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Umweltschutz in Grevenbroich Wo wächst das schönste Grün vorm Haus ?

Grevenbroich · Grevenbroich sucht den „Vorgarten des Jahres“ und gibt 500 Euro als Preisgeld. Es geht gegen graue Schotterflächen. Die sollen angeblich pflegeleicht sein, was Experten jedoch als Irrtum bezeichnen.

 Ein Zaun aus Holz und viele Pflanzen – so sieht ein prämierter Vorgarten am Niederrhein aus. Grevenbroich sucht jetzt den „Vorgarten des Jahres“.

Ein Zaun aus Holz und viele Pflanzen – so sieht ein prämierter Vorgarten am Niederrhein aus. Grevenbroich sucht jetzt den „Vorgarten des Jahres“.

Foto: Martina Reidl

Neben der Haustür lädt eine Holzbank zum Verweilen ein, wilder Thymian bedeckt den Boden ringsherum und duftet und blüht. Zwischendrin setzt Lampenputzergras Akzente. Das ist nur eine von zahlreichen Möglichkeiten, dem grauen Schotter-Vorgarten zu entkommen. Aus dem Umweltausschuss des Rates heraus entstand die Idee, Grevenbroichs Hausbesitzer durch blühende Vorbilder zu überzeugen. 2020 zum ersten Mal gesucht: der schönste „Vorgarten des Jahres“.

„Da waren wir uns im Umweltausschuss sehr rasch sehr einig“, sagt der Ausschussvorsitzende Ralf Cremers von der CDU, die den Antrag zum Wettbewerb eingebracht hat. Eigentlich sollte der grüne Wettstreit schon wesentlich eher starten. Doch das Coronavirus hat auch die Sache mit den Vorgärten in den Mai verschoben. Cremers sagt: „Wir finden es wichtig, dass bei der intensiven Nutzung unserer Flächen – ob für die Landwirtschaft oder als Bauland, die Natur auch etwas zurückbekommt.“

Da stimmen beinahe alle zu, wie der Bundesverband Garten-, Landschaft- und Sportplatzbau in einer Umfrage herausgefunden hat. 71 Prozent der Teilnehmenden sprachen sich für einen grünen und nur 26 Prozent für einen grauen Vorgarten aus; solange es um die Vorgärten der anderen geht. „Auf der eigenen Parzelle fürchten viele Hausbesitzer, dass ein grüner Vorgarten zu viel Arbeit und ihnen über den Kopf wächst“, sagt Bernd Franzen, Landschaftsarchitekt von gartenplus. Und gibt sogleich ein Hoffnungszeichen: „Das ändert sich jedoch gerade.“

 Landschaftsarchiteckt Bernd Franzen (rundes Bild): „Es ist ein Trugschluss, dass Stein-Vorgärten wenig Arbeit machen.“

Landschaftsarchiteckt Bernd Franzen (rundes Bild): „Es ist ein Trugschluss, dass Stein-Vorgärten wenig Arbeit machen.“

Foto: RP/Petra Czyperek

Mit einem falschen Vorurteil räumt Franzen in jedem seiner Beratungsgespräche bei den Kunden gründlich auf: „Ein Stein- oder Kieselvorgarten ist nicht pflegeleichter, wie viele meinen“, sagt der Gustorfer. Denn auch die verpönte Schotterfläche vor dem Haus muss regelmäßig gepflegt werden, weil sich in allen Fugen altes Laub, und Flugstaub sammelt – und schon bald den Nährboden schafft für Samen, der durch die Luft angeflogen kommt. Wenn enttäuschte Steinwüsten-Fans dann Gift versprühen, um das Leben in den Fugen zu töten, kann das richtig teuer werden.

„Da ist ein mit Verstand angelegter, grüner Vorgarten erheblich pflegleichter“, sagt Franzen und rät dazu, den Familienrat einzuberufen, bevor eine Vorgartenfläche neu angelegt werden soll. „Die Hausbesitzer sollten realisieren, dass sie sehr oft pro Tag durch diesen Raum hindurchgehen. Wollen sie da jeweils durch eine Steinwüste laufen?“ Klar, dass ist eine rhetorische Frage. Lichteinfall und -dauer sowie die Beschaffenheit des Bodens bestimmen die Umgebungsparameter. Wer den Vorgarten mit einer Bank, einem Mäuerchen oder Sitzstein zum Lebens- und Kommunikationsraum aufwertet, schafft sich unter Umständen einen neuen Lieblingsplatz – an einer Stelle, die bislang links liegen gelassen wurde.

 Landschaftsarchitekt Bernd Franzen rät, sich neue Lieblingsplätze vor dem Haus zu schaffen.

Landschaftsarchitekt Bernd Franzen rät, sich neue Lieblingsplätze vor dem Haus zu schaffen.

Foto: Franzen

Hinzu kommt das Blüten-Buffet für Bienen, Insekten und allerlei Getier, das für ein natürliches Gleichgewicht so bedeutsam ist. „Es gibt kaum etwas naturnäheres, als eine schöne Wildblumenwiese mit einem Baum darauf“, schwärmt Bernd Franzen. Wer sich Rat und Hilfe bei einem Profi hole, erspare sich unterjährig viel Arbeit. Vom Rasen auf einer Vorgartenfläche hält Franzen nichts: „Der ist in der Tat pflegeintensiver als Steine – und wirkt eigentlich erst ab einer gewissen Flächengröße.“

Bei den heute im Mittelpunkt stehenden Blumenwiesen und bodendeckenden Staudenpflanzen kann es allerdings sein, dass diese nach zwei, drei Jahren erneuert werden müssen. „Viele Böden geben mehr nicht her. Da muss man sich darüber im Klaren sein, dass man regelmäßig neu einsähen muss“, sagt der Landschaftsarchitekt. Belohnt werde man aber bei jeder Heimkehr mit einem bunten Blickfang. So lautet das Versprechen.

Die Teilnahmebedingungen des Grevenbroicher Vorgartenwettbewerbs 2020 stehen im Info-Kasten. Der Wettbewerb soll absofort jährlich stattfinden.

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