Grevenbroich Villa Erckens - verhüllt wie einst der Reichstag

Grevenbroich · Die Fassade des Museums wird für 185 000 Euro saniert. Zurzeit zeigt sich die Villa Erckens verhüllt wie bei einer Kunstaktion von Christo.

 Bis Ende Juni sollen die Arbeiten an der Fassade der Villa Erckens abgeschlossen sein. Dabei werden Risse und Schäden im Putz beseitigt.

Bis Ende Juni sollen die Arbeiten an der Fassade der Villa Erckens abgeschlossen sein. Dabei werden Risse und Schäden im Putz beseitigt.

Foto: Lothar Berns

Für einen kurzen Moment wirkt die Villa Erckens, als habe sie das weltberühmte Künstlerehepaar Christo und Jean-Claude verhüllt wie einst den Reichstag in Berlin: Ganz in Folie verpackt steht die ehemalige Industriellenvilla im Stadtpark da, ein bisschen knattert die Folie im leichten Wind.

Doch die Verpackung dient nicht der Kunst, sondern harter Arbeit: Damit das Gebäude, in dem das Museum der niederrheinischen Seele seine Heimat hat, bald wieder in altem Glanz erstrahlt, wird die Fassade saniert. Rund 185 000 Euro soll die Maßnahme kosten. Finanziert wird sie durch Sponsoren, denen das Museum Villa Erckens als Grevenbroicher Schmuckstück am Herzen liegt. Bis Anfang Juni soll die Fassaden-Sanierung abgeschlossen sein.

Ein straffer Zeitplan. Malermeister Stefan Küppers, der für die Firma Jaensch im Einsatz an dem Gebäude ist, gibt sich jedoch zuversichtlich: "Wenn nichts Außergewöhnliches dazwischenkommt, schaffen wir das." Bis Anfang Juni hat er jedoch alle Hände voll zu tun. "Das mache ich gerne, denn die Villa Erckens ist ein tolles Gebäude - ein traumhafter Arbeitsplatz", sagt Küppers. Seit 1959 sind die "Werkstätten für feine Malerarbeiten" Jaensch ein gefragter Ansprechpartner mit mittlerweile zwei Geschäftsstellen: in Düsseldorf und in Bonn.

Die Liste der Referenzen ist lang, zahlreiche Bundesministerien sind darunter, darüber hinaus das legendäre Gästehaus der Bundesrepublik auf dem Petersberg sowie das Palais Schaumburg in Bonn, das einst Amtssitz des Bundeskanzlers war. Auch im Rhein-Kreis Neuss hat sich das Unternehmen bereits einen Namen gemacht - zum Beispiel bei der Fassaden-Sanierung von Schloss Dyck.

Jetzt ist also die Villa Erckens an der Reihe. Zunächst wird im Dachbereich die marode Kastenrinne aus Kupfer für die Regenentwässerung erneuert - inklusive einiger Holzflächen am Gesims. An den Stuckverzierungen der Fassade werden Ausbesserungsarbeiten durchgeführt. Der Altanstrich der Außenwände wird im mechanischen Trockenverfahren entfernt. Alle von Mikroorganismen befallenen Flächen werden mit einem Fungizid behandelt. Fehlstellen im Putz werden ausgebessert, Risse verfüllt und der Untergrundstruktur angeglichen. Anschließend werden ein Haftgrund und eine Grundbeschichtung aufgebracht, damit ein tragfähiger Untergrund entsteht. Nach einer weiteren Zwischenbeschichtung erfolgt der Schlussanstrich in drei abgestimmten Farbtönen.

Die Fassadensanierung ist mehr als eine Schönheitskur für das vor 30 Jahren in die Denkmalliste der Stadt aufgenommene Gebäude. Sie ist erforderlich, da sonst massive Schäden gedroht hätten. Wegen der starken Risse und Abplatzungen hätte Feuchtigkeit in das einstige Wohnhaus des Industriellen Oskar Erckens eindringen können. Dessen Architekt Hermann Otto Pflaume gilt als der Begründer der Neo-Renaissance französischer Prägung im Rheinland. Alle Arbeiten sind mit der Denkmalbehörde abgestimmt.

(NGZ)
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