Thema der Woche Zu viele Akteure reden zu viel und handeln zu wenig

Grevenbroich · Die Zukunftsagentur Rheinisches Revier (ZRR) will sogar mehr als 20 Hauptamtliche einstellen. Das mutet wie eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme auf Kosten der Steuerzahler an.

Zu viele unterschiedliche Akteure, Gruppierungen und Verbände mühen sich aktuell mit mehr oder weniger vorzeigbaren praktischen Resultaten um den Strukturwandel im Rheinische Revier. Schon das Wort „Strukturwandel“ hat etwas Abstraktes, wenig Greifbares - und so muten auch oft die Vorstellungen an, die aus einzelnen Gruppierungen öffentlich werden. Dabei sollte erstens das Ziel aller Beteiligter ein gemeinsames sein, nämlich: an allererster Stelle Arbeitsplätze zu schaffen für diejenigen Berufsgruppen, die durch den baldigen Wegfall von Tagebau und Kraftwerken, dazu in noch unbekannter Größe durch den möglichen Wegzug oder die Aufgabe von energieabhängigen Unternehmen in der Region betroffen sind.

Stattdessen muten die Vorhaben der ZRR, sogar mehr als 20 Hauptamtliche einzustellen, ebenso wie eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme auf Kosten der Steuerzahler an, wie auch die „hauptamtlichen Strukturen“, die sich weitere Gruppierungen jetzt „genehmigen wollen“. Diese, sogar von Fördermitteln zum Strukturwandel finanzierten Stellen für Akademiker & Co. schaffen aber keinen einzigen Ersatzarbeitsplatz für tausende „Blaumänner“, die in der Region wegfallen werden - und damit die Wirtschaft, die Kaufkraft in noch ungeahnter Weise schwächen können. Zwar macht es durchaus Sinn, sich professionelle Strukturen zu geben. Aber dabei muss Maß gehalten, klare Ziele müssen vorgegeben werden. Und es muss eine Kontrolle dieser „Arbeitsstrukturen“ geben. Und die Zeit drängt. Der Kohleausstieg mit seinen wirtschaftlichen Auswirkungen schlägt längst zu, während sich ZRR und andere Gedanken machen, wie sie einen „Wasserkopf“ an Beschäftigten aufblähen können. Es wird geredet, viel geredet, in Konferenzen, Workshops und Arbeitsgemeinschaften. Der Zeittakt des Strukturwandels wird aber nicht durch Konferenzen vorgegeben, die Zeit rennt davon.

Im Fokus aller und wirklich aller jetzt im Strukturwandel aufgestellter Akteure und Gruppierung muss die Stabilisierung der vorhandenen Wirtschaftsbetriebe im Rheinischen Revier und vor allem die Ansiedlung von neuem, produzierenden Gewerbe stehen. Erst viel später sollten die hochtrabenden Ansätze der ZRR mit Forschungs-und Hochschulprojekten weiterverfolgt werden.

Denn Arbeitsplätze für Akademiker & C. zu finden, wird das geringste Problem sein. Aber um die Region nicht auszubluten, braucht es jetzt konkret noch weitaus mehr solcher Planungen und vor allem Realisierungen wie das interkommunale Gewerbegebiet Grevenbroich/Jüchen, das allerdings viel zu langsam voran kommt. Der Strukturwandel sollte jetzt die Stunde für fähige, praxisnahe Wirtschaftsförderer in den Anrainerkommunen sein. Die bräuchten auch keine (Zweck)-Verbände keine Konferenzen, oder Arbeitsgemeinschaften. An dieser Stelle wären Fördermittel für den Strukturwandel von Bund und Land sinnvoll und zielführend, sicherlich viel effektiver eingesetzt.

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