhaus gibt es in Hilden dann ab 1890 an der Schützenstraße.

An der Ecke Richrather Straße, Karnaper Straße lädt die Gaststätte „Haus Tillmann“ (Tillmanns) Gäste ins gemütliche Innere oder im Sommer in den Biergarten. Das Haus in seiner heutigen Form wurde 1884 erbaut. Neben den Gasträumen befand sich eine Metzgerei. Ein kleiner Saal in der ersten Etage, in den nahezu 300 Personen passen, macht die Gaststätte zu einer Art „Feierlokal“, die von Generationen von Menschen, nicht nur aus dem Hildener Süden, gerne besucht wird. Zur Karnevalszeit, so wird es rückblickend beschrieben, war Tillmanns der Treff für die Jecken mit Blotschenball und Tanz. Eine „gepflegte“ Kegelbahn oder ein Schießstand für die Schützen im Garten ergänzten das Angebot für Jedermann und trotz mehrfachen Pächterwechsels ist das Haus bei den Südern immer noch beliebt.

Die Herkunft des Namens „Karnap“ ist nicht eindeutig geklärt. Fast schon eingebürgert hat sich die Herleitung von „Kar“ für einen aus Strohseilen geflochtenen Korb und von „Nap“ für Napf, was zusammen „Bienenkorb“ ergeben soll. 1352 wird erstmals urkundlich ein „Hof zu Karnap“ erwähnt. Erst um 1500 soll aber ein Strohkorb für die Bienenzucht verwendet worden sein. Wahrscheinlicher ist die Herleitung des Begriffs Karnap durch die Tatsache, dass im Karnaper Gebiet viel stehendes Gewässer, also eine nasse Bodensenke war. Gespeist von Überschwemmungen der Itter. Alte Karten zeigen viele Wasserabzugsgräben um die zahlreichen Felder. Das Gefälle an der Ecke Karnaper Straße, Schützenstraße bis zur Eisenbahnstrecke beträgt stellenweise über sechs Meter.

Heute gibt es zum Beispiel noch den Oerksee, den Dörpfeldsee oder den Teich bei Bolthaus. Aus dem Altdeutschen ist „kar“ für Behältnis oder Höhlung bekannt und „ap“/“apa“ wurde für Abfluss verwendet. So tendiert die Herleitung doch eher zur „nassen Mulde“ als zum „Bienenkorb“.

Der Martin-Luther-Weg erinnert an den deutschen Reformator, Augustinermönch und Theologieprofessor Martin Luther (1483 - 1546). Er löste 1517 mit den „95 Thesen“ die Reformation aus und mit der „Bibelübersetzung in sprachlicher Gestaltung für alle“ wurde die Basis gelegt für eine Vereinheitlichung verschiedener Spracheigenheiten.

Am Martin-Luther-Weg haben beispielsweise die „Diakonie im Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann gGmbH“, die Evangelische Erwachsenenbildung (EEB) oder das Evangelische Gemeinde Zentrum Hilden mit einer Kindertagesstätte ihre Adresse. Der Weg führt an der Erlöserkirche vorbei bis zur Kölner Straße.

 Die Volksschule an der Richrather Str. 134.

Die Volksschule an der Richrather Str. 134.

Foto: Stadtarchiv Hilden

Die Erlöserkirche ist die zweitälteste Kirche in Hilden. Sie wurde 1958 eingeweiht. Die Kirche spiegelt in der blauen Farbauswahl der Fenster die Verfasstheit der Gemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg wieder. Sie ist als Zeltkirche gebaut. An das Kirchengebäude schließt sich ein großes Gemeindezentrum an.

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